Anglo-Araber

Erscheinungsbild:
  • schräge Schulter, raumgreifende Bewegung, gerader Kopf, kräftige, trockene Gliedmaßen,

Herkunft:
  • Kreuzung aus Englischen und Arabischen Vollblütern
Verbreitung:
  • Deutschland, Frankreich, weltweit kleinere Zuchten
Größe:
  • 160 - 170 cm, Stuten manchmal kleiner (155- 165)
Eignung:
  • Springen, Vielseitigkeit, Dressur, Distanz
Farben:
  • Braune und Füchse, selten Rappen, Schimmel, keine Schecken
Charakter:
  • feurig, leistungswillig, sensibel, manchmal schwierig


Zuchtanfänge

Sportpferd Im 18. Jahrhundert begann die Zucht dieser Rasse. Im Jahre 1755 ließ Herzog Christian IV. einige Stuten des Englischen Vollbluts in sein neu gegründetes Gestüt Zweibrücken bringen. Der Herzog war ein begeisterter Jäger und Reiter und hatte sich bei einer Englandreise in das Englische Vollblut verliebt.




"Vezir"

Zuchthengst  Sein Bruder Prinz Friedrich Michael aus Wien schenkte ihm den arabischen Hengst "Vezir". Der Herzog versuchte sein Glück und ließ seine teuren Stuten von dem mittelgroßen Schimmelhengst decken. Der Hengst war nicht gerade eine Schönheit, obwohl er über starke Kochen und gute Gänge verfügte. Das Ergebnis war für alle eine überraschung.
  Seine Nachkommen waren sehr elegant und ließen sich hervorragend reiten und fahren. Die Pferde waren etwa 153 cm groß, hatten korrekte Beinstellungen, tiefe Brust und feurige Augen. Der Hengst zeugte zudem viele Schimmel.
 Ein Sohn von "Vezir" erhielt den Namen "Empereur", er war der Vater von "Hercules". "Empereur" und "Hercules" wurden beide Stammväter der neuen Rasse, welche wegen ihrer Vorzüge schon bald bekannt wurde.
 Zu dem Zeitpunkt der Rassenentstehung wussten nur wenige, dass eigentlich eine Rückkreuzung stattgefunden hatte. Das Englische Vollblut war viele Jahre vorher aus arabischen Pferden entstanden und verschmolzen beide Rassen wieder miteinander.
 Vor allem bewährten sich die Hengste dieser Rasse als Veredler in der Warmblutzucht und die schweren Bauernpferde wurden feingliedriger, schneller und härter.




Napoleons Einfluss

 Als der französische Kaiser Napoleon Vertreter des Anglo-Arabers sah, war er von der Wendigkeit der Pferde begeistert. Allerdings musste der Gestütsdirektor Strubberg mit 78 Hengsten, 29 Stuten und 24 Hengstfohlen nach Fontainebleau fliehen. Der Krieg gegen Napoleon hatte 1814 das Gestüt Zweibrücken erreicht.
  Dadurch schien das Ende der Rasse besiegelt. Die Hengste aus Zweibrücken deckten noch einige Jahre in Trakhenen die Stuten, danach sprach man 150 Jahre lang nicht mehr in Deutschland über diese Rasse.




französische Zucht

französischer Zuchthengstspanischer Zuchthengst  In Frankreich fand derweil nochmals die Entdeckung dieser Rasse statt. Der Tierarzt und Gestütdirektor Eugène Gayot erfand 1815 die Rasse neu, ohne Wissen um die Zweibrücker Pferde. Er kreuzte die arabischen Hengste "Massoud" und "Aslan", mit einer Anglo-Arabischen Stute und zwei Englischen Vollblutstuten und nannte die neue Rasse "L´Angloarabe". Das Ziel dieser Zucht war ebenfalls ein edles, ausdauerndes, kräftiges und umgängliches Reitpferd.
 Die Rasse wurde vor allem von den Husaren im Heer geschätzt und sein guter Ruf verbreitete sich sehr schnell. Mit der Zeit entwickelten sich zwei Schläge:

 Heute ist der Typ aus Pompadour am meisten in Frankreich vertreten. Die Rasse wurde sehr stark durch die Inzucht beeinflusst, nur so war ein schnelles erreichen des Zuchtziels möglich. Heute werden rund 80 % der Stuten in Frankreich durch Anglo-Araber gedeckt.




heutige Population

Fohlen Die Population hat sich auf 3000 Stuten erhöht, davon sind 2/3 Anglo-Araber und 1/3 Vollblüter. Durch diese relative große Anzahl gilt diese Rassen in Frankreich und Polen als gefestigt. In Deutschland nimmt die Anzahl der Pferde aber kaum zu, daher ist die Rasse bei uns fast schon gefährdet.




