Fjordpferd
(Norweger)

Erscheinungsbild:
  • quadratisch, muskulös, dunkler Aalstrich, kurze Beine, kompakter Körper, tief angesetzter, breiter Hals, trockener Kopf, kleine Ohren, große Augen, schräge Schulter
Herkunft:
  • Wikingerpferde, Przewalski und Tarpan
Verbreitung:
  • hauptsächlich Nordeuropa an der Atlantikküste (Dänemark und Norwegen), restl. Europa, selten Übersee
Größe:
  • 138 bis 148 cm (Ausnahmen bis 150 cm), 450 kg
Eignung:
  • Freizeit, selten Fahren
Farben:
  • immer Falben mit Aalstrich in verschiedenen Schattierungen
  • Weiß-, Grau-, Gelb-, Hell-, Rot-, Braun- und Schwarzfalben
Charakter:
  • immer gelassen aber auch eigenwillig , lebhaft und mutig


Entstehung

Zuchthengst Selbst Odin ritt laut Beschreibungen einen Norweger, ein Zeichen für das Alter und gleichgebliebene Aussehen dieser Rasse. Diese Rasse ist bei uns auch als Norweger bekannt, es wird anderswo auch Westlandpferd genannt und seine Heimat ist die norwegische Westküste das "Vestland". Es wird vor allem in den Provinzen Rogaland, Hordaland, Sognod Fjordane und Møre og Romsdal, welche im Einflussgebiet des Golfstroms liegen.
Abendstimmung  Der Ursprung der Rasse ist nicht genau geklärt aber sein Aussehen lässt auf eine enge Ver-wandtschaft zu den Przewalskis oder Tarpans vermuten, aber wie diese Wildpferde in den hohen Norden gelangt sind ist unklar. Gewiss ist aber, dass die kleinen und zähen Pferde der Wikinger die Grundlage für diese Rasse waren und die Wikinger brachten von ihren Raubzügen in keltischen Gebieten (Großbritannien) erbeutete Pferde mit nach Norwegen. Genetisch gesehen steht das Fjordpferd nahe am Urwildpferd.




Entwicklung

Kopfstudie  Die Vorfahren der Fjordpferde mussten sich gegen Raubtiere und den harten Wintern nördlich des Polarkreises durchsetzen, es fand eine natürliche Selektion statt. Mit der Zeit entwickelte sich aus dem Wikingerpferd das Fjordpferd. Die sich entwickelte Härte der Tiere wurde später durch Bauern genutzt, da es Arbeitpferde mit ruhigen Temperament, sanften Wesen und in jeder Lage verlässlich waren. Die Pferde wurden als Lasttiere für die gefährlichen Gratwanderungen über die Pässe genutzt, wo jeder Fehltritt den Tod bedeutete.




Fremdeinflüsse

Hengst des Sporttyps  Die Zucht der Fjordpferde erfolgte über lange Zeit ohne Beeinflussung durch andere Rassen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte es eine Widerristhöhe von etwa 125 cm, zu diesem Zeitpunkt beschloss man eine Vergrößerung der Pferde. Dazu wurden Hengste der Rassen Gudbrandsdaler und Dølepferd eingekreuzt. Der Staat unterstützte dieses Vorhaben durch den Kauf von Dølehengsten im Jahr 1861. Die Zuchtergebnisse entsprachen aber nicht den Erwartungen und so wurden seit 1871 sehr selten fremde Rassen in der Zucht eingesetzt und ab 1876 gar kein mehr.
Stute mit Fohlen  Seit dem Jahr 1864 wird ein Zuchtbuch geführt, im Jahr 1886 fand eine "Zuchtbereinigung" statt und es wurden nur noch reinrassige Fjordpferde zur Zucht zugelassen. Bis 1899 bildeten sich sieben Pferdezuchtvereine, welche sich auf eine Reinzucht verbindlich einigten und als Ziel die selektive Weiterentwicklung der Rasse ansahen.




Hauptlinien

voller Ausdruck  Im Jahr 1910 erschien das erste Hengstregister, in ihm wurden die Jahrgänge 1857 bis 1904 erfasst. Durch dieses Hengstregister ist ein einziger Hengst als Liniengründer aller Hengstlinien zu erkennen. Der Hengst "Njal 166" wurde 17 Jahre in der Zucht eingesetzt und von ihm stammen die drei Hauptlinien mit den folgenden Hengsten:

Aufschwung

Stutenkopf In den 50er Jahren war der Norweger, als billiger Landarbeiter in Europa und Deutschland, ein Exportsschlager. Sie kamen selbst mit sehr knappem Futter aus und blieben dabei sehr stark und leistungsfähig. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Population z.B. in Deutschland auf 10.000 Tiere, das waren 70-80% der Kleinpferde.
Graufalbe In den 1960er Jahren endete der europaweite Boom aufgrund des Wirtschaftswunders, da sie durch Traktoren ersetzt wurden. Nur wenige Züchter behielten ihre Tiere und stellten sich auf die Veränderungen ein. Sie züchteten aus dem wuchtigen Arbeitspferd ein leichteres Reitpony, ohne aber die Rasse mit Arabern oder anderen Rassen zu veredeln sondern durch strenge Selektion auf ein eleganteres Pferd. Ende der 80er Jahre wurden die Tiere in Norwegen und auch in Deutschland wieder beliebter.




