Hannoveraner

Erscheinungsbild:
  • sehr schwungvolle Bewegungen, edel, großrahmig, leistungsstark, raumgreifender Gang, gerader Kopf, breiter Hals, schräge Schulter, gut ausgeprägter Widerrist, trockenes Fundament
Herkunft:
  • heimische Pferde, Englische Vollblut, Holsteiner, Andalusier, Mecklenburger, Neapolitaner u.a.
Verbreitung:
  • zahlenstärkste Warmblutrasse Deutschlands, mit ca. 19.000 eingetragenen Reitpferden und Zuchtstuten
  • Hannoveraner stellen 19,2% der Turnierpferde
  • im Bundesland Niedersachsen beheimatet
  • weltweit zu finden, egal ob USA, Indien, Südafrika oder Kanada
  • Tochterverbände in den USA, Neuseeland, Australien, Großbritannien und Kanada
Größe:
  • 156-180 cm, in der Regel 160 bis 170cm
Eignung:
  • Sport und Freizeit, Dressur, Springen, Fahren, Vielseitigkeit und kleinere Pferde sogar Western
Farben:
  • Braune, Rappen, Füchse und Schimmel
Charakter:
  • sehr unterschiedlich, temperamentvolle Turniercracks genauso wie lammfromme Anfängerpferde


Ursprung

Zuchthengst  Der Hannoveraner gehört zu den bekanntesten Pferderassen der Welt, für die Qualität der Hannoveraner bürgt unter anderem das Niedersächsische Landgestüt Celle. Es wurde 1735 von Georg II von England gegründet, es wurden zuerst nur heimische Pferde gezüchtet und selten andere Rassen eingekreuzt aber schon bald wurden 12 Holsteiner und 60 Englische Vollbluthengsten importiert und in der Zucht eingesetzt. Schon 1768 begann man dort Fohlen von Celler Gestütshengsten zu brennen, um sie von schlechteren Tieren unterscheiden zu können. Vielen Offizieren war der Hannoveraner nicht mehr fein genug, sie ritten lieber Holsteiner oder Halbblüter. Die Züchter verkauften daraufhin ihre Fohlen nach Großbritannien und importierten diese wieder als englische Halbblüter und verkauften sie erfolgreich.




Neubeginn

Kopfstudie In den Napoleonischen Kriegen ging ein Grossteil des wertvollen Zuchtmaterials verloren, die Zucht wurde mit Andalusiern, Neapolitanern, Mecklenburgern und Englischen Vollblut wieder neu aufgebaut. Der Mecklenburger Hengst "Norfolk" von "Young Seymour" wurde 1843 geboren, 1843 erblickte der braune Hengst "Jellachich" von "Defensive xx" das Licht der Welt und der Rapphengst "Zernebog" von "Jupiter" wurde 1845 geboren, diese drei aus Mecklenburg und Pommern stammende Hengst beeinflussten stark die Zucht des Hannoveraners und waren bei der Entstehung eines mittelschweren Wirtschafts- und Kavalleriepferdes maßgeblich beteiligt. Die wichtigsten Hengste aus dieser Zeit waren "Flick" von "Zernebog" und "Cita" von "Jellachich".




Vollblutanteil

voller Vetrauen Im Jahr 1844 war der Bestand auf über 200 Hengste gewachsen, davon waren über 40% Vollblüter. Die erste Körordnung wurde 1844 von den Gestütsleitern August und Friedrich von Spörcken erlassen damit sich nur Hengste, welche den Mindestanforderungen entsprachen, vermehren konnten. Die Tiere erwiesen sich aber oftmals wegen ihres hohen Vollblutanteils zu edel für die Arbeit in der Landwirtschaft, sie waren zu schwach und temperamentvoll. Man begann daher wieder mit der Verdrängung des Vollblutanteils, bis in das Jahr 1891 war der Anteil auf 6 % geschrumpft. Im Jahr 1870 wurde durch den Landesstallmeister von Unger die erste Hengstparade in Hannover veranstaltet, damit wurden viele Reiter und Züchter im In- und Ausland wieder auf die Rasse aufmerksam. In dieser Zeit wird die Zucht auch durch die Herrenhausener Weißgeborenen stark beeinflusst.




