Kabardiner
(Karbardiner)

Erscheinungsbild:
  • trockener Kopf, üppiger Behang, trockene Gliedmaßen, sehr harte Hufe, abgeschlagene Kruppe, ausdrucksvolle Augen, oft säbelbeinige oder kuhhessige Hinterhand, tief angesetzte Brust, langer und gerader Rücken
Herkunft:
  • Tscherkessenpferd, Araber, Perser, Karabagh
Verbreitung:
  • Nordkaukasus, Russland, Georgiern, Aserbaidschan, Irak, kleine Zuchten in Türkei, Frankreich, Deutschland, USA
Größe:
  • 148-158 cm (ideal Stute bis 150 cm, Hengst bis 153 cm)
Eignung:
  • Trekking, Wanderreiten, Distanz, Springen, Dressur
Farben:
  • vor allem Braune, selten Füchse oder Rappen
Charakter:
  • treu, intelligent, charakterstark, temperamentvoll


Herkunft

Zuchthengst  Diese Rasse stammt aus dem Nordkaukasus vor allem aus der Gegend der teilautonomen Republik Karbadino- Balkarien und ist von den Küsten des Schwarzen Meeres bis zu den Steppen Kasachstan zu finden. Die Heimat der Pferde zeichnet sich durch warme, trockene Sommer und kalte, schneereiche Winter aus und die Futtersuche ist für die Pferde oft anstrengend, dies alles bewirkte eine besondere Härte der Pferde gegenüber Wetter und Nahrungsangebot. Der Boden ist sehr hart, was sich positiv auf harte Hufe und hohe Trittsicherheit auswirkt. Insgesamt ist das Klima dieser Landschaft für Mensch und Tiere zwar hart aber es fördert eine besondere Gesundheit und Widerstandskraft bei seinen Bewohnern.
 Die Rasse ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt und stammt von den Pferden der Tscherkessen ab. Das alte Tscherkessenpferd hatte vor allem heimische Steppenponys, Perser und Araber als Vorfahren. Im 13.-14. Jahrhundert wurden in der Zucht noch Karabagh, Turkmenen und Mongolenpferde eingekreuzt.




Tscherkessen

Kopfstudie Das Volk der Tscherkessen unterteilt sich in viele Stämme, einer dieser Stämme trägt den Namen "Kabardiner" und lebt in im Gebiet der kleinen und großen Kabarda. Früher wurde dieses Volk auch Karbardiner genannt und auch die Rasse wird unter oftmals fälschlicherweise so bezeichnet. Es ist ein sehr kriegerisches Nomadenvolk, um den Diebstahl eines Pferdes zu verhindern, wurden diese sehr stark auf den Besitzer geprägt damit sie Fremden nicht gehorchten und sie kehrten immer zu ihren Besitzern zurück. Die Pferde wurden neben dem Einsatz im Krieg auch als Saum- und Wegpferde genutzt. Durch die schwere Arbeit in dem Gebirge erwarben die Pferde eine große Konditionsstärke, hohe Regenerationsfähigkeit und starken Leistungswillen.




Aufschwung und Vollbluteinsatz

 Das Ende der Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Stämmen führte kurzzeitig zu einem Niedergang der Rasse. Während des 17. Jahrhundert erlangte die Rasse auch über die Grenzen ihrer Heimat eine große Bekanntheit. Die Pferde waren aufgrund ihrer Genügsamkeit, Zähigkeit und Ausdauer sehr bekehrt. Der Zar Russlands und die Kasachischen Truppen sollen bis zu eintausend Tiere erhalten haben.
Herde in Karbadino- Balkarien Man begann bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Veredelung der Rasse durch das Einkreuzen von Vollblut, vor allem in den Gestüten der Großfürsten. Mit der Zeit wurde immer mehr Vollblut eingekreuzt, um so größere und vor allem schnellere Pferde für Rennen zu erhalten. Dies führte zum Entstehen einer neuen Pferderasse, den Anglo- Kabardiner. Der Kabardiner hat sich mit der Zeit weiterhin verändert, ohne dass der Vollblutanteil erhöht werden musste. Eine strenge Selektion erbrachte ein größeres, eleganteres und sportlicheres Pferd gegenüber dem Kabardiner vor einhundert Jahren.




Niedergang

 Am Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Rasse an Qualität und Quantität, da die Schafzucht sich stark ausbreitete und dabei den Bauern eine höhere materielle Sicherheit bot als die Pferde. Nach der Oktoberrevolution von 1917 brachen viele Bürgerkriege in Russland aus und der größte Teil des Pferdebestandes ging verloren.




Veränderungen und Karatschaever

Walach In der Sowjetunion begann man ab 1920 mit der Eingliederung kleinerer Betriebe und die Pferdezucht wurde für Privatpersonen verboten, dadurch sollte eine finanzielle aber auch ideelle Unabhängigkeit der Menschen verhindert werden. Schon kurz darauf bemerkte man den großen Bedarf an guten Arbeits- und Reitpferden, in den 1930er wurden daher staatliche Haupt- und Landgestüte sowie Zuchtbetriebe gegründet. In ihnen fand eine planvolle Zucht mit dem Ziel der Rassenverbesserung statt. Im Zweiten Weltkrieg wurden sehr viele Tiere in der Kavallerie eingesetzt und fanden dabei den Tod.
ZStuten mit Fohlen Ab dem Ende des zweiten Weltkrieges begann der erneute Zuchtaufbau und bis zum Jahr 1983 wurde zudem die Rasse der Karatschaever bei den Kabardinern eingegliedert, dadurch sollte die Eigenständigkeit des Volkes der "Karatschaever" nach ihrer Umsiedlung nach Mittelasien zerstört werden. Es kamen verschiedene Zuchttiere dieser Rasse bei den Kabardinern zum Einsatz und es wurden drei Kabardiner-Hengste bei den Karatschaevern eingesetzt.




