Cartujano (Kartäuser)

Erscheinungsbild:
  • dunkle Haut bei Schimmelfärbung, Rams- oder gerader Kopf, kleinerer Kopf als PRE, große, weit auseinander stehende Augen, viel Aufrichtung, kompaktes und muskulöses Gebäude

Herkunft:
  • unbekannter Hengst ist der Gründer
Verbreitung:
  • vor allem Rings um Jerez ist das Hauptzuchtgebiet, Anhänger und Züchter dieser Pferde gibt es weltweit, auch in Deutschland
Größe:
  • ab 150-165 cm
Eignung:
  • hohe Schule, Zirkus, ambitionierte Freizeitreiter
Farben:
  • fast nur Schimmel
Charakter:
  • menschenbezogen und dabei feurig, sehr ehrlich



Ursprung

idealer Rassenvertreter  Die Cartujanos sind eine eigene Zuchtlinie in der PRE. Da sie aber unabhängig von den Andalusiern, von allen Einkreuzungen und der Veränderung der Zuchtziele der PRE, gezüchtet wird, kann sie als eigene Rasse bezeichnet werden. In den Cartujanos findet man noch heute den alten, barocken Pferdetyp. Als Vertreter der Andalusier entstand der Cartujano aus Sorraiapferden, spanischen Landrassen, Marismeños und Berbern. Der Cartujano ist gesamt gesehen etwas zierlicher als ein Vertreter der PRE, er wirkt nicht ganz so wuchtig bzw. aber auch nicht so hochbeinig und warmblutmäßig wie heutige Andalusier.




Anfänge

  Die Geschichte der Cartujanos beginnt im Mittelalter als es noch kein einheitliches spanisches Pferd gab, sondern viele adlige Familien der Pferdzucht nachgingen und der Familienname zum Markenzeichen der jeweiligen Zucht wurde. So gab zu dieser Zeit Valenzuelas, Guzmanes und Zamoranos. Auf die Zamoranos wird hier noch genauer eingegangen.
Zuchthengst  Im 15. Jahrhundert wurden in Südspanien die Kartäusermönche durch Don Alvaro de la Valeto gefördert. Er vererbte nach seinem Tod 1467 den Mönchen von Cartuja 40 Quadratkilometer Land. Die Mönche züchteten schon vorher gute Pferde, die wirkliche Zucht der Cartujanos der Mönche begann aber erst viel später, als sie um 1730 die Zucht von Pedro Picado übernahmen.




Begründer

  Die Rasse wurde durch einen unbekannten Hengst begründet. Dieser wurde von Schmieden aus Jerez de la Frontera, den Gebrüdern Zamora, von einem unbekannten Soldaten gekauft. Als sie ihre Reitstuten von ihm decken ließen erhielten sie zwei Fohlen, einen Hengst und eine Stute.
Brauner Zuchthengst Eines der Fohlen erhielt den Namen "Esclavo", er soll traumhaft schön, sehr gutartig und dazu ein Stempelhengst gewesen sein. Er war ein Dunkelschimmel und seine Größe betrug etwa 155 cm. Er besaß bohnengroße weiße Flecken, schöne Ohren, sehr gut gewinkelte Gliedmaßen und eine besondere Leichtheit in den Bewegungen.
 Dieser Hengst war in Jerez als Vererber tätig und seine Nachkommen erbten seine Qualitäten, ebenso die Warzen unter der Schweifrübe. Die Warzen wurden schnell zu einer Art Gütesiegel für die Reinheit seiner Nachkommen. Zudem sollen viele seiner Nachfahren ein oder zwei kleine Erhebungen auf den Kopf gehabt haben.
Zuchthengst der EXPASA Als einer der beiden Brüder ihn ohne das Wissen des anderen an Pedro Picado verkaufte, soll der andere vor Trauer kurz danach gestorben sein. Pedro Picado besaß schon vorher eine Pferdezucht, welche er mit Esclavo veredelte. Der neue Besitzer von Esclavo zahlte mehr Geld für den Hengst, als er eigentlich zur Verfügung hatte und verschuldete sich daher für den Hengst.




