Altér Real

Erscheinungsbild:
  • elegantes und leichtes Reitpferd,konvexer Kopf, starke, schräge Schulter und breiter, tief angesetzter Hals, kräftige Hinterhand, abfallende Kruppe, starke Sprunggelenke

Herkunft:
  • Cartujanos und Lusitanos, französische Warmblüter, Araber und Anglo-Araber
Verbreitung:
  • Portugal, unter 1.000 Tiere weltweit
Größe:
  • 152-162 cm
Eignung:
  • Dressur, Hohe Schule, Freizeit , Fahren
Farben:
  • meist Braune dazu einige Füchse, keine anderen Farben
Charakter:
  • sehr feurig und selbstbewusst


Ursprung

 Die portugiesische Königsfamilie gründete das Gestüt Altér Real zwischen 1748 und 1749, wobei es sich eigentlich um zwei Gestüte handelte Altér do Chão und Vila de Portel. Dort wurden zu Beginn Cartujanos und Lusitanos gezüchtet.
Zuchthengst Im Jahr 1757 wurde das beste Pferdematerial nach Altér do Chão gebracht und das zweite Gestüt kaum noch genutzt. Altér do Chão liegt im Alto Alantejo, in der Nähe vom Portalegre und der spanische Grenze, bis heute befindet sich dort das Altér Real Gestüt und wird durch das Nationalgestüt Coudelaria Nacional verwaltet.
 Das Ziel bestand in einem hochblütigen Reitpferd, welche für die Hohe Schule und als Fahrpferde für die königlichen Karossen genutzt werden konnte. Der königliche Marstall beherbergte zur Mitte des 18. Jahrhunderts ständig etwa 150 Pferde, zu dieser Zeit waren das extrem viele Tiere.
 In Altér do Chão wurde eine neue Rasse herausgezüchtet, welche schon sehr bald in Portugal und ganz Europa großer Beliebtheit erfreute. Die Rasse wurde besonderst durch ihr Auftreten in der "Escola Portuguesa de Arte Equestre", der "Portugiesischen Schule der Reitkunst", berühmt.




Kreuzungsrassen

 Grundlage der Rasse waren einheimische Pferde und etwa 300 spanische Zuchtstuten, diese kamen zwischen 1751 und 1757 zu den beiden Gründergestüten. Für einen höheren Blutanteil sorgten etwa 40 englische Stuten, welche im Jahr 1764 für die Zucht eingekauft worden waren.




Gefährdung

 Durch die Invasionen von Napoleon (1807) und den Briten (1808 bis 1814) wurde die Population stark geschwächt. Um den Bestand wieder aufzustocken wurden Englische Vollblüter, Normannen und Hannoveraner eingekreuzt, der Bestand wurde dadurch vergrößert aber typische Merkmale sowie Eigenschaften des Altér Real gingen verloren und die Rasse stand vor dem Ende.
 Dazu kam noch die Verkleinerung der Weideflächen des Gestütes, die daraus folgende Verkleinerung des Stutenbestandes und die Schließung der Königlichen Reitschule im Jahr 1834, nach Abdankung König Miguel und Machtübernahme der Königin Maria II.
 Kurze Zeit später mussten auch noch Araber eingekreuzt werden, da die neue Königin Maria Pia Ramsköpfe als unschön empfand. Nach alledem war der ursprüngliche Altér Real verschwunden und die Pferde sahen ihren Vorfahren nicht mehr ähnlich.




Geschichtliche Wirren

weiterer Zuchthengst Eine Rettung schien zu Ende des 19. Jahrhunderts zu kommen, als die Regierung sehr viele spanische Zuchtpferde einfuhr, unter ihnen auch Vertreter des Gestüts Zapata und somit Cartujano. Durch die Zapata Pferde wurde die dunkle Fellfärbung in der Rasse gefestigt, da nur Braune und Rappen nach Portugal kamen. Durch diese Pferde erhielten die Altér Real zudem einen großen Teil ihres ursprünglichen Aussehens wieder.
 Am Anfang des 20. Jahrhunderts kam es in Portugal zur Revolution und die Rasse stand vor dem endgültigen Aus. Viele Mitglieder des Könighauses wurden ermordet und die Gestütsarchive vernichtet. Die neue Regierung beschloss eine weitere Verkleinerung des Gestüts, dadurch wurden viele Zuchtstuten über das ganze Lang verteilt und die Hengste kastriert.




