Criollo

Erscheinungsbild:
  • kräftige Gliedmaßen, kurzer und starker Rücken, gut bemuskelte Kruppe, gerader kopf, breite Stirn, kleine Ohren, quadratisch, breite Brust, schräge Schulter, flach getragener Schweif

Herkunft:
  • Andalusier, Lusitanos, Sorraias und Berber
Verbreitung:
  • Südamerika, USA, Europa
Größe:
  • 138- 150 cm, ideal 144 cm
Eignung:
  • Western, Reining, Pleasure, Freizeit, Cutting, Polo, Distanz
Farben:
  • alle Farben außer Tigerschecken, Tobiano-Schecken werden nicht eingetragen
Charakter:
  • ausgeglichen, bei Bedarf sehr feurig und danach auch wieder sehr schnell ruhig, gelehrig, anhänglich





Ursprung

argentinisches Reitpferd Diese Rasse entstand etwa vor 350 Jahren aus verwilderten Andalusiern, Lusitanos, Sorraias und Berbern in Südamerika. Diese kamen mit den Spanischen und Portugiesischen Eroberern im 16. Jahrhundert als Transport- und Reitpferde nach Südamerika.Aus der Karibik kamen 1532 Pferde mit Pizarro nach Peru (vor allem Lusitanos), Mendoza brachte 1535 spanische Pferde direkt nach Argentinien und Valdiva brachte 1541 wieder Pferde aus der Karibik nach Chile. Bereits 1580 berichtet Garay von tausenden wilder Pferde in der Gegend von Buenos Aires.
 Die Pferde veränderten sich aufgrund der Umweltbedingungen in ihrer neuen Heimat, sie wurden vor allem kompakter und etwas schwerer. Die Rasse ging nicht in den Dschungel anderer Rassen unter oder wurde nur Ausgangsrasse für andere Rassen wie der amerikanische Mustang. In Südamerika gab es zudem keine anderen Rassen und es entstanden auch keine andere bedeutende Rassen, daher wurde der Pferdebedarf durch das Einfangen wilder Criollos gedeckt. Noch heute kann man bei vielen Criollos Merkmale von Sorraias finden, sie haben einen edlen Kopf und Falbfärbungen in den verschiedensten Variationen.
Arbeitspferd Der Name Criollo entspricht dem spanischen Kreole und weist auf Südamerika auf eine spanische sonst auf eine französische Abstammung hin. Die Rasse trägt nur in Argentinien und Uruguay den Namen Criollo, in Brasilien wird die Rasse Crioulo, in Peru Costeño oder Morochuco, in Chile Corralero und in Venezuela Llanero genannt. Neben dem Namen unterscheiden sich auch die Zuchtziele etwas und es bilden sich immer mehr eigenständige Rassen daraus. Die berühmten Paso Pferde stammen von den Criollos ab, so wie es verschiedene Criollo Typen in den Ländern gibt, so haben sich auch verschiedene Paso Formen entwickelt, z.B. Paso Fino oder Paso Iberoamericano.




Gefahr und Rettung

  Mit der Zeit wurden vor allem ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschiedene Einkreuzungen unternommen, um diese Rasse zu verbessern. Es wurden Percherons genauso verwendet wie Vollblüter, dies veränderte aber den reinen Criollo und das nicht zum Besseren.
Rapphengst Die Rettung der reinen Criollos verdanken wir Dr. Emilio Solanet, er führte 1911/ 1912 eine Expedition durch Patagonien. Ihm war ein Dokument des Generals Roca von 1887 in die Hände gefallen, worin von flinkeren, besseren und wahrscheinlich noch völlig ursprünglichen Criollos bei den Indios im Süden der Pampa berichtet wurde. Solanet fand bei den Chackmott-Indios schließlich Pferde, welche in seinen Augen die anderen an Schönheit weit übertrafen. Er erwarb einiger dieser Pferde und beschloss mit diesen die "raza criolla" zu gründen, die Zucht fand auf seiner Ranch "El Cardal" statt und die Pferde wurden bald als "Criollos Cardales" bekannt. Wenn man heute Fotos von den damaligen Pferde Solanets sieht, so fällt auf dass diese Pferde viel kompakter und gröber als die heutigen Criollos waren. Dies kann auf einen seltsamen Geschmack von Solanet im Bezug auf Schönheit zurückgehen oder die damals verbreiteten Criollos sahen den heutigen absolut nicht ähnlich.
Zuchttier Die Rasse erlangte erst durch einen anderen Mann über die Grenzen Südamerikas hinaus Berühmtheit. Der Schweizer Aimé Felix Tschiffely führte mit zwei Criollos von Solanet den unglaublichen Ritt von Buenos Aires bis New York City durch. Er brach am 23.04.1925 auf, mit der 15 jährigen Mancha und dem 16 jährigen Gato. Am 29.08.1928 erreichten die drei nach 21.500 km das Ziel und wurden durch den U.S. Präsidenten empfangen, nach einem Streckenweltrekord und dem Weltrekord für die größte von Pferden überwundene Höhe, dem 5.900 m hohen Kondorpass in Bolivien. Durch diese extremen Leistungen und schließlich einem Endalter von über 40 Jahren bei beiden Pferden erlangte die Rasse eine weltweite Anerkennung.
 Im Jahr 1918 wurde die Rasse in das Argentinische Stutbuch aufgenommen und somit das erste Rassezuchtbuch durch Solanet ausgegeben, am 28. September 1922 wurde der Zuchtstandart von der "Rural Argentine Society" verabschiedet. Dabei gelten die Pferde von Solanet als Basispferde und sind durch ein B im Abstammungsnachweis gekennzeichnet.
 Seit 1944 gibt es einen gemeinsamen Zuchtstandart für alle Criollos in Südamerika, die Züchter aller Länder sind dabei in der "Asociaciñn de Cradores de Caballos Criollos (ACCC)" organisiert. Zwischen den einzelnen Ländern gibt es dabei nur noch Unterschiede in der Wunschgröße und einige Verbände lassen keine Tobiano-Schecken zu.




