Karabakh
(Karabagh, Karabach-Pferd)

Erscheinungsbild:
  • edler Körperbau, gerader, langer Kopf, kleine Ohren, hochbeinig, harte Hufe, mittlerer Hals, weiches, seidiges Fell, trockene Gliedmaßen, gut ausgeprägter Widerrist
Herkunft:
  • aus einheimischen und verschiedensten anderen Rassen entstanden, welche über die Seidenstraße in den Kaukasus kamen
Verbreitung:
  • Aserbeidschan und sehr kleine Bestände weltweit
Größe:
  • 140- 150 cm
Eignung:
  • vor allem Distanz, Freizeit, Gelände und die anderen Disziplinen
Farben:
  • Füchse, Braune und Falben mit Goldschimmer, Abzeichen an Kopf und Beinen erwünscht
Charakter:
  • intelligent, gehorsam, nervenstark, temperamentvoll


Ursprung

Zuchthengst  Schon seit vielen Jahrhunderten wurden die Pferde des Kaukasus mit Pferden anderer Rassen gekreuzt. Hier durch den Kaukasus verlief die Seidenstraße, der wichtigste Verkehrsweg des Mittelalters zwischen Europa und Asien. Jedes Volk, das in den letzten zweitausend Jahren hier entlang zog, hatte seine eigenen Pferde dabei. Diese Tiere vermischten sich untereinander und wurden von den Bergnomaden, nach deren Wünschen und Vorstellungen, gezielt als Reitpferd und gar nicht als Packpferd selektiert.




Heimat

 Als Gebirgspferd wurde es auf Trittsicherheit, Unerschütterlichkeit, Wendigkeit und Gehorsam gezüchtet. Zudem durfte er im Kaukasus auch nicht zu groß sein, damit er ohne Gefahr galoppieren und klettern konnte. Er ist dadurch kleiner als sein turkmenischer Verwandter, der Achal- Tekkiner aber besitzt sein edles Aussehen und kann sogar Ähnlichkeit mit dem Arabischen Vollblut. Die Rasse verdankt ihren Namen nach der Karabagh, die Landschaft "schwarzer Garten" erstreckt sich südlich des Flusses Kura bis zum Fluss Araks.




Saryljar und Kehlan

Kopfstudie Der Karabagh wirkte schon seit fast zweitausend Jahren als Veredler der russischen Pferderassen, so wie das Englische Vollblut seit zweihundert Jahren bei europäischen Rassen. Vor allem war seine besondere Fellfärbung, ein Goldschimmer (Saryljar), begehrt, welchen die Pferde vererben. Dieser Goldschimmer zeigt seine enge genetische Verwandtschaft mit dem Achal- Tekkiner, der ebenfalls für seine Goldfärbung berühmt ist. Noch beliebter als diese Goldfärbung sind Pferde mit goldfarbenem Deckhaar und kastanienbraunem Langhaar, welches bei Lichteinfall rot schimmernd (Kehlan).




Einflüsse

 Die Rasse wurde im 7. bis 8. Jahrhundert in Syrien und Persien sehr geschätzt und gleichzeitig fand eine stärkere Veredlung statt, man kreuzte die guten einheimischen Pferde vermehrt mit Turkmenen, Persern und Arabern. Bis dahin waren die einheimischen Pferde bereits sehr ausdauernd, hart und genügsam und hatten sich schon einen guten Namen gemacht. Durch die starke Veredlung der Rasse wurde die Rasse edler, harmonischer und eleganter im Exterieur gegenüber anderen kaukasischen Rassen, bis heute ist dies ein deutlicher Unterschied zu Kabardiner oder Aserbaidschanern. Zu dieser Zeit begann auch der Einsatz dieser Rasse als Veredler anderer Rassen, bis heute wird der Karabagh bei anderen russischen Pferderassen in dieser Art genutzt.




Anfang des 19. Jahrhunderts

 Die Karabagh Region stellte bis 1750 eine persische Provinz dar, sie konnte aber ihre Unabhängigkeit erreichen. Bereits im Jahr 1822 wurde die Region von Russland annektiert und die Pferdezucht stark gefördert, denn durch diese konnte Russland die Aufmerksamkeit Europas auf sich lenken.
 Die besten Pferde standen in den Gestüten der Kahne und wurden gezielt gezüchtet. Jeder Kahn bevorzugte seine eigene Zuchtmethoden und so unterschieden die Pferde sich sichtbar untereinander. Der Niedergang der Rasse wurde durch ihre hervorragenden Eigenschaften ausgelöst, bereits 1823 hatten Engländer 60 der besten Zuchtstuten gekauft und im Jahr 1826 marschierten die Perser aus Rache nach Baku im Kaukasus ein, sie verschleppten gesamte Herden und die besten Zuchthengste wissend um deren hervorragende Eigenschaften.




