Boulonnais
(Trait Boulonnais, Boulogne Pferd)

Erscheinungsbild:
  • dichte Doppelmähne, hochbeinig, breite sowie muskulöse Kruppe, hochangesetzter Schweif, breite Brust, kurzer Rücken, starke Gelenke, kein Behang
Herkunft:
  • einheimische Pferde, Orientalen
Verbreitung:
  • Frankreich
Größe:
  • 160 - 178 cm
Eignung:
  • Fahren, Freizeit
Farben:
  • vor allem Grauschimmel, keine Schecken
Charakter:
  • ausgeglichen, ruhig, sanft


Ursprung

Zuchthengst  Diese Rasse ist eine sehr traditionelle aber auch unbekannte Kaltblutrasse Frankreichs. Sie ist vor allem im Nord-Osten Frankreichs beheimatet, genauer gesagt im Boulogne-Graben, im Westen vom Departement Pas de Calais, im Gebiet von Boulogne, Desvre und Marquise.
 Entstanden ist sie durch die Kreuzung einheimischer Pferde mit Orientalen, bereits die Römer sollen Numider-Pferde in das Gebiet gebracht haben aber überliefert ist es aus der Zeit zwischen den Kreuzzügen und der spanischen Besetzung. Bereits in dem Jahre 1589 wurden sie für ihre Schnelligkeit bei der Veranstaltung der Saint Omer Rennen bewundert.




Geschichte

Kopfstudie  Im Mittelalter waren diese Pferde bereits bekannt und beliebt, besonderst die „Fischhändlerstuten“ waren berühmt. Diese Pferde brachten von den Stränden und Häfen der Boulogne-Küste in weniger als einem Tag die Fische in die Städte wie Paris oder Picardie. Dabei zogen oftmals vier Pferde einen 3,5 Tonnen schweren Wagen über 50 km weit, eine beachtliche Leistung. Im 17. Jahrhundert erhielt die Rasse ihren heutigen Namen.
 Die wichtigsten Fellfarben am Ende des 18. Jahrhunderts waren Rappe und Dunkelbraun, innerhalb von einhundert Jahren änderte sich dieses aber. Auf einmal galt eine graue Fellfarbe als Zeichen einer besonderen Reinrassigkeit und bis heute dominiert diese Fellfärbung.




Typen

 Im 19. Jahrhundert wurde die Rasse neu geformt und es entstanden zwei verschiedene Typen. Zum einen wurde ein großes und starkes Pferd für die Arbeit auf den Rübenfeldern und dem Transport der Früchte benötigt, diese Pferde werden Dunkerque genannt. Die Fischhändler des Mittelalters bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hingegen schätzen bei dem Transport der Waren vom Ärmelkanal nach Paris edlere und kompaktere Stuten, deren Nachkommen sind bis heute deutlich leichter sowie kleiner und sie werden als Mareyeur bezeichnet.




Umzüchtung und kurz vor dem Aus

Mareyeur  Im 19. Jahrhundert war die Blütezeit der Rasse, die immer moderneren Geräte in der Landwirtschaft, immer schwerere Transportwagen, die Entwicklung der Omnibusse und auch die Arbeit in Bergwerken erforderten eine starke und große Rasse. Durch eine gezielte Zuchtumstellung entwickelten sich die Pferde innerhalb sehr kurzer Zeit optimal für die neuen Anforderungen.
 Durch die Mechanisierung in der Landwirtschaft nach dem 1. Weltkrieg und der gesamten Industrie nach dem 2. Weltkrieg verlor die Rasse ihre wichtigsten Existenzgrundlagen. Nur wenige Züchter hielten an der Rasse fest, der Bestand verringerte sich dramatisch.




Neuanfang

 In den 1970er wurden diese Pferde von vielen Freizeitreitern aber auch Pferdefleischlieferanten wieder entdeckt. Inzwischen finden etwa 95 % der Stutfohlen ihre Heimat bei Freizeitreitern aber Hengstfohlen gehen noch häufig in die Schlachtung, dieser Bereich wird immer kleiner. Eine Gefahr für die Rasse stellt der starke Geburtenrückgang dar, wie in ganz Europa sind die Pferdepreise stark gesunken und die Zucht lohnt sich immer weniger. Aber auch die Inzucht stellt eine große Gefahr dar, nur durch konsequentes Zuchtmanagement können die Probleme eines kleine Pferdebestandes und engen Verwandtschaftsgrades gemeistert werden. Noch immer ist der Bestand sehr klein und wenn man die etwa 1.200 heutigen Pferde mit den 160.000 zum Beginn des 20. Jahrhunderts vergleicht, ist diese Abnahme erschreckend aber seit ein paar Jahren steigt die Anzahl jährlich um etwa 10% an.




Zucht und Eigenschaften

Araboulonnais  Die Zucht wird in Frankreich schon seit Jahrzehnten durch das „Syndicat Hippique Boulonnais“ organisiert und kontrolliert. Seit etwa 1975 werden Boulonnais wieder gezielt mit Arabern gekreuzt, die daraus entstehenden Pferde werden Araboulonnais genannt. Diese Tiere können nicht ins Stutbuch eingetragen werden, sie sind vor allem als Gespannpferde sehr beliebt. Werden diese Tiere mit reinrassigen Boulonnais gekreuzt können deren Nachkommen wieder als Boulonnais eingetragen werden.
 Heute findet man Boulonnais vor allem als Freizeitpferde, vor der Kutsche, bei Zirkuslektionen oder als Holzrückepferde. Für den Springsport sind die Pferde kaum geeignet aber als Familienpferde erweisen sie sich sehr vielseitig.







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