Malkinski

 Vom Staat wurde 1953 beschlossen den Pferdebestand zu verringern und sehr viele Gestüte wurden geschlossen. Im Jahr 1958 musste das Gestüt Malkinski wieder eröffnet werden, da in den Bergregionen immer noch starke Nachfrage nach diesen Pferden bestand. Bis heute ist dieses Gestüt das bedeutenste in der Zucht, dazu werden in vielen Kolchosen und Sowchosen kleiner Herden gehalten.




Rückgang und Gefährung der Reinrassigkeit

 Die alten Stutbücher I-III von 1935 bis 1953 nannten eine reinrassige Population von 446 Hengsten und 3727 Stuten. Eine Zählung vom 1. Januar 1969 ergab 5.800 reinrassige Kabardiner und Kreuzungen daraus 40.700. Laut Erfassungen von 1990 ist der reinrassige Stutenbestand auf etwa 400 gesunken, vor allem aufgrund der zu geringen Geschwindigkeit bei den sehr beliebten Pferderennen.
Zuchttier Auch im 20. und 21. Jahrhundert wurde und wird die Rasse im Kaukasus gebraucht. Die Pferde stellen noch heute das ideale Transportmittel in vielen Gebieten des Kaukasus dar und sind zudem auch für die arme Bevölkerung bezahlbar. Es wird für den Transport der verschiedensten Waren, als Ackerpferd, als Handelsgut und sogar von der Grenzpatrouille genutzt. Allerdings werden die Pferde immer mehr unkontrolliert mit Englischen Vollblütern vermehrt und viele sehr gute Rasseeigenschaften drohen verloren zu gehen.




Typen

Anglo- Kabaradiner Es gibt verschiedenste Typen dieser Rasse, die sich aufgrund der sehr verschiedenen Einsatzgebiete gebildet haben. Es gibt noch immer sehr schwere Arbeits- und Lastpferde und schnelle, elegante Reitpferde, dazwischen liegt der universell einsetzbare mittlere Typ. Der schwere Typ wird noch immer für die Arbeiten im Kaukasus gebraucht und auch die Kultur der Kaukasen ist immer eng mit Pferden verbunden, damit wird der ursprüngliche Typ noch sehr lange erhalten bleiben und dieser besitzt noch immer viele Vorteile gegenüber den Sportpferden.




Hengstlinien

 Man unterscheidet verschiedene Hengstlinien in der Zucht, zu den wichtigsten gehören:

 Im Jahre 1958 wurden in das Gestüt Malkinsk aus dem Gestüt Karatschaev folgende Hengste eingeführt: "340 Dobrij 78", "0149 Achtir", "502 Zarjad", "617 Ansambl 21" und der Anglo-Karatschaever "0188 Indeks 205".




vom Aussterben bedroht

Stutenherde Heute wird die Zucht der Kabardiner in Russland vernachlässigt, da man für diese keine Marktnachfrage sieh und fördert stattdessen den Anglo- Kabardiner. Die Zucht dieser Rasse liegt somit in ihrer Heimat in den Händen von Idealisten, welche von den Vorteilen dieser Rasse überzeugt sind. Die Stutbücher sind zum Teil mit dem Ende der UdSSR teilweise verschwunden und vernachlässigt wurden. Erst mit Beginn des 21. Jahrhunderts wurden die Zuchtunterlagen wieder vervollständigt und Abstammungen nachgeforscht. Das neue Stutbuch wurde noch nicht herausgebracht aber es wird sehnsüchtig erwartet, man vermutet aber nur etwa 500 Tiere. In Deutschland sind etwa 250 Pferde dieser Rasse registriert und die Zucht befindet sich im Aufbau.




Eigenschaften

 Der Kaukasus formte eine sehr langlebige, sehr gesunde Rasse mit sehr guter Selbstheilung. Die sehr harten Hufe können durch ihre Härte auch auf unseren Gelände barfuss bleiben, die Gelenke sind sehr stabil und der gesamte Körperbau auf hohe Leistungsfähigkeit und Gesundheit ausgelegt.
voller Kraft Die Pferde zeichnet die hervorragende Eignung für schwieriges Gelände aus, eine berittene Grenzpatrouille musste mehrere Tage auf einer Höhe von 4000 m im Pamirgebirge verbringen, wobei nur die Kabardiner nicht aufgeben mussten sowie anschließend auch keine Erholungsphase benötigten und der höchste Berg des Kaukasus der 5642 m hohe Elbrus wurde durch einen Kabardiner bezwungen.
Stuten Diese Rasse ist ideal für Freizeitreiter, die Pferde gehen mit ihrem Besitzer durch dick und dünn, sind immer kontrollierbar, zuverlässige und echte Partner. Im Distanzsport beweisen die Vertreter dieser Rasse immer wieder ihre Klasse, sie gewannen viele der schwersten Wettbewerbe. Ambitionierte Freizeitreiter können mit diese Pferde auch auf Turnieren in Dressur, Springen, Reining und vielem anderen erfolgreich starten.







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