Typen

deutscher Rassevertreter Die Rasse besitzt verschiedene Typen, welche aufgrund der unterschiedlichen Zuchtländer entstanden sind. Ein sehr urtümlicher Typ kommt aus den patagonischen Hochebenen, die so genannten Solanet-Criollos. Dieser Typ ist sehr anspruchslos, ausdauernd, gesund und wird oft sehr alt, sein Name kommt von dem größten Förderer dieser Rasse.
 In Chile werden Criollos mit einen Stockmaß um 140 cm gezüchtet. Die Tiere haben kleine harte Hufe und sind kompakter gebaut. Die argentinischen Criollos sind größer und steifer, da sie als robuste Arbeitspferde gezüchtet werden. Criollos aus Brasilien und Uruguay hingegen sind relativ leicht und edel gebaut aber sie sind auch nicht so stark und robust. Insgesamt gesehen sind die Criollos aus dem Osten von Südamerika schwerer und ursprünglicher als die Pferde aus dem Westen.




Varianten

 Es werden verschiedene Varianten unterschieden:

Einsatzgebiete

Criolloherde  Die Rasse wurde und wird in Südamerika als Arbeitspferd auf Ranches aber auch als Schlachtpferd gezüchtet. Durch ihren Einsatz auf den Ranches entwickelte sich ein kleines, schnelles, wendiges und ausdauerndes Pferd. Die Rasse ist sehr robust und besitzt einen ausgeprägten Cow Sense. Durch die harten Zureitmethoden in Südamerika sind von dort importierte Pferde meist gestört und müssen erst auf eine sanfte Behandlungsweise gewöhnt werden.
argentinischer Zuchthengst Die Ausdauer der Pferde wird in Brasilien, Uruguay und Argentinien durch 750 km lange Distanzritte getestet, den so genannten "Macha Functional". Um ein aussagefähiges Ergebnis zu erhalten werden alle Tiere 60 Tage vor dem test gemeinsam auf die Weide gebracht, sie dürfen dort nicht zugefüttert, trainiert oder auf eine andere Weise manipuliert werden. Während des gesamten Rittes ist das Zufüttern ebenso wenig erlaubt wie der Einsatz von leistungssteigernden Mitteln, dabei nehmen etwa 90 Prozent Stuten teil und Hengste waren noch nie vorn platziert.
  In Deutschland wurde im Jahr 1994 der Criollo Zuchtverband Deutschland e.V. gegründet, der dem Spezialpferderassenverband Bayern angeschlossen ist, welcher mit der Durchführung von speziell ausgearbeiteten Leistungs- und Zuchtprüfungen eine Basis geschaffen hat, die der Rasse der Criollos gerecht wird und eine rassetypische Zucht gewährleisten kann.
Zuchthengst Der Criollo hat schon sehr viele Freunde gefunden, da er ein ideales Freizeitpferd darstellt und immer verlässlich ist. Die Pferde sind sehr zuverlässig, gutmütig und gleichzeitig temperamentvoll. Sie sind sehr wendig und kompakt, ideal für Freunde der iberischen oder Westernreitweise, allerdings nicht unbedingt Turnierpferde.
  Es empfiehlt sich Criollos bei Züchtern im eigenen Land zu kaufen, anstatt in Südamerika. Oft erhält man dort relativ schlechte Pferde, da die Züchter kein gutes Zuchtmaterial exportieren wollen. Criollos aus Südamerika leiden oftmals an Verhaltenstörungen, da sie sehr hart behandelt und eingeritten werden.







Informationen:
  • CRZVD -  Criollo Zuchtverband Deutschland