Holsteiner

Erscheinungsbild:
  • großrahmig, edel, sehr gute Bemuskelung, starke Fesseln, kräftiger Hals, gerader Kopf, schräge Schulter, trockenes Fundament, große Augen, abfallende Kruppe
Herkunft:
  • Einheimische Stuten mit Spaniern, Yorkshire Coach Horses, Anglo- Araber und - Normannen, Englisches Vollblut
Verbreitung:
  • Holstein, Deutschland, weltweit
Größe:
  • 165- 175 cm
Eignung:
  • vor allem Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Voltigieren, Fahren
Farben:
  • viele Braune und Schimmel, selten Rappen, Füchse unerwünscht
Charakter:
  • oft sehr feurig, sensibel, guckig, aber auch geduldsarm, ehrlich


Ursprung

Zuchthengst  Die Pferde in Holstein wurden immer nach den gefragtesten Eigenschaften gezüchtet. Dabei wurden stets einheimische Stuten verwendet und je nach Bedarf die Hengste aus verschiedenen Rassen eingekreuzt. Im Barock wurden entsprechend der damaligen Exterieurwünschen spanische Hengste in der Zucht eingesetzt.
 Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird in einer Chronik von der Stuterei des Klosters Ütersen in der Haseldorfer Marsch berichtet. Man züchtete dort Pferde für Landwirtschaft und Kriegseinsatz, es waren große, starke und kräftige Pferde. Die Grundlage dieser Zucht waren die Stuten der Marsch, denen neapolitanische, spanische und orientalische Hengste zugeführt wurden. Im 16. Jahrhundert wurden wiederum viele Holsteiner Pferde für Gestütsgründungen verwendet, sie kamen zum Beispiel nach Dillenburg, Celle und Cordoba.




Einflüsse

 Das 17. und 18. Jahrhundert war sehr bedeutend in der Zucht. Die Holsteiner Zucht wurde sehr stark durch die dänischen Könige gefördert, sie brachten wichtige Erlasse für die Hengst- und Stutenhaltung hervor. Schon im Jahre 1798 formulierte man die Zuchtbestimmungen.
 Im 19. Jahrhundert wurden vor allem Hengste der Rassen Anglo- Araber, - Normannen, Englische Vollblüter und Yorkshire Coach Horses in der Zucht eingesetzt. Sie sollten die Pferde leichter, leistungsfähiger, eleganter und schneller machen.




Englische Vollblüter

Kopfstudie Seit 1800 wird ein Stutbuch in der Art des englischen "General Stud Book" geführt, der Zuchtabschnitt von 1820 bis 1845 brachte drei sehr wichtige englische Hengste in die Zucht. Diese Hengste waren all über den Hengst "Hapham Turk xx" miteinander verwandt, sie waren edle Kutsch- und Wagenpferde ("Yorkshire Coachhorses") mit unterschiedlich hohen Vollblutanteilen. Es handelte sich um die Hengste "Burlington Turk 81", hellbraun und geboren 1825, "Ostwick 254", geboren 1834 und kastanienbraun, und "Brillant 448", geboren 1842 und goldbraun, alle drei Hengste wiesen keinerlei Abzeichen auf. Die Hengste brachten sehr schöne und ausgeglichene nachkommen hervor und sie veredelten die gesamte Zucht. Die Stuten werden seit etwa 1850 in Stutenstämme erfasst, welche nummeriert sind, dadurch ist eine lange Ahnenreihe zu überblicken.




Traventhal und Zuchtverbände

gute Vorhand Das Landgestüt Traventhal wurde 1874 gegründet und somit die Zucht besser organisiert und zentralisiert. Etwa 1883 bestand das Zuchtziel in einem kräftigen Wagenpferd mit Reiteigenschaften. Die Reit- und Fahrschule Elmshorn wurde 1894 gegründet, sie ist heute die Kommandozentrale der Holsteiner Zucht und hier werden immer noch Holsteiner ausgebildet und verkauft. Die Gründung der ersten Holsteinerverbände fand in den Jahren 1896 und 1897 statt, durch sie wurden die Züchter zusammengeführt und das Zuchtmaterial ausgetauscht.
 Die Zucht auf hohe Springleistung begann bereit um 1900 als die Bauern mit ihren Ackerpferden die ersten Springturniere organisierten und dabei sprungtalentierte Tiere benötigten. Im Jahr 1930 waren die Rassenvertreter immer noch kräftig aber edel, der heutige Zuchtverband wurde 1935 gegründet.