Erfolge und ihre Gefahr

Bewegungsstudie Bereits weniger als ein halbes Jahrhundert später, genauer 1866 gewann ein Karabagh einen Preis in Moskau auf der "1. Allrussischen Pferdeausstellung der kaukasischen Pferde", der reinrassige Hengst "Chan" wurde auch 1867 in Paris bei der Weltausstellung vorgestellt und mit der "Großen Silbermedaille" ausgezeichnet. In den Jahren 1869 und 1872 wurden ebenfalls Karabaghs in Moskau geehrt, ein Zeichen dafür dass die Zucht erfolgreich weiterging.
 Nach dem großen Erfolg in Paris und auf anderen internationalen Pferdeschauen begann der Ausverkauf der Rasse. Gleichzeitig begann die technische Entwicklung in der Landwirtschaft, die Weiden wurden verkleinert und die medizinischen Versorgung der Tiere vernachlässigt. Bereits im Jahr 1883 sind nur noch 27% und im Jahr 1891 gar nur noch 19,6 % der Tiere Zuchttauglich.




vor der Ausrottung

 Der Erste Weltkrieg, Revolution und Konterrevolution in den Jahren 1914 bis 1921 zerstörte die Zucht fast vollständig, dazwischen erklärte zudem Aserbaidschan 1918 seine Unabhängigkeit und wurde 1920 erneut durch die Sowjetunion annektiert. Von dem Gesamtpferdebestand im Jahr 1913 waren nur noch 63,5% erhalten und vor allem viele wichtige Zuchtpferde wurden eingebüßt. Als eine Untersuchungskommission infolge der "Großen Zootechnischen Konferenz" in Moskau von 1926 bis 1928 nach Karabagh geschickt wurde, stellte diese fest dass der Fortbestand der Rasse nicht mehr gegeben war. Dadurch wurde die Zucht völlig vernachlässigt, die letzten als rassentypisch eingestufte Hengste wurden nicht mehr voll in der Zucht eingesetzt, darunter z.B. "Bala-Majmun", "Nadir", "Schamiltschik", "Nadir II" und "Nochta".




Neuanfang

Stute mit Fohlen Nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerte man sich wieder an die Pferderasse und deren Qualitäten, vor allem für den Export war sie interessant. Ein Stutbuch wurde erstmals am 13. Mai 1948 eröffnet und eine kleine Herde zog zuerst den "Chaldaner Geflügelzuchtbetrieb" in der Region Schekinin, 1949 erfolgte der Umzug neu gegründete im Dorf "Geg-Tapa", 8 km von Agdam entfernt, welches in der Ursprungsregion dieser Rasse liegt. Die Herde bestand aus 22 Stuten und deren Nachzucht, welche damals als einzige rassetypisch anerkannt wurden. Vor dem Zuchtbeginn wurden alle Tiere nochmals durch eine Spezialkommission mit Beteiligung der Zootechniker S. Sulfugarov, A. Dsachojew, S. Gassanow und Dozent P. Sattarsad beurteilt, sie bekamen das Gestütszeichen eingebrannt und Namen wurden an die Tiere vergeben. Auf die linke Schulter kam die Inventarnummer, auf die linke Hüfte das Geburtsjahr bei den jungen Pferden, bei den Stuten nur die Inventarnummer. Sie wurden fotografiert und es entstand ein Album.
 Es gab auch mehrere reinrassige Hengste aber keiner entsprach den Zuchtkriterien. Daraufhin deckte im ersten Jahr das Donpferd "Dnjestr", ein goldbrauner Hengst, welcher im Typ und Farbe passte und zudem Karabagh unter den Vorfahren aufwies. Im nächsten Frühling folgten ihm drei Araberhengste, "Kontingent", "Kadmi" und "Parol". Dies geschah, da bisher auch immer andere Rassen zur Veredlung bei diesen Pferden mit eingekreuzt wurden.




Ausbau der Zucht

sehr schöner Jährling Im September 1950 kamen die idealen Zuchthengste in das Gestüt Agdam und wurden ab 1951 in der Zucht eingesetzt, drei goldrote Vollblutaraber Hengste aus dem Gestüt von Tersk, "Kadmi II", "Sophist II", "Korf II", sowie der Tersker "Tuman". Das Gestüt umfasste damit zu dieser Zeit 110 Tiere und darunter 99 Zuchtstuten. Das Gestüt entwickelte sich von 1950 bis 1961 stark weiter und es wurden weitere zuchttaugliche Stuten aus den Regionen Agdam (30), Mardakert (35), Erlachski (3), Bardinski (4) und des "Latschinski Pferdebetrieb Nr. 71" (10) eingegliedert. Sogar die englische Königin "Queen Elisabeth II" besaß ein Pferd dieser Rasse, 1951 bekam sie den goldfarbenen Hengst "Zaman" von der sowjetischen Regierung als Geschenk (über dessen weiteres Leben gibt es keine Unterlagen, er soll aber erfolgreiche Nachkommen in den Juniorenklassen auf der Rennbahn geliefert haben).