Andrade

Kopfstudie Mit der Gründung der Republik wurde das Altérgestüt 1910 dem Kriegsministerium und seit 1941 dem Landwirtschaftsministerium übergeben. Einen wichtigen Anteil an der Rettung der Rasse hatte Dr. Ruy D´Andrade, der gleiche der die Sorraias entdeckte und in ihnen Wildpferde vermutete. D´Andrade erwarb im Jahr 1938 zwei Altér Real Hengste auf einer Auktion, bei den Hengsten handelte es sich um "Vigilante" und "Regedor". Es handelte sich um die beiden letzten bekannten reinrassigen Hengste und mit ihren Kauf ermöglichte D´Andrade den Wiederaufbau der Rasse.




Neuanfang

 Im Jahr 1942 begann der Wiederaufbau der Rasse, dabei kam ihm zugute dass noch ein dritter Hengste aus der Zucht von Dr. Antõnio Fontes Pereira de Malo gefunden wurde und dieser Hengst hieß "Marialva II". D´Andrades stellte seine beiden Hengste der Direktion des Tierzucht-Ressorts des Landwirtschaftsministeriums zur Verfügung, zu diesem Zeitpunkt waren die Hengste bereits 24 und 26 Jahre alt.
 Der Aufbau konnte zudem nur mit elf reinrassigen und zudem über 20 Jahre alten Stuten begonnen werden, es handelte sich um die Stuten "Ungida", "Viana", "Zanga", "Cingida", "Damaia II", "Dogma", "Draga III", "Esquerdista", "Havana", "Involuntaria" und "Guiga". Durch die Vermittlung von D´Andrades wurden weitere Stuten aus Altér do Chão in das Nationalgestüt vermittelt, seine Frau züchtete in Arrepiado auch Altér Reals und diese kamen nach der Gestütsauflösung auch in das nationale Altér Gestüt.




Gegenwart

  Heute arbeiten das Altér-Gestüt und die "Escola Portuguesa de Arte Equestre" eng zusammen, damit ist eine strenge Zuchtauslese in Richtung Hohe Schule gegeben. Alle Zuchthengste müssen ihre Leistungsfähigkeit in der Portugiesischen Schule der Reitkunst beweisen, erst bei positiven Ergebnissen kommen die Hengste zum Zuchteinsatz nach Altér do Chão. Die Stuten werden ebenfalls als Drei- oder Vierjährige eingeritten und auf ihre Reiteigenschaften getestet. Auch hier muss eine positive Bewertung erfolgen ehe sie in die Zuchtstutenherde aufgenommen werden.
 Die Hengstfohlen des Nationalgestüts werden nach dem Absetzen auf eine Insel im Tejo gebracht. Die Insel ist etwa 70 ha groß und bietet vom Absetzer bis zum angehenden Dreijährigen Platz. Die Jungstuten verbleiben derweil auf riesigen Weiden im Gestüt. Das Brandzeichen der Altér Reals ist ein Krone und darunter AR. Nur Pferde mit korrekter Abstammung und Geburt in dem Gestüt Altér do Chão dürfen als Altér Reals bezeichnet werden.




Unterscheidung vom Lusitano

 Die überwiegend spanische Abstammung unterscheidet die Blutführung dieser Rasse von dem Lusitano, daher ist es falsch den Altér Real als speziellen und besonderst durchgezüchteten Lusitanozweig zu bezeichnen. Es gibt auch Exterieurunterschiede zwischen den beiden Rassen. Der Altér Real ist feiner gebaut und oftmals kleiner als die modernen Lusitanos, negativ sind seine oft zu steile Hinterhand, weiche Fesseln dazu sein vielmals konvexes Profil. Die Pferde dieser Rasse sind auch nerviger und schwieriger zu reiten als Lusitanos, damit kaum als Anfängerpferd geeignet.




Tölt

 Man muss noch eine Besonderheit erwähnen, es gibt auch töltende Altér Reals, welche die Veranlagung von ihren spanischen Vorfahren geerbt haben. Der überwiegend auf Altér Real Basis gezogene Hengst "Bonitão de Cadaval" wurde zum Beispiel 1997 als Gangpferd des Jahres ausgezeichnet. Der Altér Real Hengst "Sublime" wurde vor der Invasion Portugals durch Napoleon nach Brasilien exportiert und begründete dort die Rasse Mangalarga Marchadores.







Informationen:
  • Dr. Klaus Sütterlin, Pfalzstraße 18, 67378 Zeiskam, Tel. 06347-7408