Karthäuserkloster

  Daraufhin konnte er einige Jahre später die Kirchensteuer nicht mehr bezahlen und so landete der Hengst und die restliche Zucht mit dessen Nachkommen, man nannte alle seine Pferde Zamoranos, als Pfand in dem Gestüt der Kartäusermönche von Cartujo, einem kleinen Dorf bei Jerez de la Frontera. Neben den Zamoranos gab es aber auch noch andere Verfechter der ursprünglichen Genette, welche seit dem 15. Jahrhundert die Cartujanos in Reinzucht hielten.
 Die Mönche wollten den traditionellen Typ des Spanischen Pferdes erhalten und kreuzten daher ihre Tiere nicht mit größeren und schwereren Pferden, wie es unter französischer Herrschaft von Napoleon befohlen wurde. Sie verweigerten den Befehl und brachten die Pferde in Sicherheit, um mit ihnen rein weiterzuzüchten. Durch ihre Sturheit und Findigkeit konnte die Rasse bis heute erhalten bleiben.
Hengst des Staatgestüts Jerez de la Frontera Die Kartäusermönche hatten mit den Templern oder anderen kriegerischen Orden nichts zu tun. Durch ihr festhalten am alten Typ der PRE handelten sie ihren Zeitgenossen entgegen, welche nur noch Streitrösser züchteten. Allerdings ist auch über besondere reiterliche Begabungen oder besondere Ausbildungsmethoden der Mönche nichts bekannt. Die Mönche besaßen große Gestüte in Sevilla und Jerez de la Frontera, die Zucht von Sevilla wurde allerdings durch Plünderungen zerstört.
  Das Gestüt dieser Mönche existierte von 1476 bis 1835. Sie mussten zwischen 1818 und 1835 viele ihrer Pferde an Züchter aus der Gegend von Jerez abgeben, damals wurden die meisten Mönche aus Spanien vertrieben.




Zapatas

 Einen Teil der Pferde übernahm der Züchter Don Antonio Abad Romano, dessen Zuchtlinie wurde bald als Romanitos bekannt. Die wesentlichsten Teile des Kartäusergestüts sollen 1835 zwischen Corbacho aus Montellamo, Calero aus Vejer und dem Pader D. Pedro José Zapato y Caro aus Arcos de la Frontera aufgeteilt worden sein.
deutscher Rassenverterter Die Brüder Pader D. Pedro José Zapato y Caro und Juan José Zapato y Caro gelten als eine der wichtigsten Verfechter der Erhaltung der Cartujanos. Das Gestüt der Zapatas besaß den berühmten Kandarenbrand (Hierro del Bocado), der bis heute existiert und begehrt ist, und Pferde ihrer Zucht sind bis heute unter dem Namen Zapatas begehrt.
  Zur Zeit der Übernahme der Pferde von den Mönchen besaßen die Zapatas zwei erstklassige Schimmelhengste. Die Hengste stammten aus den Zuchten von Retamales und Palomino. Sie deckten die Stuten der Mönche mit diesen beiden Hengsten, dadurch wurde die Schimmelfarbe immer mehr in der Rasse verbreitet.




Garcia

  Das gesamte Gestüt der Zapatas wurde 1854 verkauft. Der größte Teil wurde durch Vincente Romero Garcia übernommen, er führte auch den Kandarenbrand weiter. Der einzige Unterschied zum alten Brand, bestand darin dass er noch ein C hinzufügte. Der neue Besitzer setzte aber nicht nur die Pferde von Zapato zur Zucht ein. Er deckte auch mit den zwei anderen Hengsten. Diese stammten von Guerrero und Corbacho, beide Gestüte züchteten auch mit Nachkommen aus dem Kartäuserkloster.




Terry

voller Leben  Seitdem gab es zwei Brände, die durch die Hände verschiedenster Besitzer gingen. Der ursprüngliche Kandarenbrand wird heute mit dem Namen Terry in Verbindung gebracht. Fernando de Terry erwarb den Brand und das Gestüt 1949, nach dessen Tod 1952 besaß seine Frau den Brand bis 1981. Anschließend übernahm die RUMASA S.A. das Gestüt, nach deren Konkurs stand das Gestüt mehrere Jahre zum Verkauf.




