Kaspisches Pony

Erscheinungsbild:
  • gerader bis konkaver Kopf, trockener Körperbau, kleine, harte Hufe, feines Langhaar, leicht abfallende Kruppe, gut bemuskelte Hinterhand, Rechteckformat, große Augen und Nüstern, kleine Ohren
Herkunft:
  • einheimische Pferde
Verbreitung:
  • Iran, Großbritannien
Größe:
  • 100 bis 120 cm
Eignung:
  • Freizeit, Dressur, Springen, Distanz, Fahren
Farben:
  • alle, keine Schecken
Charakter:
  • temperamentvoll und dabei ausgeglichen, mutig, intelligent


Geschichte

Zuchthengst  Man hielt das Kaspische Pony bis 1965 als ausgestorben, es lebt seit Urzeiten an den Ufern des Kaspischen Meeres. Skelettfunde aus der Mittelsteinzeit von ca. 8.000 v. Chr. bis ca. 5.500 v. Chr. bewiesen die Existent eines kleinen und sehr edlen Pferdetyps in diesem Gebiet, die Bewohner Mesopotamiens um 3.000 v. Chr. kannten und nutzen das gleichnamige Miniaturpferd (Mesopotamisches Miniaturpferd, Urpferd Typ 4), dieses war mutmaßlich mit dem Kaspischen Pony eng verwandt. Auf einem Siegel von „Darius des Großen“ von 500 v. Chr. sind ebenfalls sehr edle Pferde vor einem Gespann abgebildet, die Griechen berichteten ebenso von einer südlich des Kaspischen Meeres im antiken Medea beheimateten kleinen und edlen Rasse.




eine der ältesten Rassen

Kopfstudie  Das sehr edle Aussehen lässt seinen Einfluss bei der Entstehung der Vollblutrassen und damit Araber vermuten, Genuntersuchungen an 120 Kaspischen Ponys bewiesen die enge Verwandtschaft und vielleicht sind sie sogar direkte Vorfahren der Araber. Man geht heute davon aus, dass diese Rasse zu den ältesten der Welt gehört Da seit der moslemischen Eroberung Persiens im Jahr 627 keinerlei Aufzeichnungen über diese Pferde angefertigt wurden, hielt man die Rasse für ausgestorben
 Das Kaspische Pony soll auch Vorfahre eines indischen Ponys sein, dieses wurde durch Elwyn Hartley Edwards in den 1950er beschrieben und wies starke Ähnlichkeit mit dem Kaspischen auf. Zur Zeit Alexanders des Großen sollen Kaspische Ponys über Kabul, durch den Khyber- Pass und Baluchistans nach Indien gelangt sein.




Louise Firouz

Herde  Die Amerikanerin Louise Firouz kam mit ihrem iranischen Ehemann 1957 in den Iran, dort suchte sie nach einem Reit- und Fahrpony für Kinder, diese wurden für das durch sie gegründete „Norouzabad Equestrian Center“ benötigt. Sie begegnete auf der Straße der Stadt Amol durch Zufall einem kleinen Pony, es war vor einen sehr schweren Pferdekarren gespannt. Das Pony war klein, besaß einen trockenen Köperbau mit harten, zierlichen Hufen, das Fell war seidig und braun. Der kleine Hengst zeigte deutliche orientalische Züge und wurde auf „Ostad“ getauft, sein Besitzer wollte ihn schon schlachten aber bei Mrs. Firouz entwickelte er sich zu einem sehr erfolgreichen Kinderpony und Stempelhengst.




Mouleki/ Pouseki

temperamentvoll  Nachforschungen erbrachten das diese Pferde als Mouleki oder Pouseki bekannt waren und nur in dieser vom Iran geographisch und kulturell weitestgehend unabhängigen Region von etwa 3.200 qm zwischen Amol und Sahi vorkamen. Der erfahrenen Pferdekennerin war klar, dass sie hier auf etwas sehr Besonderes gestoßen war. Mrs. L. Firouz machte sich auf die Suche nach Überlebenden dieser Rasse dabei konnte sie zwischen Juli 1965 bis August 1968 zirka 50 Tiere auffinden, etwa 30 davon lebten wild in dem Gebiet des Mt. Damavand Berges und drei wurden von Mrs. Firouz in ihr Equine Center mitgebracht, viele Tiere waren in schlechter Verfassung denn Hunger, Krankheit und schlechte Unterkünfte aber auch ihre Verwendung als Schlachttiere setzten den Pferden zu.




