Huzule

Erscheinungsbild:
  • kompakter Hals, kurzer und kräftiger Rücken, sehr kurze Fesseln, etwas derber Kopf, sehr kräftige Gliedmaßen, kleine Ohren, dichtes Langhaar, oft gespaltene Kruppe, Aalstrich, Schulterkreuz, Zebrastreifen, tiefer Schweifansatz
Herkunft:
  • direkter Nachfahre des Berg-/ Waldtarpan
  • Orientale, Türken, Perser
Verbreitung:
  • Karpaten- Russland und Osteuropa
Größe:
  • 130 - 148 (150) cm, ca. 400 kg
Eignung:
  • Wanderreiten, Gelände, Freizeit, Fahren, Therapie
Farben:
  • alle Grundfarben, vor allem dunkle Farben und auch Schecken
  • Schimmel, Tigerschecken und Stichelhaarige ausgeschlossen
Charakter:
  • anhänglich, sanftmütig, selbstbewusst, dickköpfig


Ursprung

Zuchthengst   Sein genaues Ursprungsgebiet liegt in den östlichen Waldkarpaten, der Bukowina und Galizien, welches auch Huzulei genannt wird. Es umfasst etwa 3.200 km² im Tal von Zabie und wird vom Schwarzen Czeremosz durchflossen, dort lebte der Volksstamm der Huzulen. Heute liegt diese Gegend in den Ländern Rumänien, Ukraine, Polen und Slowakei.




Abstammung

Kopfstudie Die Huzulen stammen vermutlich von dem Wald- bzw. Bergtarpan und dem Mongolenpony ab, der Tarpan wurde im 17. Jahrhundert ausgerottet und existiert heute wieder als Rückzüchtung. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurden kleine Bauernpferde in diesen Gebiet erwähnt und sogar Leitungstest aufgezeichnet. Als im 17. Jahrhundert der Waldtarpan noch ein beliebtes Jagdobjekt war kannte man schon die Waldpferde (Equus sylvestris) der Waldkarpaten. In dieser frühen Zuchtgeschichte im 16. bis 18. Jahrhundert müssen andere Rassen die Zucht beeinflusst haben, dies kann man an den verschiedenen Exterieurmerkmalen wie Kopfform, Fellfarbe und Gliedmaßen erkennen. Dazu spricht auch der häufige Einfall von Türken in das Gebiet, diese brachten vor allem orientalische, persische und türkische Pferde in das Land. Erste schriftlicher Erwähnung fand die Rasse in dem 1803 erschienen Buch "Hippikas to iest o Koniack Usiggi" von Dorokostajski.
Stute mit Fohlen An einigen besonderen Merkmalen kann man ihre Abstammung von dem Tarpan erkennen. Sie besitzen einen sehr gut erkennbaren Aalstrich auf dem Rücken, an ihren Beinen sieht man Zebrastreifen und ein Schulterkreuz ist immer noch erkennbar. Die Heimat der Ponys ist sehr arm und so wurden sie im Winter, von Bauern ohne ausreichen Futter, in die Wälder getrieben. Dort mussten sich die Pferde gegen Schnee, Kälte, Futtermangel, Wälder und Wölfe durchsetzen. Sie wurden zu richtigen Überlebenskünstlern, die sich ihrer Stärke voll bewusst sind.




Luczyna

polnische Herde Das eigentliche Stammgestüt ist Luczyna, es liegt in den rumänischen Karpaten in der so genannten Bukowina an der Grenze zu Polen. Es wurde als Teil des österreichischen, kaiserlichen Staatsgestütes Radautz im Jahr 1856 in Form eines halbwilden Huzulengestüts gegründet. Der genaue Standort war das durch das Staatsgestüt seit 1774 genutzte Weideland. Die höchste Fläche des Gebietes Lucziana liegt auf 1590 m und stellte somit höchste Ansprüche an die Pferde. In der Zucht wurden aber auch andere Pferderassen eingesetzt, sowohl Araber, Englische Vollblüter, Konik und andere Rassen wurden verwendet. Der ursprüngliche Typ wurde dadurch stark verändert, erst durch den Ersten Weltkrieg und die anschließenden Ver-änderungen wurde der alte Typ wieder gefördert. Nach Radautz selbst kamen, nach einer Umstrukturierung im Jahre 1877, Pferde aus der Huzulei aus zu Zucht.




