Marwari Pony

Erscheinungsbild:
  • abfallende Kruppe, schräge Schulter, klare, trockene Beine harte Hufe, geknickte und sehr beweglich Ohren (Drehung bis 360°) mit Enden die sich fast berühren, gerader Kopf, seidiges Langhaar, breite Brust, kurzer Rücken
Herkunft:
  • einheimische Landpferde wurden mit Arabern und später Englischen Vollblut veredelt
Verbreitung:
  • Indien
  • seit 1934 Exportverbot nach Europa wegen Seuchengefahr (heute etwas gelockert)
Größe:
  • ca. (140) 150-160 cm
Eignung:
  • vor allem Freizeitreiten, Distanz, Polo auch als Zug- und Lastpferde
Farben:
  • alle Farben, auch Schecken
Charakter:
  • ruhig, bei Bedarf aber temperamentvoll


Historie

Zuchthengst  Diese indische Rasse ist vor allem in den Distrikt Marwari in der Jodhpur Region beheimatet, es handelt sich um sehr zierliche Tiere, die vor allem wegen ihrer Ohren sehr auffallen. Sie sehen sehr schlank und hochbeinig aus, daran kann man ihre Ausdauer und Schnelligkeit schon erkennen. Es ist eine sehr alte einheimische Rasse und ist wahrscheinlich eng mit turkmenischen Pferden verwandt, welche mit Alexander dem Großen nach Indien gelangten.
 Die Vorfahren dieser Pferde gelangten mit den Rathores Kriegerclan der Raiputs im 12. Jahrhundert aus dem Nordwesten in ihre heutige Heimat, das strenge Ödland Klima und die Verwendung als Kriegspferde der Kavallerie der Rathores formte die Rasse. Das Arabische Vollblut beeinflusste die Rasse immer wieder aber nicht so stark wie bei dem Kathiawari, einem engen Verwandten des Marwari. Diese sehr ähnlichen indischen Rassen sind vor allem durch den Kopf zu unterscheiden, welcher bei den Marwaris deutlich schwerer und grober ist.




Blütezeit

Kopfprofil  Die Blütezeit ihrer Zucht lag im Mittelalter mit der 50.000 Pferde zählenden Kavalleriestreitmacht unter dem Anführer Akbar, sie waren als Kriegspferde begehrt und jeder Maharadscha betrieb seine eigene Zucht. Zu dieser Zeit im 16. Jahrhundert eroberten die Rajputen mit ihren Pferden große Teile des Landes von den Mogulkaisern aus Dehli zurück. Die Pferde bewiesen einen außergewöhnlichen gute Heimfindungsinstinkt und retteten damit vielen Reitern das Leben, zudem besitzen sie ein gegenüber vielen anderen Pferderassen ausgezeichnetes Gehör und warnten damit oftmals rechtzeitig vor Gefahren. Es waren sehr tapfere Pferde und in Indien heißt es, dass ein Marwari nur auf drei Wegen ein Schlachtfeld verließ. Entweder nach dem Sieg, wenn es seinen verwundeten Reiter in Sicherheit brachte oder als Fressen der Geier nachdem es getötet wurde.




Einfluss der Engländer

temperamentvoll  Etwa ab den 18. Jahrhundert wurde die Rasse auch durch das Englische Vollblut beeinflusst, die Kolonialherren aus England führten diese ein und verwendeten sie auch in der Zucht der Marwari. Die positiven Eigenschaften der Marwari wurden auch bald von den Kolonialherren erkannt und sie fanden genauso Einsatz bei reichen Pflanzern wie bei berittenen Hilfstruppen. Im 19. Jahrhundert sendete der Maharadscha Pratap Singh ein gesamtes Eliteregiment von Jodhpur aus nach China, dieses sollte dort die Engländer unterstützen.




Engagierte Liebhaber

seltener Schecke  Nach dem Ende des Einsatzes dieser Pferde im Krieg ging ihre Anzahl im 20. Jahrhundert stark zurück. Zum Glück für die Rasse war der Maharadscha von Jodhpur stark am Überleben dieser Rasse interessiert, er plante und realisierte ein Zuchtbuch zur Registrierung aller Pferde mit ihrer Abstammung bei denen Herkunft stimmten und das Exterieur sowie Interieur dem Zuchtstandart entsprachen. Im Nordwesten von Indien, am Rande des Udaipur Distrikts, besitzt der indische Großfürst Narendra Singh einen kleinen Reitstall mit dem Namen "Pratap Country Inn". Dort befand sich früher der fürstliche Jagdsitz und heute stehen da über 20 Marwaris, darunter auch der preisgekrönte Zuchthengst "Sultan" und bereits seit 1972 wird dort die Rasse gezielt erhalten und gezüchtet. Der Großfürst gründete auch die "Chetak Horse Society", "Chetak" ist der Name des berühmten Pferdes von Pratap Singh. Seit 1972 bietet der Maharadscha Pferde-Safaris an, dies trägt ebenfalls zum Erhalt der Rasse bei. Auch andere bedeutende indische Personen, zum Beispiel Prinz H.H.Shriji Arvind Singhji von Mewar und Prinz H.H. Mahipendra Singhji von Danta, beteiligen an der Rettung diese Rasse und dem Entstehen einer Nationalen Gesellschaft zur Förderung des Marwari.