Zuchtbeginn

amerikanischer Zuchthengst  Von 1965 bis 1970 konnten nach großem Widerstand der Bauern weitere sieben Stuten und sechs Hengste als Zuchttiere gekauft werden und man brachte diese auf die Farm von L. Firouz bei Teheran welche als Norouzabad Gestüt bekannt war, zudem erhielten die Pferde von Mrs. Firouz ihren heutigen Rassenamen Kaspisches Pony bzw. Abscheh Khazar. Diese Pferde konnten wahrscheinlich dadurch überleben, dass sie durch Stämme aus dem Kirmanshah- Gebiet in das Elburs- Gebirge mitbrachten und sie dort unbeeinflusst und somit reinrassig weiterleben konnten.




Skelettbesonderheiten und Zuchtunterstützung

Sportpony  Bereits 1966 gelangte das erste Kaspische Pony in die USA. Im Jahr 1969 fanden Untersuchungen an einem Skelett eines ausgewachsenen Kaspischen Ponys statt, man fand besondere Merkmale und diese sind nur bei sehr vollblütigen Pferderassen zu finden. Das Skelett wies zum Beispiel eine besondere Form des Schulterblatts auf, die Schädelkonstruktion, der Aufbau des Widerristes oder die Länge der Unterschenkel im Vergleich zur Körpergröße waren typisch.
 Mit der Initiative von L. Firouz wurde ein Stutbuch angelegt und es begann eine gezielte Zucht, im Jahr 1972 gelangte die ersten Ponys nach England, nach einem entsprechenden Vorschlags Prinz Philips im Jahr 1971 (er und Prinzessin Ann erhielten zwei Stuten von dem Schah im selben Jahr als Geschenk), und dort befindet sich auch das größte Gestüt dieser Rasse, das „Caspian Stud“ wurde 1976 gegründet. Durch die Gründung der „Royal Horse Society“ durch den Schah von Iran „Mohammed Reza Pahlevi“ wurde die Zucht auch offiziell unterstützt.




vorm Ende

 Im Jahr 1974 wurde die Zuchtherde einfach durch die „Royal Horse Society (RHS) of Iran“ übernommen, ihre restlichen Kaspische Pferde verlor sie 1975 als die Ausfuhr der Kaspischen Ponys verboten wurde sowie ihre letzten Tiere in den Besitz der „Royal Horse Society (RHS) of Iran“ übergingen und sie anschließend das Norouzabad Center schloss. Während der Revolution im Iran ab 1979 wurde die Zuchten zerstreut, Gestüte geschlossen, Ponys dienten als Lastpferde währen des iranisch-irakischen Krieges (1980 bis 1988), viele Ponys kehrten zu ihrer früheren Arbeit vor den schweren Lastkarren zurück oder wurden von den hungernden Iranern gegessen.




schwerer Neuanfang

kein sichtbarer Unterschied zum Araber  Als das Verbot für privaten Pferdebesitz nach zehn Jahren aufgehoben wurde, begann L. Firouz mit der Suche nach überlebenden Pferden der Revolutions- und Kriegswirren. Etwa eintausend Tiere konnten in den Alborz Bergen gefunden werden, darunter befanden sich auch fünfzehn zuchttaugliche Kaspische Ponys und mit ihnen begann eine neue Zucht. Man glaubte dass diese Pferde nicht mit denen in der Vergangenheit nach Großbritannien exportierten Ponys verwandt waren, DNA Tests von der University of Kentucky widerlegten dies.
 Durch L. Firouz wurde ein neues Gestüt mit dem Namen „Persicus“ gegründet, alle Ponys aus diesem Gestüt tragen in ihrem Namen die Vorsilbe „Persicus“. Im Jahr 1993 wurden sieben Ponys dieses Gestüts mit Unterstützung der „Russian Horse Society“ (Sitz in GB, heute aufgelöst) nach Großbritannien exportiert. Im Jahr 1994 gelangte eine kleine Herde nach Texas, dort begann mit diesen Tieren die gezielte Zucht des Kaspischen Ponys in den USA. Zu Beginn des Jahres 1995 wurde das Persicus Gestüt durch die Iranische Regierung erworben, L. Firouz unterstützt seitdem das Pferdeforschungszentrum in der Nähe von Teheran und sucht weiter nach neuen Zuchtpferden des Kaspischen Ponys.




