Berber

Erscheinungsbild:
  • langer bis mittellanger Kopf, gerades bis konvexes Profil, kleine Ohren, ausgeprägte Ganaschen, recht kurzer, kräftiger Hals, quadratische Form, kurzer, kräftiger Rücken, tiefer Schweifansatz, lange, üppige und dichte Mähne und Schweif, trockene und kräftige Gliedmaßen, schräge Schulter

Herkunft:
  • verschiedene einheimische Pferde
Verbreitung:
  • Nordafrika, Europa, Nordamerika
Größe:
  • ca. 145- 160 cm
Eignung:
  • Familien- und Sportpferd, für alle Disziplinen
Farben:
  • überwiegend Schimmel, aber auch alle anderen Grundfarben
Charakter:
  • ruhiger und fester Charakter, sehr nervenstark, man muss sein Vertrauen erringen, ausgeglichen, ausdauernd und freundlich


Ursprung

Zuchthengst Die Geschichte der Berber beginnt schon über tausend Jahre eher, als die des bekannten Arabers. Es gibt Beweise für Pferde in Nordafrika aus der Zeit von 4.000 v.Ch., es wurden Teile von Pferdeskeletten im Südwesten der algerischen Region Tiaret gefunden. Etwa 1.800 Jahre v.Ch. wurden Zeichnungen von gerittenen und angespannten Pferden in Nordafrika angefertigt. Schon im vierten Jahrhundert vor Christus lobte der antike griechische Pferdeflüsterer Xenophon die Pferde aus Numidien.
 Sein Name kommt auch aus dem Griechischen. Die Hellenen nannten alle Nachbarvölker Barbaren und die Römer übernahmen diese Bezeichnung für die wilden Volksstämme Nordafrika genau wie für deren Pferde. Dies war sehr natürlich, war doch die numidische Kavallerie eine begehrte und gefürchtet Truppe.
Kopfstudie So berichtet ein griechischer Kriegsberichtserstatter von einer besonderst arglistigen Kriegs-technik. Die Berber parierten ihre Pferde nur auf Zuruf ohne Zügeleinwirkung aus vollem Galopp durch und bei diesem "Sliding Stopp" warfen sie ihre Speere, welche durch den Schwung weiter als gewöhnlich flogen. So verschätzte sich mancher Angreifer, als er sich außerhalb der Wurfweite in Sicherheit wähnte.




Bekanntwerden in Europa

französischer Zuchthengst  Die große Zeit der Berber und ihrer Pferde begann, als sie im siebten Jahrhundert Spanien gemeinsam mit den Arabern eroberten. Der größte Teil der Pferde bestand dabei aus Berbern, Araber und Syrer mussten erst den beschwerlichen Weg durch die lypische Wüste zurücklegen und kamen daher meist auf Dromedaren, anstatt Pferden. Die Mauren herrschten 700 Jahre über weite Teile Spaniens und ihre Pferde hinterließen markant genetische Spuren in der iberischen Pferdezucht. Auch der Andalusier ähnelt seinem Verwandten dem Berber sichtbar.
  Die Berber erworben sich im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen besonderst guten Ruf in Europa. So wurde Ludwig XIII. auf einem sehr berühmten Berberhengst in die Geheimnisse der klassischen Reitkunst eingeführt. Dieser Hengst war ein Rappe und noch heute sind Rappen bei den Berbern eine Rarität.
 Lange Zeit nach der Besetzung Spaniens durch die Mauren drehten die Europäer den Spieß um. Maghreb wurde 1830 durch französische Kolonialisten besetzt. Und auch sie verwendeten den Berber, er brauchte nur 10 Liter Wasser am Tag aber die französischen Warmblüter bis zu 40 Liter.




Spahi

Kopfstudie eine Stute Die französischen Spahi-Regimenter bestanden aus algerischen Söldnern, welche mit Berbern oder Kreuzungen aus Arabern und Berbern beritten waren. So entstand sogar eine eigene Rasse, der Araber-Berber.
 Im zweiten Weltkrieg kam der Berber auch zum Einsatz. Die Pferde wurden während des Frankreichfeldzuges von deutschen Truppen von den Spahi-Regimentern erbeutet. Die meisten Tiere kamen dann beim Ostfeldzug in den Einsatz. Das 42. deutsche Kavallerieregiment ritt auf 2000 reinrassigen Berber-Kriegshengsten. Viele Berber blieben bei dem Rückzug der Wehrmacht in Polen und veredelten dort die Warmblutzucht, dabei wurden sie aber meist für Araber gehalten.




Auswirkung

  Der Berber hat die meisten der heutigen Rassen direkt und indirekt beeinflusst. Vor allem bei Andalusiern und Camargue-Pferden, sowie bei allen amerikanischen Rassen war er Zuchtgrundlage. Ein Berberhengst "Godolphin Barb" war Mitbegründer des Englischen Vollblutes. Da er den Anforderungen des neuen Jahrhunderts, Schnelligkeit und Jagdeignung, nicht entsprach geriet er in Vergessenheit.




Typen

 Heute werden verschiedeen Berbertypen unterschieden, welche je nach Region und Verwendung unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.

