Friese
(Friesenpferd-Westfriese)

Erscheinungsbild:
  • großrahmig, hoch aufgesetzter, kräftiger Hals, breite Brust, muskulöse Hinterhand, leicht gespaltene Kruppe, langer, schmaler Kopf, kleine Ohren, große Augen, langes, dickes Langhaar, starker Kötenbehang, kurzer Rücken
Herkunft:
  • aus alten Rassen in Norddeutschland und den Niederlanden mit Andalusiern im 16. und 17. Jh. veredelt
Verbreitung:
  • inzwischen weltweit, hauptsächlich aber Niederlande
Größe:
  • Stuten ab 156 cm, Hengste und Wallache ab 158 cm
Eignung:
  • Fahren, Dressur bis zur hohen Schule, Show, Freizeit, Sport aber auch als Trekkingpferde
Farben:
  • fast ausschließlich Rappen in allen Schattierungen, Abzeichen unerwünscht
  • sehr wenige zur Zucht nicht zugelassene Füchse
Charakter:
  • temperamentvoll, gelehrig, freundlich, gutmütig


Entstehung

Zuchthengst   Die Friesen gelten als eine der ältesten Pferderassen Europas, selbst zu Cäcars Zeiten war die Rasse bekannt. Die Rasse entwickelte sich in dem sehr harten Klima Ostfriesland. Ständig weht ein nasskalter Wind und es kommt zu starken Herbststürmen. Im Mittelalter stellte der Friese aufgrund seiner Größe, Rittigkeit und seiner Traglistung ein bekehrtes Ritterpferd dar. Während des Barocks erlebte der Friese seine Blütezeit, da er das ideale Pferd für Präsentationen war. Sein gesamtes Erscheinungsbild entsprach den Vorstellungen der Adligen, man fiel einfach mit ihm auf.




historische Zucht und Einflüsse

Kopfstudie Berühmte Gestüte und Fürstenhäuser befassten sich mit ihrer Zucht, wie das dänische Gestüt Frederiksborg und das österreichische Gestüt des Erzbischofs von Salzburg. Sein heutiges Erscheinungsbild entstand schon damals, Großrahmigkeit, hohe Aufrichtung und starke Knieaktion. Es wurde so wie heute als Reit- und Fahrpferd genutzt.
kräftige Hinterhand  Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Andalusier eingekreuzt, welches man an seinem edlen Kopf, der Leichtigkeit seiner Bewegungen und der hohen Halsung sehen kann. Zu dieser Zeit lagen die Niederlande mit Spanien im Krieg und spanische Truppen fielen über Friesland her. Dabei wurden die edlen spanischen Schlachthengste mit den friesischen Bauernpferden gekreuzt.




Stammbuchgesellschaft

deutliche Knieaktion  Im 19. Jahrhundert wäre die Rasse bald ausgestorben, da es nicht den damaligen Vorstellungen entsprach. Im Jahre 1878 wurde deshalb von einigen Niederländern eine Stammbuchgesellschaft für Friesenpferde, mit ein paar dutzend Pferden, gegründet.Sie gründeten im Jahr 1878 den friesischen Zuchtverband F.S.P (Friesch Paarden Stamboek) und der Hengst "Nemo 51 P" wurde als erster eingetragen. Trotzdem war die Rasse 1896 fast ausgestorben, nur vereinzelte und sehr engagierte Züchter verhinderten dies.




Reinrassigkeit in Gefahr

ausdrucksstarker Galopp  Zur Beginn des 20. Jahrhunderts wäre die Rasse fast wieder ausgestorben, da es nicht mehr den Anforderungen als Sport- und Militärpferdes genügte und schnellere Pferde mit mehr Raumgriff und flacheren Gängen gefragt war. Neben den immer kleiner werdenden Einsatzbereich wurden immer mehr Oldenburger in der Zucht eingesetzt, diese Kreuzungen zwischen Friesen und Oldenburger wurden Bovenländer genannt. Es wurden inzwischen zwei Stammbücher für reinrassige Friesen sowie nicht reinrassige Friesen geführt. Im Jahre 1913 gab es nur noch drei reinrassige Hengste, "Prins 109", "Alva 113" und "Friso 117", zum Glück wurde in diesem Jahr der Verein "Het Friesche Paard" gegründet. Dieser Verein führte das Brandzeichen "F" für reinrassige Tiere ein, brachte die Registrierungsnummern der Friesenhengste in Ordnung, sorgte für die Trennung der Stammbücher im Jahre 1915 und für ein separates Stammbuch des F.S.P. für nichtfriesische Rassen.