"Ramzes" in Deutschland

 Es gab aber auch andere Zeiten und es sah 1947 so aus, als ob die Rasse einen wahren Boom in Deutschland erleben würde. Damals wurde der zehnjährige polnische Landbeschäler "Ramzes" durch Clemens Freiherr nach Deutschland gebracht.

 Der Anglo-Araber-Hengst stammte von dem Englischen Vollblüter "Rittersporn" und der Araberstute "Jordi" ab. Dadurch erinnerten sich viele Züchter an die Edelpferderasse aus Zweibrücken.
Zuchthengst aus Samur Der Hengst zeugte, bis zu einem Alter von 30 Jahren, sehr viele Spring- und Dressurcracks. Seine Nachkommen holten die meisten olympischen Medaillen gegenüber aller anderen Vererber der Welt. So gut der Hengst auch war, in der Anglo-Araber-Zucht wurde er nie eingesetzt. Ende der 70er gab es nur noch 88 Pferde dieser Rasse im Deutschland.




Zuchtvorschriften

 Es findet eine Unterscheidung zwischen Anglo- Arabischen Vollblut und Anglo- Araber statt. Damit ein Pferd als Anglo- Arabisches Vollblut anerkannt wird, muss es genau seine Vorfahren nachweisen können und es reicht dabei nicht aus arabische und englische Vorfahren zu haben. Pferde dieses Typs werden oftmals durch "AAV" oder den Zusatz "x" hinter dem Namen gekennzeichnet. Ein Anglo- Araber muss jeweils mindestens 25 % Anteil an Englisches und Arabisches Vollblut im Bezug auf die 4. Vorfahrengeneration besitzen, um in die Sektion I eingetragen zu werden. Die restlichen Vorfahren müssen alle Anglo- Arabi-sche Vollblüter gewesen sein.
Stutenkopf Der Anglo- Araber darf hingegen auch Anteile von Shagya Araber und Araber aufweisen, muss aber ebenfalls mindestens 25% Englisches Vollblut nachweisen können. International können zudem neben Arabern auch heimische Rassen in der Zucht eingesetzt werden, bei uns werden diese als Anglo Arabisches Halbblut bezeichnet. Die Kennzeichnung als Anglo- Ara-ber geschieht meist durch "AA".
 Seit dem Jahr 2000 ist die vierte Vorfahrengeneration Grundlage für die Ausstellung der Papiere. Von den 16 betrachteten Vorfahren müssen 15 auf Arabisches oder Englisches Vollblut sowie Shagya-Araber zurückgehen. Der 16. Ahne muss aus einer Warmblutpopulation stammen und einen entsprechenden Abstammungsnachweis besitzen. Diese Pferde sind an den Buchstaben "AA" hinter dem Namen zu erkennen und wird in der Sektion II der Anglo-Araber eingetragen.




Zuchtgebiete und -richtungen

 Der Anglo-Araber wird heute in ganz Europa gezüchtet, neben Frankreich und Deutschland gibt es Zuchten in Spanien, Polen, Ungarn, Italien und Russland.




Einsatzgebiete

Stempelhengst  Heute werden Anglo- Araber in Deutschland oftmals für die Veredlung anderer Warmblut-rassen und des Deutschen Reitponys verwendet. Es finden sich viele Rassevertreter im an-spruchsvollen Reitsport, vor allem in der Vielseitigkeit, Distanz und beim Springen.
 Die Pferde werden heute in allen Bereichen des Pferdesports eingesetzt und gehören dort zu den besten. Pferde dieser Rasse sind aber nichts für unerfahrene Besitzer, denn sie brauchen viel Bewegung und Einfühlungsvermögen. Ambitionierte und geduldige Reiter finden in ih-nen ein sehr gutes Turnierpferd.







Informationen:
  • Verband der Züchter des Arabischen Pferdes e.V., Bissendorfer Str. 9, 30625 Hannover araberzuchtverband.de
  • Zuchtverband für Shagya- Araber, Anglo- Araber und Araber e.V., Postfach 1236. 63822 Schöllkrippen www.zsaa.de