EXPASA

Kopfstudie  Man entschloss sich 1990 eine staatliche Gesellschaft zu gründen, die EXPASA, welche das Gestüt und den Brand übernahm. Unter wissenschaftlicher Leitung wird heute versucht, dem Gestüt neuen Glanz zu verleihen. Die Kandarenbrandlinie (Hierro del Bocado) gilt heute als die einzige 100 % rein erhaltene Cartujanolinie und heißt "Cerrado en Bocado", d.h. geschlossen in Kandare gezogen. Diese Zucht ist heute weltberühmt und das Gestüt eine Vorzeigeobjekt, für optimale Pferdehaltung, Fohlenaufzucht und Ausbildung.




Cartujano-Linien

Osborne Hengst Dadurch, dass die Zapatas ihre eigenen Hengste mit den Kartäuserstuten gepaart haben, ist es wohl heute richtiger von Zapatas oder Kandarenbrand-Pferden zu sprechen, wenn man diese Zuchtlinie meint. Es gibt aber nicht nur Cartujanos der Zapata-Linie, sondern auch andere Züchter nahmen sich der Rasse an. Deren Pferde werden heute unter anderem als Blutlinien von Calero und Corbacho bezeichnet.
  Die Zucht von Calero wurde 1854 an Cristobal Romero Zarco verkauft. Der Bestand des Gestüts wurde 1897 mit 18 Stuten und 2 Hengsten aus dem Besitz von Vincente Romero Garcia ergänzt. Nach dem Tode Romero Zarcos wurde das Gestüt unter seinen Söhnen aufgeteilt. Heute ist die Zucht von Rafael Romero Benitez unter dem Namen Yeguada Romero Benitez bekannt.




andere züchter

Hengst der Osborne Zucht  Seit etwa 1930 bauten mehrere Züchter, auf Basis von Pferden mit Kandarenbrand, ihre eigene Zuchten auf. Die Zucht von Don Deogracias Blasco ist sehr gut und besitzt ein Brandzeichen in Herzform, ebenfalls bekannt ist die Zucht von Vizconde de la Montesina und einem "N" als Brandzeichen. Heute sehr bekannt und erfolgreich ist die Zucht von Don Juan Gómes Cuétara, sein Brandzeichen besteht aus einem "P" innerhalb eines Vielecks. Weitere Züchter sind Osborne, Manuel de la Calle, Don Fernando Pallarés, Blasco Balbuena, Urquijo (Conde de Odiel), Marques de Salvatierra u.v.a..




Cerrado in Bocado"

Elitehengst Heute gibt es eigentlich keinen rein gezogenen Cartujano mehr, da ja schon Vincente Romero Garcia fremde Hengste eingesetzt wurden. Heute gibt es aber in Spanien den Begriff "Cerrado in Bocado". Er bezeichnet Pferde, die "geschlossen" in der Kandarenbrandlinie gezüchtet wurden. Was aber noch nicht von besonderer Reinheit des Cartujanoblutes zeugt, den sowohl die Terrys, Vincente Romero Garcia, RUMSA S.A. und EXPASA, oder auch schon die Zapatas, züchteten nicht nur mit Kartäuserlinien.
 Heute gibt es sehr viele PRE, die über 95 % und mehr Blut der Cartujanos verfügen und somit eher den Cartujanotyp entsprechen, als Vertreter der "Cerrado in Bocado". Diese PRE sind oft billiger und dabei besser als die so genannten reinen Cartujanos.
  Einige Cartujanos hinterließen auch im Ausland ihre Spuren, wie bei den Lusitanos, Altér Real oder den Lipizzanern. Deren Aussehen weißt noch stark auf die spanischen Vorfahren hin.




Gegenwart

Stutenherde Die Cartujanos haben heute überall auf der Welt ihre Bewunderer, da sie noch am meisten dem Aussehen und den Bewegungen eines echten Spaniers entsprechen. Wer einen Cartujano kaufen will sollte aber darauf achten, dass dies aus den Papieren auch erkennbar ist. Gute Cartujanos findet man heute in großen Privatgestüten oder auch im Staatsgestüt von Jerez de la Frontera.
 Die Rasse ist vor allem für die Hohe Schule geeignet, da dies ihrem Körperbau entgegenkommt. Durch ihre Intelligenz, Fleiß, Nervenstärke, Wendigkeit und absolut gutartigen Charakter sind die Pferde aber auch für alle anderen des Pferdesports geeignet.







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