Irish Tinker
Tinker

Erscheinungsbild:
  • plumper Kopf, lange Ohren, langer, schwerer Hals, gerader bis ramsiger Kopf, oft mehrfarbige Augen, kräftige Beine, steile Schulter, stark abfallende Kruppe, flache und feste Hufe,langer Kötenbehang, dichtes und langes Langhaar
Herkunft:
  • wahrscheinlich Mischung aus Welsh- Cob, Dales-, Fell- und Gipsy- Ponys, sowie Shire Horses oder Clydesdales, dazu auch Englische und Arabische Vollblüter und sogar Traber
Verbreitung:
  • hauptsächlich Irland außerdem England, zunehmend in Deutschland
Größe:
  • etwa 128- 170 cm
Eignung:
  • für Reitanfänger, einfache Dressur und Springen, Jagdreiten, Freizeit, talentierte Tinker hohe Schule, Gelände, Western
Farben:
  • vereinzelt einfarbig aber überwiegend Tobiano- Schecken
  • Overo- Schecken sind nicht erwünscht, da Stichelhaare
  • kleine Ink- Spots oder Glasaugen können auftreten
  • Rappschecken (Piebald) sind am häufigsten, dazu gibt es Fuchs- und Braunschecken (Skewald), selten sind dreifarbige Tiere und Palominoscheckung (Lemon and White)
Charakter:
  • nervenstark, menschenbezogen, ruhig, gelassen, zuverlässig aber auch intelligent und charakterstark


Entstehung

Zuchthengst  Die Tinker entstanden indem die Zigeuner gescheckte Pferde für sich entdeckten. Die Tiere konnten immer eindeutig identifiziert werden, Schecken fielen auch bei schlechter Witterung auf und bei fast allen, vor allem englischen, Rassen waren Schecken nicht erwünscht, daher waren sie besonderst preiswert. Man erhielt Schecken oftmals für einen "Apfel und zwei Eier", schon beim Aufbruch der Zigeuner aus ihrer indischen Heimat zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert sollen diese gescheckte Pferde mit sich geführt haben.




Einflüsse

Kopfstudie  Andere Vorfahren stellen die "Great War Horses" der Adelshäuser dar, welche sehr wertvoll waren und bewacht wurden. Einige Stuten der Zigeuner konnten aber die Überwachung umgehen und ein Schäferstündchen bei den Hengsten abhalten, mit entsprechenden Folgen.
 Durch die Vermischung verschiedenster Rassen, es wurden immer wieder Clydesdales, Dales-, Highland- und Fellponys, Welsh Cobs und Shire Horses in der Zucht eingesetzt, und der Selektion auf Sanftheit, Freundlichkeit und Scheckung entstanden die Tinker. Noch heute sind die Tinker bei Roma und Sinti hoch geschätzt, es können schon Preise von 30.000 Pfund und mehr gezahlt werden.




Zigeunerpferd

Fuchsschecke  Bereits im 14. Jahrhundert werden die zähen und friedlichen Zugpferde der Zigeuner in einem Schriftstück erwähnt. In der ganzen Zeit wurden die Pferde nur als Zugpferde für die schweren Planwagen eingesetzt und auch heute wird es in ihrer Heimat so gehalten.
 Das Idealpferd der Sinti und Roma musste kräftig, ausdauernd, leistungsbereit, hart, gesund und anspruchslos sein. Es sollte zwischen 142 und 158 cm Widerristhöhe verfügen, ein wohlproportionierter Kopf und langes Fell waren ebenso erwünscht. Die Größe der Scheckung spielte keine Rolle, ein kleiner Fleck am Bauch, um Augen oder Schweifansatz genügte.




Aufschwung und seltsame Deckhengstewahl

 Der Boom der bunten Pferde setzte erst nach dem zweiten Weltkrieg ein. Vor allen die Rapp- und Braunschecken waren bei den Iren bekehrt. Die einzigen regulär gezüchteten und beliebten Schecken befanden sich im Besitz des Adels und der Krone, so bekam einer der Rassehengste schnell und heimlich in der Nacht Besuch von einer rossigen Zigeunerstute. Der billige Nachwuchs war damit besorgt.




Kesselflicker

Stute mit Fohlen  Eigentlich ist die Bezeichnung Tinker für diese Pferde nicht richtig, denn Tinker = Kesselflicker ist in ein Schimpfwort für das Fahrende Volk, das sich selber als Travelers = Reisende bezeichnet. Korrekterweise werden Tinker als "Colouered Cob of Gipsy Type" oder als "Coloured Original" bezeichnet.




