Lusitano

Erscheinungsbild:
  • wendig, reaktionsschnell, leichter Ramskopf, dichtes Langhaar, mächtiger Hals, große, dunkle Augen, hohe Aktion, langer, schlanker und trockener Kopf, kleine Maulpartie, langer Hals, kurzer Rücken, gut ausgeprägter Widerrist
Herkunft:
  • heimische Pferde, iberisches Urpferd?
Verbreitung:
  • Portugal, Spanien, in Teilen des restl. Europa gibt es kleine Zuchten
Größe:
  • max. 155 cm bei 6 jährigen Stuten, max. 160 cm bei Hengsten
Eignung:
  • iberische Reitweise, hohe Schule, Dressur, aber auch Springen Western oder Fahren
Farben:
  • alle Farben auch Füchse, Palominos oder Falben
Charakter:
  • sehr sensibel, feurig, gelehrig, verzeihen keine Fehler


Entstehung

Zuchthengst  Gravierungen und Felsmalereien in der Höhle von Escoural zeigen deutlich die Abbildung von Pferden, welche im Aussehen den heutigen Lusitanos mit ihrem langen Kopf, sehr ähneln. Diese Abbildungen werden zwischen 17.000 und 13.000 v. Ch. datiert und die Pferde darauf unterscheiden sich sehr stark von den Abbildungen der Ponys, mit kurzen, kompakten und konkaven Köpfen, in Altamira und Lascaux.
 Dadurch ist bewiesen, dass es schon vor der letzten Eiszeit ein flinkes Pferd in dieser Region gegeben hat. Dieses ähnelte dem Sorraia- Pferd und dem heutigen Lusitano. Da die letzte Eiszeit die Iberische Halbinsel nicht erreicht hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass Mensch und Pferd schon sehr lange mit einander zu tun hatten. Von diesem Urpferd hat der Lusitano sein heutiges Aussehen geerbt.
 Sorraias und Lusitanos sind aber nicht miteinander verwandt. Genanalysen erwiesen, dass Lusitanos mit Andalusiern und Berbern zu einer Rassegruppe gehören und Sorraias mit Tarpans und Koniks zu einer anderen. Die Höhlenmalereien müssen also nicht unbedingt Lusitanos darstellen.




frühe Geschichte

Kopfstudie Später stießen Phönizier, Griechen und Karthager im Inneren von Portugal auf sehr gute Reiter, welche wegen ihrer gewandten Pferde, origineller Reiterkampfweise und ihrer hervorragenden Reitweise, die schnell berühmt wurden. Pferd und Reiter schienen miteinander verwachsen zu sein, dorther stammt vielleicht auch die Legende der Zentauren. Es hieß damals, dass die Stuten vom Wind gedeckt würden und die Fohlen daher so schnell seien. Zu dieser Zeit hieß dieses Gebiet noch Lusitania.
voller Kraft Die Karthager holten sich Pferde aus Lusitania, um ihre Heere zu verstärken. Für Sparta mussten Reiter aus Lusitania gegen die Athener kämpfen. Und bei den berühmten Pferderennen in den römischen Hippodromen, waren die Pferde aus Lusitania die schnellsten. Ein lusitanischer Krieger namens Viriato schlug mit seiner Kavallerie die römischen Heere, welche sich bis nach Cardis zurückziehen mussten. Er schaffte es mit seinen Reitern die ganze südwestliche Halbinsel zurückzuerobern.




Einflüsse in der Zucht

Lebensfreude Nach der Schlacht von Ksar- el- Kebir 1578, bei einem der vielen Kreuzzüge von europäischen Herrschern, fielen mehrere tausend Lusitano- Hengste in die Hände der Araber. Dabei fiel der portugiesische König D. Sebastião und sein Heer musste fliehen. Damit können auch die Berber Träger lusitanischen Blutes sein.
 Während der ganzen Zeit wurde der Lusitano nie auf das Aussehen hin selektiert. Die Selektion beschränkte sich auf Schnelligkeit, Wendigkeit, Mut und Intelligenz, es stellte eine reine Kriegswaffe und später ein perfektes Stierkampfpferd dar.
 Anfang des 18. Jahrhunderts orientierte sich die spanische Pferdezucht um, da der Bourbonenkönig Philipp V. den Stierkampf an seinen Hof verbot. Der Herrscher verlangte nach einem eleganten Freizeitpferd mit schwebenden Gängen. In Spanien sollte sich später daraus der moderne PRE entwickeln.




Selektion und Rassegründung

Bewegungsstudie In Portugal blieb der Stierkampf zu Pferd trotz aller Verbote erhalten und der Lusitano blieb bis heute unverändert erhalten. In der gesamten Zuchtgeschichte stand ein guter Charakter im Vordergrund, noch heute werden Pferde mit schlechtem Charakter aus der Zucht genommen und im Extremfall auch geschlachtet.
 Im Jahr 1967 verbannte das spanische Verteidigungsministerium portugiesische Pferde endgültig aus dem Zuchtbuch. Die portugiesische Reaktion bestand in der Gründung der "Puro Sangue Lusitano", der Rasse des "Reinen Lusitanoblutes". Das Stutbuch der Rasse wurde 1986 geschlossen aber bis 1999 wurden noch in Einzelfällen spanische Hengst zugelassen.