ursprüngliche Typen (?) und unterschiedliche Chromosomenzahl

edler und trockener Kopf  Es wird vermutet dass sich weitere Kaspische Ponys in den Grenzregionen zu Turkmenistan und Afghanistan finden lassen, viele Stämme des Ursprunggebietes betrieben Pferdehandel mit Volksgruppen an den iranischen Grenzen und darüber hinaus. Mit diesen Pferden könnte die genetische Zuchtgrundlage erweitert und die Zucht verbessert werden. Laut den „Caspian Horse News“ wurden drei verschiedene Typen dieses Ponys bisher beschrieben, zum einen die Pferde von L. Firouz, dazu ein kleines Pferd aus Maragha im Westiran (Equus fossilis persicus) und 1904 wurde ein kleines, orientalisches Pferd in Arnau im Süden Turkmenistans beschrieben (Equus cabullus pumpelli).
 Moderne DNA Untersuchungen erwiesen, dass es Kaspische Ponys mit 64 Chromosomen und andere mit 65 Chromosomen gibt. Dies kann nur durch die natürliche Vermischung von Hauspferd (Equus caballus) und Przewalski (Equus przewalskii) geschehen.




Hengstlinien

Lebensfreude  Es gibt nur neun wichtige Hengstlinien in der Zucht außerhalb Irans, die Linien der Hengste „Ostad“, „Aseman“, „Ruba“, „Felfel“, „Daria Nour“ und „Palang“ sind in Großbritannien stark verbreitet, in Australien und Neuseeland sind es die Linien „Secendar Gol“, „Zeeland“ und „Sohrab“. Die englischen Hengstlinien besitzen alle besondere Eigenschaften, die Stutenlinien werden kontinuierlich und der Reihe nach mit den Hengstlinien verpaart.


moderne Typen

britischer Zuchthengst  Aus diesen Hengstlinien haben sich heute drei Typen des Kaspischen Pferdes herausgebildet, ein kleiner, zierlicher Typ mit einer Größe von 90 bis 100 cm, ein höherer Typ mit etwa 110 cm und ein kräftigerer sowie größerer Typ über 120 cm. Das ursprüngliche Kaspische Pony wies dabei eine Größe von etwa 90 cm auf, in Großbritannien werden immer größere Ponys mit einer Widerristhöhe über 130 cm gezüchtet. Durch diese Entwicklung besteht die große Gefahr, dass der alte Typ unwiederbringlich verloren geht und gerade die Kleinheit und Adel dieser Ponys machten sie zu etwas besonderen. Allerdings ist dieser große Größenunterschied ohne Einfluss anderer Rassen entstanden, das Potential dafür schlummerte in ihr und wurde durch bessere Haltungsbedingungen aufgeweckt.




Kaspischer Araber und Eigenschaften

eher Ponykopf  Neben der Zucht reinrassiger Kaspischer Ponys entstand auch eine Kreuzungszucht, bedeutend ist die Zucht des Kaspischen Arabers, ebenfalls werden Shetland Ponys, Dartmoor und Welsh Ponys eingesetzt und es entstehen sehr elegante und leistungsfähige Sportponys.
 Es sind sehr edle Ponys, im Aussehen gleichen sie Reitpferden und sie besitzen ein sehr gutes Exterieur und Interieur. Ihr besonderer Charakter erlaubt auch oft Kindern den Umgang mit Hengsten dieser Rasse, man sollte aber vielleicht doch sicherheitshalber darauf verzichten. Für Kinder stellen sie sehr gute Ponys dar und selbst im Sportbereich können sie sehr gut mithalten, sie stellen eine interessante Alternative zum Deutschen Reitpony dar und sehen zudem sehr schön aus. Für Erwachsene sind diese Ponys als Fahrpferde interessant, denn ihre gute gewinkelte Schulter und die langen Beine erlauben einen sehr schönen und dabei raumgreifenden Gang.







Informationen:
  • CHSA - Caspian Horse Society of the Americas
  • CHS - Caspian Horse Society