Zuchtgebiete

Freizeitpferd  Neben Norwegen stellt Dänemark ein Hauptzuchtgebiet dar, hier wurden bereits 1888 erste Fjordpferde auf Tierschauen vorgestellt. Im Jahr 1925 wurde der Bestand in Dänemark auf 16.000 Fjordpferde geschätzt und 1995 machte die Rasse bereits 10 % des Gesamtpferdbestandes aus. Seit dem Jahr 1926 erfolgten nur noch vereinzelte Importe nach Dänemark und ein dänisches Zuchtbuch existiert seit 1931, somit ist die Fjordpferdezucht in Dänemark arteigen geworden. Dänische Fjordpferde sind größer und schwerer, heute wird wieder vermehrt entsprechend der Originaltypen gezüchtet.
Fohlen mit Power  Im Jahr 1946 begann die Fjordpferdezucht in Polen, dazu wurden vor allem die Staatsgestüte "Kocieniece", "Moszna" und "Nowielice" genutzt. Das polnische Zuchtbuch von 1969 enthält die Einträge von 70 Hengsten und 100 Stuten. Holland importierte 1954 aus Dänemark 32 Fjordpferde und bereits 1955 wurde das "Het Netherlandse Fjordnpaarden Stamboek" gegründet. Einzelne Fjordpferde gelangte bereits 1883 als Zugpferde nach Deutschland, im Jahr 1940 wurden 18 Fjordpferde nach Deutschland importiert und nach dem 2. Weltkrieg folgten weitere. Die deutsche Fjordpferdezucht beginnt 1952 bis 1953, als die Zuchtverbände Hannover, Weser-Ems und Hessen mehrere Zuchtpferde erwarben. Die Fjordpferde wurden bis 1954 vor allem zur Zucht von Mischlingen eingesetzt, welche aber oftmals Interieur- und Exterieurfehler aufwiesen. Die "Arbeitsgemeinschaft der Pony- und Kleinpferdezüchter" fassten daher 1954 den Beschluss nur noch solche Stuten in das Stutbuch aufzunehmen, welche auf der Mutterseite in drei Generationen die Anpaarung mit reinrassigen Fjordpferdehengsten nachweisen konnten.




Deutsche Zucht und Zuchtumstellung

Prämienhengst  Bis 1960 wurden für die Reinzucht über 1000 Stuten aus Dänemark sowie 200 Stuten und 25 Hengste importiert. Die Fjordpferde verbreiteten sich dabei unterschiedlich. Die schwereren dänischen Pferde (zum Beispiel in Weser-Ems) wurden durch die leichten Reitponys verdrängt, aber der leichtere norwegische Typ (zum Beispiel in Hessen) brachte sehr gute Freizeitponys hervor und die Zucht verlief sehr erfolgreich. In der DDR waren Fjordpferde nicht erwünscht und deren Zucht begann in den neuen Bundesländern erst nach der Wende und ist heute sehr erfolgreich.
stolzer Blick In der heutigen Zeit werden vor allem Freizeitpferde gesucht, daher musste das schwere Arbeitspferd der Siebziger in ein leichteres, eleganteres und gleichzeitig robustes Allroundpferd umgewandelt. Man versuchte es zuerst wieder mit der Einkreuzung andere Rassen aber das Schlug wie Früher fehl. Durch gezielte Selektion konnte aber das Ziel erreicht werden, allerdings weisen die sehr eleganten und mit sehr guten Grundgangarten ausgestatteten Fjordpferde manchmal fehlende Ruhe und Gelassenheit sowie mangelnde Robustheit auf, wofür die Fjordpferde eigentlich sehr bekannt sind.




Fjordpferde Typen

schwedischerZuchthengst  Durch die vielen Zuchtumstellungen und verschieden Zuchtzielen im Laufe der Jahre sowie den unterschiedlichen natürlichen Umweltbedingungen in den verschiedenen Zuchtgebieten haben sich verschiedene Fjordpferde-Typen herausgebildet:

Die Mähne

Winterstimmung Die Stehmähne fast aller Norweger ist kein Überbleibsel der Wildpferdeherkunft, sondern von den Menschen verursacht. Je nach dem Land wird die Mähne geschoren, in Dänemark wird sie auf eine einheitliche Länge gestutzt und in Norwegen wird der schwarze Mittelstreifen exakt einen Zentimeter aus dem hellen Rand hinaus ragend gelassen. Man erkennt diese Rasse an den verschiedenen Falbfärbungen, den zweifarbigen Langhaar sowie dem manchmal vorhandenen Schulterkreuz und Zebrastreifen an den Beinen.




Haltung und Eigenschaften

Jungtier  Bei der Haltung dieser Rasse muss man beachten, dass sie sehr verfressen sind und somit schnell verfetten. Ein Gewicht von 600kg, das sind 150 kg Übergewicht, ist durchaus zu beobachten. Statt fetter Weiden sind abgegraste Flächen oder karge Weiden ideal für ihre Haltung. Der Norweger braucht aber seine Weide und ein Offenstahl ist das Beste für diese Rasse.
Freunde  Insgesamt gesehen sind diese Pferde sehr gute Allrounder, welche besonderst für Freizeitreiter oder als Familienpferd geeignet sind. Sie genügend vollkommen den Ansprüchen als Kutschpferd, Voltigierpferd für kleine Kinder, Schulpferd für Einsteiger als Wanderreitpferd oder Westernpferd. Die Coolness der Rasse ist für Freizeitreiter ein großer Vorteil, aber für Anfänger ein Ärgernis. Reiter, welche sich nicht durchsetzen können, werden einfach ignoriert und die Tiere machen was sie wollen.







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