Typen und Kategorien

 Der Tinker kommt in zwei Haupttypen vor: Dem "Vanner", der sich besser zum Reiten eignet, etwas leichter und hochbeiniger ist und oft Traberblut hat sowie dem "Cob", ein schwereres Zugpferd. Es werden aber auch drei Größen unterschieden, entsprechend der irischen Einteilung:

Haltung in Irland

Cob  Die Tinker leben in ihrer Heimat nicht gerade romantisch, sie müssen sich oft ihr Futter selber suchen. Häufig sieht man die mageren, herrenlosen Tiere auf Müllhalden und Hinterhöfen herumstreifen. In Dublin trifft man die Tinker auf Straßen und Grünanlagen, Zusammenstöße zwischen einem Pony und Kfz/ Lkw sind leider nicht selten. In der Hauptstadt werden einmal pro Monat herrenlose Tiere durch die Polizei eingefangen und zum Schlachter gebracht.
 Der Tinker wird nicht nur von Landfahrern gezüchtet, auch irische Bauern züchten die Tiere für den Schlachter. Aber manchmal findet sich ein Verrückter, welcher sich in einen Schecken verguckt und ihn als Reit- oder Kutschpferd mit nach Hause z.B. Deutschland.




Besitzerwahl

Vanner  Das Tinker Pony verfügt über ein "großes Herz". Er sucht sich seinen Herrn sozusagen selber aus, hat er ihn gefunden so wacht er eifersüchtig über seine Zuneigung und geht für ihn durch dick und dünn. Das Pferd ist dann sehr eifrig und lernwillig dabei aber immer ruhig.
 Wenn ein Tinker seinen neuen Herrn aber nicht akzeptiert, so wird er schnell sehr stur. Auch energische Durchsetzungsversuche sind ohne Erfolg. Ohne Pferdeverstand und korrekter Behandlung wird selbst der gutmütigste Tinker schnell völlig abgestumpft, stur oder gar irre.




fehlende Papiere

 Durch ihre Ruhe und das gelassene Temperament werden sie in Irland und England oft als Ammenstuten in der Vollblutzucht als "Trainers- Pony" auf der Rennbahn eingesetzt. In England und Irland gibt es zwar eine genaue Zuchtbeschreibung aber es wird kein offizielles Zuchtbuch geführt. Die Pedigrees werden somit nur mündlich weitergegeben und es gibt keine richtigen Papiere.




Zucht in Deutschland

temperamentvoll  In Deutschland werden die Hengste beim jeweiligen Spezialrassenverband gekört und die Zuchtbuchführung liegt beim Zuchtverband für Deutsche Pferde. In Deutschland gibt es über 500 Tinker, seit Mai 1996 werden sie im Zuchtbuch des deutschen Pintoverbandes als Pinto- Tinker- Pony geführt. Sie müssen dafür aber den Zuchtzielbeschreibungen der Pintos entsprechen, bekommen dafür aber auch richtige Papiere. Die in Deutschland gezüchteten Tinker entsprechen der deutschen Vorstellung eines guten Tinkers, sie sind größer, eleganter und besitzen weniger Behang.




Probleme bei der Rassenanerkennung

edler Ausdruck  In Großbritannien ist der Tinker bis heute noch nicht als Rasse anerkannt, sondern er gilt nur als "Typ". Daher gibt es keine planmäßige oder organisierte Zucht und Abstammungen werden maximal mündlich übermittelt. Ein eigenes Zuchtbuch für Tinker ist nur schwer realisierbar, es gibt zu große Unterschiede in den Vorstellungen von einem idealen Tinkertyp je nach Zuchtland. Es würden sich in Deutschland z.B. sehr schnell zwei Klassen bilden → originale englisch-irische Tinker in der Regel ohne Papiere und Tinker mit deutschen Papieren. Dazu werden in Deutschland gekörte Tinker von irischen Züchtern nicht anerkannt, durch diese Probleme liegt das Zuchtbuch in der Hand des Zuchtverbandes für deutsche Pferde (ZfdP).




Irish Cob

Herde  Als eingetragene Rasse existiert der Irish Cob, dieser wird oftmals als der eigentliche Tinker bezeichnet bzw. man verwechselt ihn mit diesem. Bei dem Irish Cob sind Fremdbluteinflüsse nicht erlaubt und damit ist er ursprünglicher. Der Tinker kann bis zu 80% Fremdblut aufweisen, die Basis stellte dabei fast immer ein Irish Cob dar. Man kann einen Tinker daher unter bestimmten Vorraussetzungen als Irish Cob registrieren lassen, Irish Cobs hingegen sind immer gleichzeitig auch Tinker.