Verbreitung der Rasse nach dem I. Weltkrieg

Stutenherde Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gestüt Radautz im Jahr 1918 und alle seine Abteilungen Rumänien zugeordnet. Infolge dessen wurde auch der Stutenbestand aufgeteilt, ein Teil der Pferdebestände wurde nach Österreich evakuiert. Von dort gelangten einige Tiere in die Tschechoslowakei und dort in die Gestüte Topolcianky und Turja Remota, weitere Tiere gelangten nach Polen in das Gestüt Siary in dem Gebiet Rzeszow. Durch den Zuchtbeginn in der CSSR und Polen wurde man auch in der UdSSR auf die Pferde aufmerksam und begann mit einer eigenen Zucht, später wurden daraus eine rumänische und eine russische Zucht. Im Jahr 1924 wurden durch die Initiative des Rittmeisters Holländer in der Huzulei ein eigener Zucht-verband und ein Stutbuch erschaffen.




Typen

 Ursprünglich unterschied man drei verschiedene Typen:

spielende Fohlen Die Mongolenponys Dschingis Khans sind die vermutlichen Vorfahren der Przewalski Huzulen und somit sind die Przewalskis deren Ursprungsrasse. Der Mongolenherrscher brachte seine Ponys bei den Eroberungen in Osteuropa zwischen 1218 und 1221 in dieses Gebiet. Die Ursprungstypen sind heute in ihrer Eigenständigkeit kaum mehr vorhanden, sie vermischen sich immer weiter miteinander und gleichzeitig entstehen lokal neue Typen. Die größeren und gröberen Huzulen haben oft ihre Eigenschaften von den Przewalski Huzulen geerbt, am häufigsten ist der Bystrzec Huzule.




Nach dem II. Weltkrieg

tschechische Herde Durch den Zweiten Weltkrieg ging die Population stark zurück und es fand ein Austausch der Zuchttiere über die Landesgrenzen hinweg statt, dies führte zu dem Verlust der unterschiedlichen Typen. In dieser Zeit fand in jedem Land eine eigene züchterische Bearbeitung der Rasse statt. In Rumänien und der Slowakei wurden Kreuzungsversuche unternommen, damit schwerere und damit beliebtere Tiere entstanden. Es wurden Haflinger, Fjordponys und Noriker in der Slowakei und Tschechei, sowie Percherons in Rumänien eingekreuzt. Die Huzulenzucht wurde dadurch geschädigt, dass vor allem bodenständige Huzulenstuten eingesetzt wurden.
 Die Rasse war in den 1950er vom Aussterben bedroht, da Landmaschinen ihre Arbeiten übernahmen. In diesen Zeiten war auch ihr Typ nicht mehr gefragt, alle Pferde unter 500 Kilogramm und nicht im Sportpferdetyp wurden zum Beispiel in Russland geschlachtet.




Gefährdung und Zuchtneubeginn

 Im Jahre 1972 gab es im Osten nur noch 26 reingezogene Huzulenstuten, sie waren der Grundstock einer neuen Zucht. Durch die Gestütszuchten konnte die Rasse erhalten und gefördert werden, da es bis 1990 in allen Ländern mit dieser Rasse Gestütszuchten gab. Zur internationalen Zusammenarbeit bei der Zucht dieser Rasse wurde 1995 die Hucul International Federation (HIF) gegründet, eines der Gründungsmitglieder war das slowakische Nationalgestüt Topoľčianky/ Topalcianky.




Hengstlinien

 Die heutige Zucht geht genetisch gesehen vor allem auf drei Hengste zurück und es gibt insgesamt sieben Hengstlinien:

 Viele Züchter veredeln ihre Zuchtpferde in letzter Zeit mit Warmblütern und Arabern, damit sie größer, eleganter und besser verkaufbar werden. Daher gibt es nur relativ wenige reingezogene Pferde und die Rasse steht dadurch auf der Liste der bedrohten Haustierrassen.




