Kladruber
(Altkladruber)

Erscheinungsbild:
  • quadratisch, leichte bis ausgeprägte Ramsköpfe, gut bemuskelt breite Schulter, starker Hals, kräftige Beine, starke Hinterhand
Herkunft:
  • auf spanischer und neapolitanischer Basis gezogen
Verbreitung:
  • fast nur in Tschechien zu finden, sehr wenige Zuchten außerhalb
  • etwa 700 Pferde sind im Staatsgestüt Kladrub zu finden
Größe:
  • 160 bis 180 cm
Eignung:
  • Schimmel für Dressur, hohe Schule; Rappen für Fahren
Farben:
  • je nach Zuchtrichtung nur Rappen ohne Abzeichen und Schimmel
Charakter:
  • sehr ruhiges bei Bedarf aber auch feuriges Temperament, dem Menschen gegenüber sehr brav


Geschichte

Zuchthengst   Das Gestüt Kladruby nad Laben ist das älteste der Welt und die Kladruber sind damit die älteste Kulturpferderasse der Welt. Bereits im 12. Jahrhundert wird Kladruby erstmals schriftlich erwähnt, am Ende des 15. Jahrhunderts gelangte es in den Besitz von Wilhelm von Pernstejn. Er ließ die ersten Gestütsgebäude anlegen und das Elbflussbett für Weideflächen regulieren. Bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts blieb Kladruby im Besitz der Adelsfamilien, welche sich bereits gezielt mit der Pferdezucht beschäftigte.




Maximilian II

Kopfstudie Vertretener der böhmischen Obersschicht kauften in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert das Pardubicer Gebiet inklusive Kladruby. Sie schenkten es 1560 Erzherzog Maximilian von Habsburg und Österreich. Dieser ließ im Jahre 1552 Pferde aus Spanien und Italien nach Wien importieren, diese kamen später nach Kladruby. Kaisers Rudolf II, Sohn von Maximilian den II., ernannte das "Kladruber Wildgehege" 1579 zum Kaiserlichen Hofgestüt. Er unter-schrieb am 24.04. 1579 auf der Prager Burg die Gründerliste des Gestüts Kladruby nad Labem.
Rappe sowie Schimmel Vertreter Zu jener Zeit waren edle Pferde mit majestätischer Ausstrahlung zum Reiten und Fahren beliebt. Schon 1600 wurden die Pferde in Europa aufgrund ihrer Ausstrahlung begehrt und das Gestüt fand viele berühmte Bewunderer. Zwischen 1770 und 1835 wurden die heutigen Gestütsgebäude durch die Herrscher der jeweiligen Zeit gebaut. Es wurden schon sehr früh zwei Farbschläge gezüchtet: Rappen und Schimmel. Die Schimmel wurden bei freudigen und die Rappen bei traurigen Anlässen eingesetzt, ständig mussten je zwei Rapp- und Schimmel-Achtspänner verfügbar sein.




Brand

Rappherde Das Schloss, die Kirche und das Gestüt brannten am 10. Juli 1757 vollständig ab, zuvor feierte man dort den sieg der Österreicher gegen die Preußen bei Kolín. Dabei gingen alle schriftlichen Dokumente verloren, die Pferde aber waren bereits etwa ein halbes Jahr vorher nach Enyed und Koptschan in Sicherheit gebracht worden.




Joseph II und Vollblüter

Stute mit Fohlen Es dauerte bis 1770 ehe Joseph II. den Befehl zum Wiederaufbau des Hofgestüts gab, er ließ zudem den heute für die Zuchtstuten genutzten Josefhof in der Nähe des Schlosses bauen. Bis in das Jahr 1799 gelangten alle evakuierten Pferde aus Enyed und Koptschan zurück nach Kladruby, gleichzeitig gelangten einige Stuten von Lipizza in das Gestüt.
 Im Jahre 1826 wurde das Hofgestüts Koptschan aufgelöst und dessen Vollblutzucht nach Kladruby verlagert. Bei der Zucht von Kladruber und Vollblüter war man in dieser Zeit sehr erfolgreich. Man versuchte zudem die Kladruber mit Vollblütern zu veredeln, die Ergebnisse dieser Zucht waren aber sehr enttäuschend.




