Haflinger

Erscheinungsbild:
  • dichtes Langhaar, harte Hufe, kräftiges Gebäude, gerader bis konkaver Kopf, gut bemuskelt, schwammige bis trockene Gliedmaßen, kleine Ohren, große Nüstern
Herkunft:
  • einheimische Pferde
Verbreitung:
  • Österreich, Deutschland, Italien, Europa
Größe:
  • 135- 148 cm
Eignung:
  • Freizeit, Sport, Western, Fahren
Farben:
  • nur Füchse
Charakter:
  • oft geduldsam, relativ ausgeglichen, manchmal stur, sehr gelehrig


Ursprung

Zuchthengst  Der Haflinger ist eine der bekanntesten Ponyrassen in Deutschland und Österreich. Er entwickelte aus Südtiroler Arbeitspferden aus der Gegend von Bozen und ähnelte zu Beginn der Zucht eher einem Kaltblut. Seine Heimat befindet sich ursprünglich in den Sarntaler Alpen.
Kopfstudie Diese Arbeitspferde stammten von kleinen Bergponys ab, welche seit über 1.500 Jahre in den Tälern Südtirols leben. Deren Vorfahren stammen von den Pferden der Ostgoten, welche orientalisches Blut besaßen und von ihren Herren zurückgelassen worden waren. Im Laufe der Jahre wurden die Pferde immer wieder durch orientalisches Blut beeinflusst, welches durch die vielen Kriegszüge in dieses Gebiet gelangten. Allein schon die topologische Lage des Gebietes brachte zudem einen starken Einfluss durch Noriker mit sich.
  Die ersten Aufzeichnungen über die Pferde dieser Gegend sind in einer Topografie dieser Gegend aus dem Jahr 1847 enthalten. Durch Staffler werden Pferde im dem Gebiet zwischen dem Etschtal und dem Sartal erwähnt, welche sich durch eine einheitliche Fellfarbe und Exterieur auszeichneten.




"249 Folie"

Topfohlen Erst seit etwa 1880 wird die Ponyrasse gezielt gezüchtet, welche ihren Namen von dem Südtiroler Dorf Hafling bekam. Der Hengst "249 Folie" gilt als Stammvater der Rasse, er wurde 1874 bei Josef Folie in Schluderns im Vinschgau geboren und stammte vom Hengst "133 El Bedavi XXII" und aus einer stark arabisch beeinflussten Landstute ab. Sein Vater führte durch seine Vorfahren ebenfalls einen hohen Anteil an Araberblut in sich, wobei der Name "El Bedavi" auch von seinen Vorfahren getragen wurde. Der Hengst wird folgendermaßen beschrieben:

Die Blutlinien

voller Power  Von den sieben traditionellen Haflingerblutlinien gehen sechs auf "249 Folieīs" Sohn "Folie I" (auch als "14 Folie" bekannt) zurück. Zwei weitere seiner Söhne wurden als Zuchthengste eingesetzt, es waren "37 Lass" und "liz.252/233 Hafling", alle drei Söhne erbten von dem Vater die helle Fuchsfarbe mit großen Abzeichen und waren etwas kleiner. Der Hengst "37 Lass" hinterließ nur Zuchtstuten, der Hengst "liz.252/233 Hafling" hinterließ die siebende Blutlinie. Hier ein folgt ein Überblick über die Entstehung der Blutlinien:

      ElīBedavi
  • original Araber
  • geboren etwa 1817
 
      ElīBedavi 2
  • oriental. Vollblut
  • geboren 1830
 
      ElīBedavi I
  • Arabisches Halbblut
  • geboren 1837
 
      El-Bedavi XXII
  • hoher Araber-blutanteil
  • geboren 1852
 
      133 El-Bedavi XXII
  • hoher Araber-blutanteil
  • geboren 1868
 
      249 Folie
  • hoher Araber-blutanteil
  • geboren 1874
 
14 Folie
  • geboren 1887
        liz.252/233 Hafling
  • geboren 1897
32 Campi
  • geboren 18966
      54 Genter
  • geboren 1897
  291 Jenner
  • geboren 1908
50 Heid Campi I
  • geboren 1912
      liz. 42 Mandl
  • geboren 1904
  Sarn
  • geboren 1915
Campi II
  • geboren 1921
332 Georg   Mandl I
  • geboren 1911