Händler als Betrüger

Rappschecken  Leider gibt es viele Händler, welche mit den in Irland recht preiswerten Tieren, ein gutes Geschäft auf dem Festland machen wollen. Um Tierarzt und Transportkosten zu sparen werden sie als Schlachtvieh deklariert. Die Tiere werden auf den Containern eng zusammengezwängt, Hengste werden noch schnell kastriert und um die Hufe zu verschneiden werden die Tiere brutal umgeworfen, da noch nie jemand ihre Hufe gehoben hat. Auf der anderen Seite des Kanals werden die überlebenden Tiere, welche spottbillig in Irland erstanden wurden, teuer an Tinkerliebhaber verkauft. Selbst gescheckte, irische Schlachtpferde werden angeboten. Auch der Kauf vor Ort ist nicht anzuraten, auf den Pferdemärkten verkaufen nur Profis und freuen sich über jeden "Dummen" dem man schlechte Pferde zu einem hohen Preis andrehen kann.




Kauf von Tinkern aus Irland und Deutschland

irischer Zuchthengst  Die billig aus Irland importierten Tiere haben schon vorher oft schlechte Erfahrungen gemacht und sind halbwild aufgewachsen. So ist nach einer gewissen Eingewöhnungszeit von dem gelassenen Anfängerpferd nichts mehr zu sehen, es kann durchaus beim Testreiten ruhig gestellt gewesen sein. Es gibt aber auch seriöse Verkaufsstellen, wo die Pferde nur mit korrekten Ausreisepapieren verkauft werden. Man kann aber auch Urlaub in Irland in der Nähe eines Gestüts machen, dort kann man sich seinen Zukünftigen Partner aussuchen und schon mal mit ihm in Kontakt treten, so merkt man schnell ob "die Chemie stimmt".
 Tinker, welche nach Deutschland importiert wurden, passen sich sehr schnell an die neue Umgebung an. Aber inzwischen gibt es auch in Deutschland viele Tinkerzüchter aber Vorsicht, das Pferd muss auch seinen neuen Besitzer mögen und nicht nur dieser das Pferd.




starke Charaktere und Talent für große Herausforderungen

Fohlen  Mit Geduld und Ruhe lassen sich die Tiere sehr schnell an Neues gewöhnen. Anstatt wegzurennen, bleibt ein Tinker stehen und begutachtet eine vermeintliche Gefahr eingehend. Beim Anreiten versucht ein Tinker seinen Willen durchzusetzen aber mit konsequenter Hand ist dies schnell behoben.
 Durch ihren Körperbau sind viele der Tinker keine Sportpferde aber eine Dressur bis Klasse A oder ein Sprung bis zu einem Meter ist kein Problem. Wenn man viel Geduld besitzt kann ein Tinker bis zur Hohen Schule ausgebildet werden, man muss nur ihre etwas längere Leitung beachten und was ein Tinker einmal kapiert hat sitzt auch.




Eigenschaften

Knieaktion  Sie sind gut ausbalanciert, bequem zu sitzen und haben beim Springen einen gleichmäßigen Takt. Sie scheinen somit ideal für Anfänger oder ängstliche Reiter, aber sie besitzen einen starken Charakter und können so bei Fehlern im Umgang auch schwierig sein. Für Kinder allein sind sie nicht geeignet, da sie eine Respektsperson benötigen und Kinder nicht als eine solche betrachten. Wenn ein Tinker Grunz-, Schnaub- und Stöhnlaute in einer Ruhephase von sich gibt, ist dies kein Anlass zur Sorge, sondern bei diesen in der Regel Tieren normal.
 Die Tiere sind sehr robust und ein Offenstall ist ideal, warme Boxenhaltung wirkt eher schädlich auf Tinker. Zu beachten bei der Haltung der Tinker ist, dass ihre Ernährung eiweißarm ist und viel Rauhfutter enthält. Die Tinker sind sehr zäh, daher sind die Tierarztkosten sehr gering und bisher sind auch keine Erbkrankheiten bei den Tinker bekannt. Sehr wichtig ist auch für eine ausreichende Selenmenge mit Hilfe von Vitamin E/ Selen zu sorgen, da die Weiden in Irland viel Selenreicher sind als bei uns. Selenmangel äußert sich durch Müdigkeit, Unausgeglichenheit und stumpfes Fell. Andere zusätzliche Mineralgaben bewirken bei Tinkern oft Hautausschläge, Haarausfall oder gar Durchfall, die kann auch schon bei überdüngten Weiden passieren.







Informationen:
  • IG - IG Tinkerpony
  • Info - Irish Tinker Portal
  • THAICS - Tinker Horse and Irish Cob Society Germany e.V.
  • Zucht - Mooshof