Franz I

Stutenherde der Rappzucht Unter Franz I. wurden neue Ställe errichtet und die alten erweitert. Dazu wurde unter anderem 1831/32 der Franzhof im etwa 3,5 km entfernten Selmice fertig gestellt, dort findet die Jungpferdeaufzucht statt. Der neue Beschälerstall wurde ebenfalls auf Anweisung von Franz I. errichtet und 1836 vollendet, er wurde durch den neuen König Ferdinand I. eingeweiht. Im Jahr 1866 musste noch einmal die gesamte Zucht aufgrund des Krieges mit Preußen evakuiert werden aber im gleichen Jahr konnten alle Tiere wieder zurückkehren.




Überstandene Gefahren

voller Leben Als die Donaumonarchie stürzte entfiel der Zuchtzweck für die Kladruber. Obwohl die Prunkrösser für die Prachtkarossen nicht mehr benötigt wurden, blieb die Zuchtbasis der Rasse unangetastet. Man erkannte die Einsatzfähigkeit der Rasse für die Landwirtschaft und die Züchter dieser Rasse fühlten sich der alten Tradition verpflichtet.
 Auch der Kommunismus konnte der Rasse nicht schaden, dabei zählten zu dieser Zeit die Fleisch- und Körnererträge der LPG Kladrub mehr als die Pferdezucht. Zu dieser Zeit gab es in dem Gestüt nur noch 20 Altkladruber Zuchtstuten. Die Pferde konnten nur überleben, in dem sie so resistent gegenüber der Inzucht sind.




Rappzucht

Zuchthengst des Rappenschlages Die Rappzucht innerhalb Kladrubs wurde 1920 offiziell beendet, 1930 war sie vom Aussterben bedroht aber einige reinrassige Tiere blieben erhalten. Es gelang nach 1941 die Rappzucht, durch eine Gruppe von Experten unter Leitung von Prof. Bilek, mit zwei originalen Rapphengsten und sechs originalen Stuten wieder aufzubauen. Die Rappen kamen erst nach Pruhonice bei Prag und seit 1945 haben sie ihre Heimat 40 Kilometer von Kladrub entfernt, in der Gestüts- Dependance Slatian (Slatiņan) oder auch Slatinany genannt.
  In Slatinany existiert seit 1898 ein Gestüt, dies wurde durch die Familie von Auersperg für die Rennpferdezucht gegründet. Nach dem II. Weltkrieg ging es in staatlichen Besitz über, es diente als Forschungsinstitut für Pferdezucht und beherbergt ein exzellentes Pferdemuseum. Es stellt zudem die zentrale Erfassungsstelle für die Pferde der Tschechischen Republik dar.




Berufsschule

Junghengste Im Jahr 1952 erlangte Kladruby wieder nationale Bedeutung, man errichtete dort eine Berufsschule für Reiten und Pferdepflege. Sie besteht bis heute und ihre Schüler erlernen auf dem Gestüt den Umgang, Pflege, Reiten und alla anderen notwenigen praktischen Fähigkeiten.




Weltkulturerbe

 In dem Jahr 1992 wurden aus Kladruby und Slatiņan das Nationalgestüt Kladruby nad Labem, es unterliegt der Aufsicht des Landwirtschaftsministeriums in Prag.
deutlicher Ramskopf Heute sind Kladruber auch wieder für zeremonielle Anlässe gefragt. Das dänische Königshaus hat so 1994 sechs junge Schimmelhengste und später zwei weitere für offizielle repräsentative Zwecke erworben. Die Rasse ist heute nicht mehr gefährdet, denn sie wurde per Gesetz als staatliches Kulturgut ernannt. Außerdem wurde das Gestüt Kladrub nad Laberm zum Nationalgestüt gemacht. Durch den Einsatz des Gestütsleiters Dr. Norbert Zalis wurde die Rasse sogar zum Weltkulturerbe ernannt und steht damit unter den besonderen Schutz der Vereinten Nationen.