bedeutende Hengstlinien

ein toller Typ Vor allem den niederländischen Bauern ist es zu verdanken, dass die Rasse erhalten blieb. Sie bauten nach dem Zweiten Weltkrieg mit nur sehr wenigen Pferden eine strenge Reinzucht auf und sorgten so für den Erhalt dieser Rasse mit ihrem heutigen Exterieur. Dabei gehen heute alle Stammbuchhengste auf den Hengst "Nemo 51 P" zurück, welcher 1885 geboren wurde. Dieser Hengst ist heute durch drei Hengstlinien vertreten:

Inzuchtfaktor

bezaubernd  Fast 80 Prozent der Friesen stammen aus der Tetman- Linie, welche als sehr leistungsstark gilt. Durch die wenigen Hengstlinien und der starken Verbreitung des Hengstes "Nemo 51 P" muss bei der Zucht der Inzuchtfaktor beachtet werden. Dieser Faktor ist in den Stammbuchpapieren angegeben, beim Verband kann man auch den Inzuchtfaktor für ein erst geplantes Fohlen ermitteln lassen. Der Faktor wird über fünf Generationen zurückberechnet und stellt ein wichtiges Hilfsmittel bei der Deckhengstauswahl dar, der Inzuchtfaktor sollte maximal 5 Prozent betragen.




Rasseboom

voller Kraft Im Jahr 1954 wurde dem Friesenstammbuch der Titel "Königlich" durch das niederländische Königshaus verliehen, seitdem heißt es "Koninklijke Verenigung Het Friesch Paarden Stamboek F.P.S." und seine Schirmherrin ist momentan Königin Beatrix. Im Jahr 1980 begann der Boom dieser Rasse, zum ersten Mal wurden Friesen auf der Eurocheval in Offenburg gezeigt und seitdem wuchs der Bestand kontinuierlich an.




Einfluss der Friesen auf andere Rassen

Stute mit gerade geborenen Fohlen In vielen heutigen Rassen findet man die Gene der Friesen. So wurden 1771 Friesenhengste in Kladruby eingeführt und die schwarze Kladruberlinie wurde 1974 von den erst 1991 verstorbenen Hengst Romke aufgefrischt. Das englische Shire Horse ist ein Nachfahre der Friesen. Einhundert Friesenhengste deckten im Jahr 1200 französische und flämische Stuten, womit die Basis für die größte Pferderasse der Welt erzeugt wurde.
ein Tophengst Friesen, welche von den Römern nach England kamen, trugen wahrscheinlich zur Entstehung des Dales -Ponys und des Fell-Ponys bei. Sogar das norwegische Dölepferd besitzt friesisches Blut, welches von Tieren stammt, die zwischen 400 und 800 n.Ch. über den Handelsweg nach Norwegen kamen. Auch Kolonisten sollen Friesen mit nach Amerika gebracht haben und deren Blut soll in Morgans, Hackneys aber auch Missouri Foxtrotter und Tennessee Walking Horse fließen.
ausdrucksvoller Trab Als Trabrennpferd kam der Friese auch zum Einsatz, das erste Trabrennen soll in den Niederlanden mit friesischen Kutschen ausgetragen. Die holländischen Harddravers, deren Züchter die Traberzucht begründeten, entwickelten sich aus Friesen, welche im 18 Jh. von Bauern bei Straßenrennen eingesetzt wurden. Und selbstverständlich durfte er nicht bei der Entwicklung der Rasse des russischen Orlow- Trabers fehlen.




Entwicklung des Aussehens und der Rappfarbe

extrem seltener Fuchs Dass sich das einheitliche Aussehen des Friesen bewahren konnte, ist der frühen zentralen Friesenzucht zu verdanken, welche sich für eine strikte Reinzucht einsetzte. Seit Gründung der Stammbuchgesellschaft behielt das Friesenpferd sein Exterieur. Es ist seitdem ein Pferd mit hoch aufgesetzten Hals, breiter Brust und leicht gespaltene Kruppe. Dazu kommt die muskulöse Hinterhand, eine von Natur aus starke Aufrichtung und hohe Knieaktion.
sehr schöne Vorhand Die fast ausschließlich schwarze Farbe ist durch eine sehr starke Selektion entstanden, so gab es im 18. Jh. noch Tigerschecken und 1912 war knapp die Hälfte des Bestandes noch braun. Die letzte braune Stute wurde 1928 eingetragen. Es gibt aber auch Ausnahmen in der Fellfarbe, im Jahr 1991 wurden zwei reinrassige Fuchsfohlen geboren, seit 1928 gab es ausschließlich Rappen. Diese Füchse erhalten aber keine Zuchterlaubnis, ein einziger Zuchthengst wurde registriert und eingetragen, er darf aber keine reinrassigen Friesenstuten decken. Bei sehr guten Pferden wird eine weiße Flocke oder ein Stirn bzw. Stichelhaare an Ober- und Unterlippe geduldet, weiße Beinabzeichen führen aber sofort zum Zuchtausschluss.