Zucht und Verbandsgründung

Stute mit Fohlen Das erste Stutbuch wurde erst 1888 durch den Zentralausschuss der Königlichen Landwirtschaftsgesellschaft herausgegeben und die Rasse erhielt ihren heutigen Namen. Dadurch konnte die Abstammung aller guten Stuten und deren Nachkommen festgestellt werden. Man verwendete immer wieder die einheimischen mittelschweren Stuten und verpaarte diese mit Halb- oder Vollbluthengsten, durch die organisierte Zucht und strenge Selektion zeigte schon bald Erfolg. Die Rasse war bald konsolidiert und man erreichte eine hohe Ausgeglichenheit, Stabilität und Einheitlichkeit. Im Jahre 1921 wurde das Hauptaufzuchtgestüt Hunnesrück gegründet und im Jahr 1922 erfolgte die Gründung des Verbandes Hannoverischer Warmblutpferdezüchter. Das heute wieder aufgelöste Landesgestüt Osnabrück wurde 1925 gegründet und man baute 1928 die Hengstprüfungsanstalt in Westercelle auf.




Veredlung

schwungvoller Galopp Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden edlere Pferde benötigt, man brauchte weniger schwere Arbeitspferde und dafür mehr vielseitige Sport- und Freizeitpferde. Mit den Trakehnerhengsten "Abglanz" und "Semperidem" begann die Umzüchtung der Rasse vom Arbeitspferd zum Reit- und Sportpferd. Sehr einflussreich erwies sich der Einsatz von Englische Vollblut, vor allem die Hengste "Adlerschild xx", "Der Löwe xx", "Marcio xx", "Pik As xx" und "Waidmannsdank xx" bauten die heutige Zucht auf.




Verbreitung

ausdrucksstarkes Fohlen Heute sind die Hannoveraner weltweit als Sportpferde begehrt. Bei den Verdener Eliteauktionen gehen fast 50% der verkauften Tiere in die USA oder Kanada. Die berühmte Schautruppe der " Royal Canadian Mounted Police" kaufte so im März 1989 Rappstuten und -hengste aus hannoverscher Zucht, um ihre schwarzen Vollblüter in Größe, Kaliber und Rittigkeit zu verbessern. Fast alle Tiere dieser Truppe haben heute hannoverische Ahnen. In den USA sind Hannoveraner stark als Dressur- und Springpferde begehrt.




Top Hannoveraner

amerikanischer Zuchthengst Hannover gilt neben Trakhenen und Holstein als Ursprungsgebiet aller deutschen Warmblurassen. Hannoveraner wurden und werden zur Veredelung anderer deutscher Rassen häufig eingesetzt. Die meisten Hannoveraner sind eher durchschnittlich, aber es gibt natürlich auch Spitzentiere. Beispiele hierfür sind:

Gegenwart

beeindruckendes Gesicht Oftmals ist der Kauf eines Hannoveraners eine reine Prestigefrage. Die Käufer wollen ein Pferd mit fantastischen Bewegungen und bester Ahnenreihe. Am Ende kommen die Besitzer mit den Tieren nicht zurecht, da sie nur durchschnittliche Reiter sind und die sehr schwungvollen Gänge sie überfordert. Ein einfacher Hannoveraner kann aber ein überdurchschnittliches Freizeitpferd sein, wenn sein Besitzer Aussehen und Abstammung nicht mit Spitzenpferden vergleicht. Man versucht heute ein Multitalent zu züchten, dass sowohl dem Spitzenreiter wie dem Hobbyreiter optimale Vorraussetzungen entgegenbringt. Häufig wird heute auf eine bestimmte Spezialisierung hin gezüchtet, so als Spring- oder Dressurpferd. Es ist aber wichtig zumindest eine minimale Doppelveranlagung zu erhalten, da sonst die Einsatzbreite der Rasse sehr stark eingeschränkt wird.







Informationen:
  • VHW - Verband Hannoverscher Warmblutzüchter e.V.
  • Celle - Niedersächsische Landgestüt in Celle