Typen

 Ursprünglich wurden in der Zucht fünf Typen unterschieden, welche von verschiedenen Stempelhengsten abgeleitet wurden:

jüngere Zuchtgeschichte

Majmun Typ  Das Jahr 1989 bedeutete fast den Untergang der Rasse, Aserbaidschan sagte sich von der Sowjetunion los und es kam zum Krieg, sowohl ein Bürgerkrieg gegen Armenische Einwohner in der Region Berg-Karabach als auch gegen sowjetische Truppen. Das Hauptgestüt wurde sogar bombardiert und völlig zerstört, aber die Zuchttiere wurden rechtzeitig evakuiert. In den nächsten Jahren wurde die Zucht nicht mehr dokumentiert und man sprach sogar in Westeuropa davon, dass die Rasse ausgestorben sei. Seit etwa 1996 werden die Tiere wieder züchterisch betreut, auch das Gestüt Agdam wurde wieder aufgebaut und nahm seinen Betrieb auf. Heute findet wieder eine kontrollierte Zucht statt, aber der Ursprungstyp des 19. Jahrhunderts ist wahrscheinlich verloren. Bis heute ist es erlaubt Karabagh- Stuten mit Araber-Hengsten zu kreuzen, aber nicht umgekehrt. Man glaubt in Aserbaidschan, dass nur Stuten die karabagh- typischen Eigenschaften vererben. Alle Tiere werden auf der Rennbahn auf Ihre Leistung hin getestet, dabei liegt aber die Stärke dieser Rasse in der Distanz und die Sieger solcher Rennen sind oftmals nicht reinerbig, sondern mit hohem Araberblutanteil.




Stammeslinien und Stutenstämme

 Bis heute wurde nur ein Zuchtbuch herausgebracht, diese endet aber leider in dem Jahr 1978. Laut Angabe des zuständigen Ministeriums soll aber ein aktuelles schon in nächster Zeit erscheinen. Es werden vier Stammeslinien dieser Rasse unterschieden, welche gleichzeitig vier geneologische Gruppen darstellen:

Ursprung

 In dem ersten Zuchtbuch werden auch sieben bessere Stutenstämme unterschieden, es sind "Surat", "Tatschka", "Nasanan 10", "Ajpara", "Dartschin I" (geb.1942) "Dartschin II" (geb. 1943) und "Babka". Diese Stutenstämme werden heute nicht mehr genau in der Zucht unterschieden und auch die Unterscheidung der verschiedenen Typen ist verloren gegangen, aber diese sind immer noch innerhalb der Rasse zu erkennen.




Eigenschaften

Stute mit Fohlen aus Agdam Der Karabagh stellt mit seiner geringen Größe ein sehr gutes Freizeitpferd dar. Er ist außerdem mit einem raumgreifenden Schritt, viel Ausdauer und großer Nervenstärke ausgestattet. Obwohl heute die Schnelligkeit immer wichtiger wird und schon zweijährige auf der Rennbahn getestet werden stellt er ein gutes und bequem zu sitzendes Distanz- oder Trekkingpferd dar. Einige dieser Tiere sind zudem mit Paß oder Tölt ausgestattet.




neuforumuliertes Zuchtziel und Zucht

 Allerdings versucht man auch in Aserbaidschan größere Pferde zu züchten und dies ist auch im neuformulierten Zuchtziel zu finden, welche sich als Sportpferde einsetzen lassen und bedroht damit die Rasse und deren charakteristischen Merkmale. In Aserbaidschan gibt es noch keine Freizeitreiterszene, welche an dieser Rasse interessiert wäre und diese fördern könnte.
 Die letzten Pferde dieser Rasse werden noch immer von den Nomaden gezüchtet und wachsen wie seit Jahrhunderten auf, das Hauptgestüt befindet sich wie seit Jahrhunderten immer noch in "Agdam" und ein zweites bedeutendes ist "Schuscha". Leider gibt es immer weniger Freunde dieser Pferde in Aserbaidschan und die Rasse ist somit vom Aussterben bedroht. Zudem wird versucht die Pferde zu vergrößern, da dies als ein Mangel angesehen wird. Dadurch können aber Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit der Rasse verloren gehen, zudem entspräche es nicht den Eigenschaften eines Gebirgspferdes und es ist daher zu hoffen dass dieser Plan aufgegeben wird. Hoffnungsschimmer bleiben die wenigen europäischen Liebhaber, die endlich wieder Tiere importieren können und somit die Rasse bewahren.







Informationen:
  • IG Karabagh - IG Karabagh und eurasische Pferderassen e.V.