Slowakei

slowakischer Huzule In der Slowakei wurden die Kreuzungen aufgrund der schlechten Ergebnisse stark vermindert und es gab keine bleibende Einwirkung auf die Huzulen. Es werden noch immer Kreuzungen mit Fjordpferden gezüchtet, diese werden von Freizeitreitern und zum Export bevorzugt, aber die reinrassigen Huzulen sind sehr beliebt. Bei den Kreuzungen werden immer Fjordhengst und Huzulenstute zusammengeführt, vor allem in Muran findet diese Zucht statt und es haben sich die Linien "Sirocco" und "Birlad" gebildet, aber diese gelten nur als Kreuzungslinien. Das Hauptgestüt des Landes ist Topolcianky und ein weiteres Gestüt ist Janova Hora. Die Hauptzuchtlinien der Slowakei sind "Hroby", "Goral", "Gurgul" und "Ousor" und die Slowakei engagiert sich sehr stark bei der weltweiten Zucht der Huzulen.




Tschechei

tschechische Huzulen In der Tschechei wird der Huzule sowohl reingezüchtet wie auch mit Haflinger, Fjordponys und Norikern gekreuzt, um schwerere Gebrauchspferde zu erhalten. Vor allem die Kreuzung mit Fjords ergibt ein ausdauerndes, williges und kräftiges Pferd. Das Hauptgestüt der Tschechei ist Reporyje bei Prag und das Gestüt Zmrzlik ist die Heimat des 1974 gegründeten Hucul Club. Eine wichtige Zucht ist stellt auch die Olsovka Farm in Brezi dar, dort stehen etwa 30 Stuten mit Nachkommen sowie 4 Hengste aus vier Linien. Die Reinzucht der Huzulen wird inzwischen in der Tschechei sehr ausführlich betrieben, die tschechischen Huzulen sind etwas kleiner aber dafür besonderst elegant. Der Fremdblutanteil ist bei vielen Tieren noch hoch, durch gezielte Reinzucht soll er aber deutlich verringert werden. Die Bestände von Slowakei und Tschechei belaufen sich insgesamt auf etwa 210 Tiere.




Rumänien

rumänischer Huzule In Rumänien waren die Kreuzungsversuche erfolgreicher und sie wurden noch für lange Zeit fortgeführt, hier existiert seitdem der größte und kräftigste Huzule. Dies hatte aber erstaunlicher Weise keine Auswirkung auf die Reinrassigkeit der Rasse in Rumänien, da dort in der gesamten Zeit ein großes Augenmerk auf den Erhalt einer großen Anzahl reinrassiger Huzulen gelegt wurde. Das Hauptgestüt in Rumänien ist noch immer Luczina und der Bestand im ganzen Land wird auf etwa 850 Tiere geschätzt, der rumänische Huzule ist der größte aus den verschiedenen Ländern. In Rumänien werden die Zuchthengste einer strengen Leistungsprüfung unterzogen. Mit drei Jahren müssen die Hengste einen Geländeritt über 2,5 km, eine 1,5 km lange Trabprüfung im Einspänner, eine Tragprüfung mit 120 kg Traglast und über 10 km absolvieren (dabei zur Hälfte berauf und zur anderen bergab) und die Zugleistung wird über 5 km im Schritt mit 2,5fachen Eigengewicht und einem Trabzug über 10 km ermittelt. Von den alten Hengstlinien sind nur "Hroby", "Goral", "Gurgul" und "Ousor" in Rumänien vertreten aber es haben sich zwei Speziallinien herausgebildet, nur die Linie mit den Namen "Prislop" ist von Bedeutung.