deutsche Zucht

 Bei uns züchtet der DFZ, "Deutsche Friesenpferde- Züchter im F.P.S.", seit März 1992 nach den Richtlinien des F.P.S. der Niederlande. Die Körung seiner Hengste wird vom F.P.S. anerkannt und diese findet immer im Januar und in Leuwaarden statt.
deutscher Zuchthengst Ein zweiter deutscher Verband ist der "Friesenpferde- Zuchtverband" (FPZV), dessen Pferde werden aber nicht vom niederländischen F.P.S. und deutschen DFZ nicht anerkannt. Er stellt aber einen realen Zuchtverband mit eigenem Zuchtbuch und Körung dar. Seine Hengste und Stuten werden nach deutschem Zuchtrecht beurteilt. Deren Leistungsprüfung findet im Landgestüt Dillenburg statt und es gibt keine Abkörung.



Zuchtrichtlinien

Kopf eines Dunkelfuchses In Drachten wird heute das Stutbuch geführt, dort finden auch für Stuten und Wallache die Körungen und Leistungsprüfungen statt. Im F.P.S. werden heute ca. 4.000 Mitglieder und 12.000 eingetragene Pferde weltweit registriert. Die Zucht der Friesen ist eine der strengsten der Welt, mit sehr vielen Kriterien. Es werden gesondert Ster- Stuten und - Wallache geführt, ähnlich den Hauptstammbuchstuten, sie müssen ein Stockmaß von 155 cm aufweisen.
wahnsinns Mähne Die Wallache sind für die Beurteilung der Elterntiere sehr wichtig. Die besten Stuten werden aber als Modellstuten eingetragen, dazu müssen die siebenjährigen und 158 cm großen Stuten eine Leistungsprüfung erfolgreich absolvieren. Hengste und Stuten mit besonders guter Nachzucht können das Prädikat "Preferent" erhalten. Beim niederländischen Stammbuch sind lediglich ca. 62 Stammbuchhengste eingetragen, welche nach einer strengen Selektion ausgewählt wurden.




Hengstkörung

 Zuerst erfolgt eine jährliche Sichtung von zirka 1.000 Hengstfohlen werden etwa 90 Hengste zur Körung vorgestellt. Etwa 10 Hengste erhalten davon eine Genehmigung zu Teilnahme an einer Leistungsprüfung, dabei scheidet ungefähr ein Drittel aus.
Lebensfreude Nach vier Jahren erfolgt eine Beurteilung der Nachzucht, wobei ein Viertel der Hengste seine Deckerlaubnis verliert. Die Nachzucht dieser Hengste war nicht besser als der Durchschnitt der Population und diese Hengste werden als Fohlenbuchhengste bezeichnet und dürfen in Ausnahmefällen noch zur Zucht eingesetzt werden, z.B. wenn die Population in einem Land sehr gering wird. Ein Hengst kann auch später noch abgekört werden, ebenfalls sobald die Nachzucht dieses Hengstes nicht besser ist als der Durchschnitt der Population. In Deutschland gibt es etwa einen Fohlenbuchhengst mit Deckerlaubnis und fünf Stammbuchhengste.




Einsatzgebiete

Stute mit Fohlen Die Pferde sind für das Fahren und Reiten gleichermaßen geeignet, natürlich kann ein Pferd für eine Richtung besonderst begabt sein. Die Pferde können bei gutem Training durchaus erfolgreich bei Jagden teilnehmen. Auch beim Trekking sind sie einsetzbar, ein Friese gewann darin dreimal hintereinander die deutschen Meisterschaften. In der hohen Schule können sie sehr gut bis zu der Schule über der Erde ausgebildet werden. Vor einer Kutsche stellen die Friesen einen echten Blickfang dar und können dort natürlich Wettbewerbe bestreiten.
wunderschön Die Friesen sind sehr friedlich und auf den Menschen fixiert, aber sie sind auch manchmal schreckhaft und sehr sensibel. Ein Friese ist bei einer schlechten Behandlung sehr nachtragend und kann daraufhin förmlich in den Streik treten. Daher gehören solche Pferde in der Regel keinesfalls in die Hände von Anfängern, sondern zu Menschen mit Pferdeverstand.







Informationen:
  • DFZ - Deutsche Friesenpferde-Züchter im F.P.S.
  • FPZV - Friesenpferde- Zuchtverband