Einflüsse

Schulhengst in Kladruby Der Kladruber war auch bei der Entstehung anderer Rassen beteiligt, wie dem ungarischen Nonius, und bei den Trakhenern waren sechs Gründerstuten Kladruber. Aber auch viele andere Rassen in Europa führen Kladruberblut, wenn nicht direkt so über andere Rassen die in der Zucht verwendet wurden.
 Zudem gab es schon immer eine enge Zusammenarbeit und ein Austausch des Zuchtmaterials mit Lipica. So geht die Kladruber Favory- Linie auf einen Lippizaner zurück, welcher wiederum einen Kladruber Hengst als Vorfahren hatte. Da im letzten Jahrhundert die Kladruber auf Größe gezüchtet wurden, haben sie ein wesentlich höheres Stockmaß als Lipizzaner. Interessanterweise ist ein Lusitano der Gründerhengst des Rudolfo- Stammes.
 Im Jahre 1994 wurden zwei Kladruber Zuchthengste, je Schimmel und Rappe, nach Spanien verkauft. So kamen nach über vier Jahrhunderten die Abkömmlinge der Andalusier in ihr Ursprungsland zurück. Es soll dort eine Hispano- Kladruber- Zucht entstehen.




Schimmel- sowie Rappzucht und deren Hengslinien

 Die Kladruber Schimmelherde ist qualitativ besser als die Rappherde. Die Unterschiede zwischen Rapp- und Schimmelherde sind sehr stark, man könnte sie für zwei Rassen halten. In der Schimmelherde konnte das Zuchtziel aber besser verwirklicht werden.
Zuchthengst des Schimmelschlages Die Schimmelherde wurde durch den Rapphengst "Pepoli", seinen Sohn "Imperatore" und seine Enkel "Generale I", "Generale II", "Generale II"I und "Generalissimus" gegründet. Heute heißen die traditionellen Schimmel- Hengstlinien Generale, Generalissimus, Favory, Rudolfo und Sacramoso, eine neue Linie wurden durch den 1968 geborenen Lusitanohengst "Rudolfo" begründet.
 Die Rappherde wurde durch zwei Rapphengste, beide "Sacramoso" nach ihrem Besitzer dem Marquis Sacramoso genannt, gegründet. Außerdem begründete der 1855 erworbene "Napoleone" eine Rapplinie, welche sich sechs Generationen lang halten konnte. Heute hofft man die Napoleone- Linie wieder regenerieren zu können. Weitere Rapplinien wurde durch den "Sacramoso"- Sohn "Solo" und dem Lippizanerhengst "Siglavi Pakra" gegründet.
Zuchthengst des Rappschlages aus der Romke Linie In den 1970er wollte man die Rappherde durch den Friesenhengst "Romke" auffrischen, was sich zum Teil als problematisch erwies. Ein Teil seiner Nachkommen wies nicht mehr die typischen Merkmale von Kladrubern auf, diese Tiere wurden direkt bzw. nach Bewertung ihrer ersten Nachkommen herausselektiert. Der Hengst selber schien ideal mit seinem Ramskopf und Exterieur zu sein, er wurde von 1974 bis 1985 in Kladruby eingesetzt. Inzwi-schen gehören seine Enkel und Urenkel zu den besten innerhalb der Rappzucht.
 Die heutigen Hauptlinien der Kladruber Rappen heißen Sacramoso, Solo, Siglavi Pakra und Romke.




Gegenwart

Stutenherde aus Kladruby  Heute gibt es etwa 700 Altkladruber auf tschechischen Weiden, dabei befinden sich nur noch sehr wenige Tiere im Besitz von Privathaltern. Weltweit sind etwa 1.200 Tiere zu finden, neben Europa haben sie auch Liebhaber in Nordamerika gefunden. Die Pferde überzeugen dabei sowohl vor der Kutsche wie auch unter dem Sattel, die Rappen werden eher für das Gespannfahren als das Reitern verwendet. Unerfahrene Reiter haben oftmals Probleme mit dem "hohem Wurf" im Trab.







Informationen:
  • Info 1 - Kladruberzentrum Österreich
  • Info 2 - Nationalgestüt Kladruby nad Labem
  • Info 3 - Website eines tschechischen Züchters