Zuchtlinien

 Es gibt heute mehrere wichtige Zuchtlinien:

APSL

wunderschön  Das Stutbuch wird, mit Unterstützung und unter Überwachung des Landwirtschaftsministerium, durch die "Associação Potuguesa de Criadores do Cavalo Puro- Sangue Lusitano (APSL)" geführt. Sie legt die Zuchtstandards der Rasse fest und dieser Organisation überliegt zudem die Kontrolle über die Reinheit der Rasse. Die APSL registriert nur Pferde, von denen eine DNA Analyse eindeutig die Abstammung beweist. Nachkommen eingetragener Lusitanos werden zuerst im Fohlenbuch (Livro Nasciamento) aufgenommen und erst mit der Zuchtzulassung werden sie in das Stutbuch (Livro d´Adultos) eingetragen.




Zucht in Deutschland

seltener Falbe Die deutsche Lusitano Zucht wird durch den Verein Cavalo Lusitano betreut, welcher Mitglied im APSL ist und zurzeit wird der Bestand in Deutschland auf etwa 500 Tiere geschätzt. Alle zwei Jahre werden die deutschen Nachzuchtpferde durch eine portugiesische Körkommission bewertet und können nach Anerkennung der DNA Probe die bekehrten Zuchtpapiere erhalten.




Portugiesische Zucht

Cremellohengst In Portugal gibt es über 300 Züchter und jeder von ihnen verwirklicht seine Vorstellung von dem idealen Lusitano. Es gibt Gestüte welche sich auf Kutschpferde spezialisiert haben, wie etwa Casa Cadaval, und andere auf eine bestimmte Eigenschaft, wie die Fellfarbe. Das Gestüt Coudelaria Ortigão Costa hat sich auf die Zucht von Rappen spezialisiert und gilt als weltweit einzige Lusitano- Zucht mit nur schwarzen Stuten.




neues Zuchtziel

Ausstrahlung pur Die Portugiesen wollen heute vermehrt Pferde, die einem deutschen Warmblut ähneln. Die Gene der Nationalrasse werden daher aufgemischt. Heute gibt es schon viele Lusitanos die wirklich fast wie ihr deutsches Vorbild aussehen. Man züchtet ein großes und rittiges Sportpferd, welches Dressur, Springen und Fahren auf internationalen Turnieren erfolgreich bestreiten kann. Nur einige Traditionsverbundene halten an dem kleinen Stierkampfpferd fest und züchten dieses weiterhin. Und vor allem bei deutschen Käufern ist dieser ursprüngliche Typ viel stärker gefragt, denn Warmblüter kann man in Deutschland kaufen.




berühmte Rassevertreter

Sportpferd Einige Lusitanos sind wegen ihrer Leistungen in der ganzen Welt berühmt geworden. Viele Preise im Springen holte der Schimmelhengst Novilheiro unter John Whitaker, er belegte sogar Platz 12 in der Liste "Top 20" der siegreichsten Pferde. Außerdem erlangten der Ausnahme Vererber "Nilo" aus der Veiga- Linie und das Piaffenwunder "Soante" große Bekanntheit. Zudem machten die Hengste "Opus" und "Neptuno", als sehr gute Stierkampfpferde, auf sich aufmerksam. In Deutschland wurden die Grand- Prix- Hengste "Havanno" und "Viçoso" wegen ihrer Dressurerfolge sehr bekannt.




Einflüsse, Verbreitung sowie Eigenschaften

 In den meisten Reitpferderassen von heute fließt mehr oder weniger iberisches Blut, so zum Beispiel in allen amerikanischen Rassen und in sehr vielen europäischen Großpferderassen, wie Hannoveranern. Es sind weltweit etwa 25.000 Lusitanos registriert, welche die Züchterbrandzeichen und eine Nummer auf der linken Halsseite tragen.
Zuchtstute  Die Pferde sind sehr vielseitig einsetzbar, sie sind nicht nur ausgezeichnete Dressurpferde, sondern überzeugen auch im Springparcours oder vor einer Kutsche. Es sind zwar sehr gute und schöne Pferde aber sie gehören in die Hände von Könnern. Es handelt sich bei ihnen um Temperamentbündel, welche gut ausgebildete und feinfühlige Reiter brauchen. Dieses Temperament kommt von ihrer Selektion zum Kampfpferd aber auch von ihrer Aufzucht her. Sie wachsen im Sommer weitab von dem Hof auf und können dort fast wie Wildpferde leben. Nur im Winter bekommen sie Unterstand, Impfung und Zuneigung zugestanden.
 Wenn Pferd und Reiter zusammenpassen, wendet sich der Lusitano sehr stark seiner Bezugsperson zu. Er hat großes Vertrauen und möchte gefördert werden. Er verzeiht auch mal einen Fehler, ist aber zu sensibel um ständige Fehler zu ignorieren.
 Die Rasse ist sehr vielfältig einsetzbar, obwohl sie vor allem für den Stierkampf und Hohe Schule gezüchtet werden. Es gibt immer wieder sehr talentierte Springpferde unter ihnen und auch sehr gute Fahrpferde. So wurde das Vierspännergespann des Belgiers Félix- Marie Brassuer 1996 Weltmeister.







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