Revaal und Verbreitung

Zuchthengst des Großfürsten Singh  Diese Rasse weist eine Gangbesonderheit auf, sie besitzen mit dem "Revaal" einen natürlichen Passgang. Angeblich sollen bei diesem Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h möglich sein. Es sind sehr ausdauernde Pferde, bei Safaris wurden 1.600 km in 45 Tagen überwunden. Die Pferde sind geduldig und passen auf ihre Reiter auf, sie können aber auch temperamentvoll sein.
 Bisher muss man schon vor allem nach Indien reisen, um Marwaris sehen und reiten zu können. Die Hauptzuchtgebiete dieser Rasse liegen im Malani Gebiet, des Barmer Districts Marwari, vor allem die Dörfer Nagar, Gudha, Jasol, Sindhari, Bakhasar und einige Gebiete von Sanchor Tehsil sind von Bedeutung.




Einfuhrverbot

Stute mit Fohlen  Es gibt seit 1934 eine schon veraltete Verordnung, welche die Einfuhr von Pferde aus Indien aufgrund möglicher Seuchengefahr durch die Pferdepest nach Europa verbietet. Diese Krankheit wird durch Mücken übertragen und der Virus kann nicht auf ein anderes Pferd übertragen werden. Das Blut dieser Tiere ist aber höchst infektiös und die Sterblichkeit liegt bei 70 bis 95 %. Gegen die Pferdepest gibt es noch keine Medikamente und daher verbietet die Regelung Nr. 90/426 der EU die Einfuhr indischer Pferde. Viele Tierärzte sehen in diesem Verbot aber keinen Sinn mehr, da seit dem Jahr 2000 durch Bluttests die Erreger nachweisbar sind.




Kampf gegen die Einfuhrbestimmungen

deutlich sichtbare Sichelohren  Um diese Bestimmung ändern zu können muss das Exportland einen Antrag beim Regelausschuß der EU in Brüssel stellen, Indien stellte zuletzt Anfang der 1990er einen solchen Antrag. Damals wurden die Wege der Pferde nicht ausreichend dokumentiert sowie kontrolliert und der Bluttest existierte noch nicht, daher wurde der Antrag abgelehnt. Da der letzte Fall der Pferdepest in Indien 40 Jahre zurückliegt ist die starre Haltung der EU nicht leicht nachvollziehbar, verständlich das indische Züchter daher eine eigene Meinung zum Standpunkt der EU haben. In ihren Augen befürchten europäische Araberzüchter die Konkurrenz aus Indien und blockieren eine positive Entscheidung in Brüssel. In Südafrika wird nach Auftreten der Pferdepest die entsprechenden Gebiete abgeschottet und eine 100 km breite Schutzzone geschaffen, diese Modell wäre auch für Indien denkbar.
begehrter Schimmelhengst  Neben der Pferdepest stellt aber auch die ansteckende Infektionskrankheit Rotz ein Problem dar, bisher konnte Indien eine Rotzfreiheit bei den einheimischen Pferden nicht nachweisen. Man kann aber Marwaris trotzdem nach Europa bringen, aber nicht auf den direkten Weg sondern über ein Drittland. In den USA gibt es dafür ein spezielles System, die Pferde stehen 90 Tage in speziellen Ställen unter Quarantäne und gelten danach als "amerikanische" Pferde. Aber auch dann wird in der Regel der Import nach Europa verweigert. In Kanada gibt es die Quarantänestation St. Pierre Miquelon, welche durch den französischen Veterinärdienst überwacht wird. Wenn die Tiere dort ihre Quarantänezeit ohne Anzeichen einer Krankheit überstehen können sie nach Europa importiert werden.




Eigenschaften

Trekkingpferd  Bei gelockerten Einfuhrbestimmungen wird diese Rasse durch ihre Ausdauer und Genügsamkeit bestimmt für Distanz- und Trekkingreiter attraktiv. Ihre Passveranlagung ist ebenfalls für diese und Freizeitreiter von Interesse. Es sind sehr trittsichere Tiere, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen.







Informationen:
  • IHS - Indigenous Horse Society
  • Info -  private amerikanische Website
  • The Marwari Horse Breeder's Association; Umaid Bhawan Palace; Jodhpur; India (342006); Fax: 635373