 

  356/72 Hirn-Mandl I
  • geboren 1912
Mandl I-8
  • geboren 1914
  BOLZANO
  • geboren 1915
  • B-Linie
401 LIZ. WILLI
  • geboren 1921
  • W-Linie
999 ANSELMO
(HANSELE)
  • geboren 1926
  • A-Linie
  NIBBIO
  (NIGGL 2)
  • geboren 1920
  • N-Linie
  Jaggerle
  • geboren 1919
  1074 STUDENT
  • geboren 1927
  • St-Linie
  STELVIO
  • geboren 1923
  • S-Linie
  MASSIMO
  • geboren 1927
  • M-Linie
 

Einflüsse von Arabern und Norikern

 Von den Arabern erbte die Rasse die ausdrucksvollen Augen, die großen Nüstern und die kleinen Ohren. Lange Zeit wurden auch Noriker in die Zucht eingekreuzt, diese brachten den weißen Behang, starke Bemuskelung und den breiten Körper in die Rasse.




Zuchteinflüsse

 Die Rasse wurde ursprünglich nur in Österreich gezüchtet, durch die spätere Zugehörigkeit von Südtirol an Italien begann auch dort die Zucht. Die deutsche Zucht begann 1937 in Bayern.
Profilstudie  Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Kaltblutanteil noch gering, sollten doch wendige Gebirgspferde entstehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mehr Kaltblut eingekreuzt, dadurch sollten die Haflinger stärker und größer werden, um damit den Beginn der Motorisierung der Landwirtschaft zu unterstützen. Große und starke Pferde wurden damals für die Landwirtschaft benötigt, damit die schwereren Maschinen betrieben werden konnten.
  Seit der ausgeweideten Mechanisierung liegt der Einsatzbereich der Haflinger im Freizeitsport, vor allem als gutes Allroundpferd. Um dies zu erreichen kamen wieder vermehrt Araber in der Zucht zum Einsatz, dadurch entstand sogar eine eigene Rasse in Deutschland, der Arabo- Haflinger.
 Die Zucht breitete sich weltweit aus, es werden in etwa 40 Ländern Zuchtbücher für diese Rasse geführt. Infolge der großen Verbreitung der Rasse wurde 1976 die Weltvereinigung gegründet. Das Mutterstutbuch wird seit 1997 wieder von Italien geführt, vorher stritten sich Österreich, Deutschland und Italien um dieses Vorrecht.




Einsatz von Arabern in der Zucht

 In der österreichischen Zucht wird stark auf Reinzucht gesetzt, so darf im Pedigree der Zuchtstuten fünf Generationen lang kein Araber auftauchen. Trotzdem soll durch strenge Selektion ein Pony mit noch besseren Sportpferdepoints entstehen.
Stute mit Fohlen  In Deutschland ist ein geringer Anteil von Araberblut in der Zucht durchaus gewünscht, entsprechen diese Pferde doch oftmals den Reiterwünschen. So wurde in Bayern in den 1960er Jahre Hengste mit bis zu 25 Prozent Araberblutanteil eingesetzt. Die Pferde wurden dadurch edler, verloren aber einen Teil ihrer Ausgeglichenheit.
  International ist eine Diskussion entbrannt, über die Frage wie viel Araberblut in der Zucht erlaubt werden sollte. Die Italiener wollen, so wie verschiedene andere europäische Länder und verschiedene deutsche Züchter, eine strenge Reinzucht mit maximal 1,56 Prozent Araberblut. Es geht sogar soweit das man Pferde mit mehr als diesen Prozentsatz Araberblut die Bezeichnung als "Haflinger" aberkennen will.