Polen

polnische Huzulen In Polen werden die Huzulen vor allem in den Bergregionen der Beskiden gezüchtet, in diesem Land gibt es den größten Zuchtbestand. Zwischen den beiden Weltkriegen geleistet wurde besonderst gute Zuchtarbeit, hier wurde 1925 der "Verband der Huzulenzüchter in Polen" gegründet sowie ein Stutbuch mit 450 Stuten und 40 Hengsten angelegt. Vor allem die Scheckzucht ist in Polen verbreitet und man findet alle sechs ursprünglichen Hengstlinien vor. Das wichtigste Gestüt in Polen ist Siary, dort stehen etwa 50 Zuchtstuten und 25 Zuchthengste. Den größten Bestand besitzt das Staatsgestüt Gladyszow und wichtige Zuchthengste stehen im Hengstdepot Klikowa. Weitere Gestüte sind Dobrzyniew, Tulce, Sierakow und der Bieszczadzki National Park.




Ungarn, Ukraine und Weißrussland

ungarische Huzulen In Ungarn gibt es nur ein größeres Gestüt für die Rasse, es befindet sich in dem Aggtelek National Park. Der Bestand beträgt auch nur etwa 80 Tiere aber die Rasse findet immer mehr Liebhaber und somit kann der Bestand sich wahrscheinlich schon bald vergrößern.
russischer Huzule Es gibt zudem noch Zuchten in der Ukraine und Weißrussland, dort wird der alte Typ bevorzugt. Der alte Typ ist kleiner im Körperbau, sein Fundament ist kräftiger und der Kopf nicht so edel. Die geringere Schönheit wird aber durch die größere Härte und Anspruchslosigkeit wettgemacht. Die Ukraine kann etwa 90 registrierte Huzulen aufweisen, da aber kein Stutbuch existiert besitzen diese Pferde auch keine Papiere.




Deutschland

freilaufende Herde In Deutschland nimmt der Bestand an Huzulen immer weiter zu, vor allem in Bayern und Süddeutschland sind die etwa 50 Rassenvertreter zu finden und in der Zucht findet man alle sieben Hengstlinien. In Österreich breitet sich die Zucht immer weiter aus, man findet die Hengstlinien "Hroby", "Goral", "Gurgul", "Ousor" und "Pietrosu". Insgesamt sind etwa 90 Huzulen registriert, die Zucht befindet sich hauptsächlich in Privathand.



"Hucul International Federation (HIF)"

gescheckter Huzulenhengst Heute kann man in den verschiedensten Zuchtländern Osteuropas Huzulen erwerben, es gibt sie also aus Rumänien, Tschechien, Slowakei, Polen, Russland und Ungarn. Sie alle unterscheiden sich geringfügig voneinander, da jedes Land seine eigene Vorstellung von einem Huzulen hat. Im Jahre 1995 wurde die "Hucul International Federation (HIF)" gegründet. Im Herbst 2002 veranstalteten die verschiedenen Zuchtländer ein Treffen in Wien, man beschloss die Förderung und Erhaltung der Reinzucht in den teilnehmenden Ländern Polen, Rumänien, Ukraine, Tschechien, Ungarn, Österreich und Deutschland.




Eigenschaften und Einsatzbereiche

Herde Die Huzulen können das ganze Jahr im Freien gehalten werden, sie brauchen sogar mindestens sechs Stunden Auslauf pro Tag. Sie sind sehr gesund und erreichen oftmals ein Alter von 30 Jahren, sie können sehr lange Strecken mit einem Gewicht von 120 kg zurücklegen. Ein Nachteil der Pferde sind seine Gliedmaßen, es gibt keine Fehlstellung, die ein Huzule nicht aufweisen kann. Durch die kurzen Fesseln und nach außen gestellten Beinen verschleißen die Gelenke sehr schnell.
 Die Tiere sind besonderst als Wanderreitpferde geeignet und sie tragen ihren Reiter im Schritt kilometerweit. Sie sind sehr gute Partner für Gelände und Freizeit, aber sie dürfen nicht unterschätzt werden. Durch ihre sehr raue Haltungsweise sind die Pferde sehr selbstbewusst geworden und auch dickköpfig. Sie besitzen einen sehr guten Instinkt für Gefahren und verweigern den Dienst bei einem Zweifel an ihrer Sicherheit und sind daher eher schlecht als Kinderreitpferde geeignet.







Informationen:
  • HIF - Hucul International Federation
  • Hanke - Huzulen u. Konikzucht
  • VZHÖ - Verband der Züchter des Huzulenpferdes in Österreich