erneute Veredelung

amerikanischer Zuchthengst Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wandelte sich die Zucht, die Kundenwünsche verlangten ein eleganteres, leichteres und vielseitigeres Pferd und zudem waren mit dem Hannoveraner starke Konkurrenten auf dem Pferdemarkt aufgetaucht. In den Jahren von 1950 bis 1964 begann man mit der Veredlung der Rasse, die Hengste "Ramzes x", "Frivol xx", "Anblick xx" und "Cottage Son xx" wurden zu diesem Zweck in der Zucht eingesetzt. Leider wurde 1960 das Landgestüt Traventhal aufgelöst, von dort wurden 33 Hengste durch den Zuchtverband übernommen.




"Cottage Son xx"

voller Power Von 1965 bis 1975 wurde die Anpaarung von Holsteiner Stuten mit Englischen Vollblütern verstärkt. Der schwarzbraune Vollbluthengst "Cottage Son xx" wurde weiterhin eingesetzt, er war 170 cm groß und stand im Rechteckformat. Seine große und schräg gelagerte Schulter, der gut angesetzter Hals und das trockene Fundament erbten auch die meisten seiner wenigen Nachkommen, genauso das lebhafte aber gut zügelbare Temperament. Er nahm großen und wichtigen Einfluss auf die Zucht, sein Enkel "Ramiro" machte ihn noch bekannter. Auch sein Enkel "Lord", aus einer seiner Töchtern und dem Vollbluthengst "Ladykiller xx", bewies die Bedeutung dieses Hengstes in der Zucht.




"Cor de la Bryere"

ausdrucksvolle Augen Seit etwa 1976 fand die Konsolidierung dieser Rasse als Sportpferderasse statt, es wurden Hengste anderer Rassen eingesetzt und diese halfen bei der Festigung der Rasse. Sehr wichtig war hierbei der Einsatz des französischen Hengstes "Cor de la Bryere", dieser Dunkelbraune hinterließ sehr viele hervorragende Nachkommen in Sport sowie Zucht. Der "Corde" ist Vater von "Calando I-V", "Caletto I-III", "Calvados I-II", "Calypso I-V" und vielen anderen, auch die Töchter "Costa 5" und "Cordeka" waren sehr erfolgreich.




Stutenstämme

 Die Stutenstämme erhöhen die Chancen auf gute Nachwuchspferde und zudem werden Pferde aus dem gleichen Stamm oft untereinander gekreuzt und ihre Merkmale vererben sich so berechenbar und konstant. In den Stutenstämmen bleiben positive Eigenschaften länger erhalten, auch wenn ein schlechter Hengst zum Einsatz kommt und sind somit sehr wichtig in der Holsteiner Zucht.




Eigenschaften und Einsatzgebiete

 Bis heute werden sehr oft Englische Vollblüter in der Zucht eingesetzt, sie bringen sehr gute Reitpferde, welche nicht zu groß und schwer gebaut sind aber hervorragende Sporteigenschaften aufweisen. Der Holsteiner soll heute ein großrahmiges Pferd mit Substanz und Kaliber darstellen und dabei aber edel und ausdrucksstark wirken.
Fohlen Bei der Zucht der Holsteiner ist die Leistung das wichtigste Auswahlkriterium, es werden eher kleinere Fehler toleriert, anstatt ein Pferd mit Spitzenleistungen nicht in die Zucht zu nehmen. Zudem ist die Inzuchttoleranz größer als bei anderen deutschen Warmblutrassen, wodurch aber auch schneller und sicherer Erfolgpferde gezogen werden können. Holsteiner sind aber dadurch oftmals keine Freizeitpferde, denn sie sind sehr temperamentvoll und sensibel sowie manchmal auch schwierig im Umgang.







Informationen:
  • VZHP - Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes e. V.