"Edelhaflinger"

  Zum Schutz der modernen Haflinger beschloss die FN und deren angeschlossene Zuchtverbände, welche nicht dem Weltzuchtverband der Haflinger angehören, eine neue Bezeichnung zu entwickeln. Zukünftig sollen alle Haflinger mit mehr als 1,56 Prozent Araberblut als "Edelhaflinger" bezeichnet werden.
typisch überbautes Haflingerfohlen Seit dem 30. Juni 2003 wird Italien von Deutschland offiziell als Ursprungszuchtgebiet des Haflingers anerkannt. Seitdem gelten auch in Deutschland die Reinzuchtgrundsätze von Italien, somit darf ein reinrassiger Haflinger maximal 1,56 Prozent Araberblut im Stammbaum haben. Da viele deutsche Haflinger dieser Reinheitsvorschrift nicht entsprechen gilt eine Übergangszeit in der deutschen Haflingerzucht. Ab 2008 werden damit nur noch reine Haflingerhengste in das Zuchtbuch eingetragen, für Stuten gilt dies ab 2013. Für die Haflinger mit mehr Araberblutanteil gibt es ein neues Zuchtbuch, dieses ist für den "Edelhaflinger" gedacht mit einem Araberblutanteil zwischen 1,57 und 25 Prozent und das Ursprungsgebiet für diesen Typ ist Deutschland.




Typen

Herde im Schnee Heute gibt es zwei Haflingertypen, diese entwickelten sich aufgrund der sich ständig geänderten Zuchtkriterien. Es gibt den "alten" Typ, dieser ist etwas schwerer sowie kräftiger. Er stellt das ursprüngliche Bergpony dar, welches als Lasttier verwendet wurde und wird. Der "moderne" Typ ist nicht so schwer und edler. Dieser Typ verbreitet sich immer stärker, da er ein gutes Reitpony darstellt.




Zuchtvorschriften

  In Deutschland findet eine sehrt strenge Zuchtselektion statt. Mit zweieinhalb Jahren werden die Junghengste zur Körung vorgestellt, Vorraussetzung dafür ist eine Note 6,0 der Mutterstute bei der Stutenleistungsprüfung. Die Tiere werden an der Hand, im Freispringen und -laufen und auf das Interieur hin begutachtet, nur überdurchschnittlich gute Hengste werden danach gekört.
Herde  Ein Jahr nach der Körung müssen die Hengste eine 50 tägige Hengstleistungsprüfung absolvieren. Dabei werden Dressur, Freispringen, eine Geländeprüfung mit Hindernissen und Zudem Einspänner- Fahren samt Zugleistungsprüfung streng bewertet. Bei der strengen Zugleistungsprüfung müssen die Hengste 25 Prozent ihres Körpergewichtes bewältigen. Nach der Hengstleistungsprüfung benötigen die Hengste eine Gesamtnote von 6,5, darin wird auch die Umgänglichkeit erfasst, damit die die Deckerlaubnis erhalten.




Einsatzgebiete

Fohlen Der Haflinger von heute stellt ein sehr gutes Freizeitpferd für Kinder und erwachsene dar und kann auch im Sport erfolgreich bis Klasse L eingesetzt werden. Er kann in allen Teilen des Pferdesports eingesetzt werden, er fühlt sich auch in den Westerndisziplinen wohl und kann auch zirzensische Lektionen erlernen. Zu Problemen kann manchmal sein etwas sturer Charakter führen, welcher aber in den seltensten Fällen böswillig ist.







Informationen:
  • AGH - Arbeitsgemeinschaft der Haflingerzüchter- und Halter
  • Tirol - Haflingerpferdezuchtverband Tirol
  • Portal - zentrale Plattform für Haflingerfreunde