Eigenheiten

Jungtier Der Berber wurde eigentlich nur für einen Zweck gezüchtet, den Krieg. Dazu wurden nur ausdauernde und wendige Pferde gebraucht. Ein Berber kann aus vollem Galopp halten und wenige Sekunden später vor sich hin dösen und so Energie für einen neuen Einsatz tanken. Dazu besitzen sie eiserne Nerven, Mut und Intelligenz. Dies alles macht einem Berber aus.
  Seine Zucht zum Kriegszweck hat aber auch einen Nachteil. Die Tiere wurden darauf gezüchtet nur dem eigenem Herrn zu vertrauen und nur ihm zu dienen. Noch heute muss man sich die Gunst eines Berbers erarbeiten, was auch sehr lange dauern kann. Ist dies aber geglückt, sind die Pferde fast wie Hunde auf ihren Besitzer fixiert und lehnen andere Menschen ab. Für ihren Reiter machen sie aber alles, sie nehmen seine Fehler nicht krumm und vertrauen ihm blind.




Gegenwart

ausdrucksvolle Vorderhand  In Nordafrika werden die Berber heute noch als Transportmittel und Reittiere eingesetzt und natürlich dürfen sie bei der "Fantasia", einem Reiterspiel, nicht fehlen. Die Fantasie wird in Tunesien, Marokko und Algerien gezeigt und ersetzt durch einen sportlichen Scheinangriff einen Kampf zu Pferde. Dabei rasen einzeln oder in Reihen bis zu 50 Mann mit Musketen bewaffnete Reiter über eine mehrere hundert Meter lange Piste heran. Sie feuern gleichzeitig ihre Musketen ab und stoppen dann gemeinsam kurz vor den Zuschauer und Richtern. Dabei wird die Synchronität der Darbietung bewertet. In Marokko werden dabei schon einmal Preisgelder von 110.000 € ausgesetzt.
 Diese große Begeisterung für diesen sportlichen Wettkampf stellt aber auch eine Gefahr für den Berber dar. Denn um schnellere Pferde zu erhalten werden vermehrt Araber eingekreuzt. Dadurch sind die, von den etwa 3.000 weltweit lebenden reinrassigen Berber, in Nordafrika lebenden Tieren vom Aussterben bedroht. Die Berber werden in ihrer Heimat gleichermaßen grob behandelt wie auch familiär fürsorglich.




In Nordafrika

festlich geschmückt  Sehr edle Pferde sind teure Statussymbole und selbst reiche Familien können sich nur ein bis zwei Tiere leisten. Wenn die Tiere nicht arbeiten, werden sie wie Familienmitglieder behandelt. Sie leben oft direkt im Hof des Hauses und jedes Familienmitglied gibt einen Teil seiner Mahlzeit an das Pferd ab. Wenn Stuten abfohlen, werden sie mit in das Zelt oder Haus gebracht und die Menschen helfen der Stute. Die erste Milch wird der noch liegenden Stute abgemolken und dem Fohlen eingeflößt. Die ist sicher eine Ursache für die starke Bindung des Berbers an den Menschen.
 Auf der anderen Seite, werden die Tiere mit sehr scharfen Stangengebissen geritten. Mehrer Zentimeter lange Zungenstrecker drücken schmerzhaft gegen den Pferdegaumen und ihre Mäuler sind oft blutig. Die scharfen Ränder der Kastensteigbügel reißen sehr oft die Flanken der Pferde blutig auf. Die Pferde werden tagelang angehobbelt, da es an Zäunen fehlt. Selbst den Fohlen werden die Hinterbeine über dem Sprunggelenk zusammengebunden, so dass lebenslange Fehlstellungen entstehen.
 Schon seit vielen Jahren stehen die Berber aus dem Atlasgebirge im Schatten ihrer erfolgreichen Nachbarn aus der Wüste, den Arabern. Er wird oft als armer Cousin des Arabers verspottet, dabei hat ein typischer Berber mit dem feingliedrigen Araber wenig gemeinsam.



In Europa

algerischer Zuchthengst Seit 1990, aus Marokko seit 1994, dürfen Berber wieder aus Afrika importiert werden. In Europa entdecken immer mehr Freizeitreiter diese Rasse, da sie kleiner als Warmblüter und dazu trittsicher und weich zu sitzen sind. Seine eher flachen Gänge sind gerade bei längeren Ritten oder Anfängern von Vorteil. Eine Töltveranlagung ist bei dieser Rasse kein Fehler.
 Er kann in jeder Reitdisziplin ausgebildet werden und ist auch als Fahrpferd einsetzbar. Seine quadratische Form, die hohe Aufrichtung und der wiegende Bergauf-Galopp befähigen ihn besonderst in der barocken Dressur. Diese Rasse ist allerdings relativ teuer und schriftlichte Abstammungsnachweise in Nordafrika eher selten.
 Frankreich hat den größten Pferdebestand von Berbern in Europa. In Deutschland überwacht ein eigener Zuchtverband die Berberzucht, welche erst wenige hundert Tiere zählt. Das Zuchtbuch ist in "Reine Berber" und "Araber-Berber" unterteilt.
  Der Berber ist ein sehr robustes Pferd, welches sich auch im Offenstall halten lässt. Im Winter benötigen die Pferde allerdings einen wetterfesten Unterstand, um sich bei nassen, windigen Wetter zurückziehen zu können. Der Berber ist sehr genügsam und leichtfuttrig, so das sehr reichhaltige Weiden schon zum verfetten der Tiere führen kann.







Informationen:
  • IG
  •  - IG Berber e.V.
  • VFZB - Verein der Freunde und Züchter des Berberpferdes