Orlow Traber

Erscheinungsbild:
  • hohe Knieaktion, dichter Behang, gerader bis ramsiger Kopf, dichtes Langhaar, kleine Ohren, starke Hinterhand
Herkunft:
  • Kreuzung aus Araber und dänischer Stute mit vermutlich andalusischem Blut aus Frederiksborg
  • dazu friesische Harddraver
Verbreitung:
  • hauptsächlich Russland und dazu viele Fahrsportbegeisterte in der ganzen Welt
Größe:
  • 160- 165 cm
Eignung:
  • Fahren, Springen, anspruchsvolle Reiter
Farben:
  • hauptsächlich Schimmel, sonst Braune und Rappen, Füchse werden nicht in alle Zuchtbücher eingetragen
Charakter:
  • sehr temperamentvoll, sensibel, sehr arbeitswillig, intelligent


Ursprung

Zuchthengst  Der Begründer der Rasse war Graf Alexej Grigoriewitsch Orlow- Tschasmenskoj. Er wollte Ende des 18. Jahrhunderts ein Wagenpferd von bestechender Aktion und Adel schaffen, es sollte würdig sein die Kutsche eines Aristokraten zu ziehen. Eine kleine Episode verstärkte diesen Entschluss, Katharina II musste von seinem Schloss schnellstens in den Zarenpalast zurückgelangen um rechtzeitig den Zaren begrüßen zu können. Vor ihrer Kutsche waren ausländische Pferde angespannt die die große Kälte dieses Winters nicht vertrugen und mitten auf der Strecke stehen blieben und ihren Dienst verweigerten.




Graf Orlow

 Graf Orlow erlangte schon vorher große Berühmtheit, er war der Liebhaber Katharina II. und er soll eigenhändig den Zaren Peter III. getötet haben um Katharina der Großen auf den Thron zu helfen. Er wurde unter ihr Befehlshaber der russischen Seemacht und vernichtete die türkische Flotte am 26. Juni 1770 im Tschermensker Meerbusen. Von dem feindlichen Admiral erhielt er, für seinen Großmut und Fairness während des Siegestaumels, einen Araberhengst geschenkt und wurde durch diesen inspiriert. In den weiteren Jahren des Krieges nutze Graf Orlow seine Stellung und durchreiste Westeuropa, den Nahen und Mittleren Osten, er studierte zudem theoretische und praktische Methoden ausländischer Pferdezüchter. In dieser Zeit erwarb er zudem weitere Pferde, vor allem mit türkischen, arabischen und persischen Blut aber auch Holländische und dänische Stuten.




"Smetanka"

 Unter den neuen Pferden befand sich der Schimmelhengst "Smetanka", ein Arabisches Vollblut bester Qualität und 60.000 Goldrubel teuer. Im Jahr 1774 brachte Graf Orlow alle erworbenen Pferde mit dem Schiff nach Russland, "Smetanka" gelangte allerdings aus Sicherheitsgründen mit Militäreskorte über Arabien, Türkei, Ungarn und Polen auf dem Landweg nach Moskau. Ein großer Teil der importierten Pferde schenkte Graf Orlow Zarin Katharina II, als Gegenleistung durfte er unter den Pferde der Zarin Tiere für seine Zucht aussuchen, und der Rest kam auf das Landgut Ostrow, etwa 30 km von Moskau entfernt.




"Polkan I"

Kopfstudie "Smetanka" verfügte über eine fantastische Trabaktion aber seine Nachkommen benötigten eine höhere Zugkraft vor dem Wagen, daher wurden dänische und holländische Stuten in der Zucht verwendet. Der Graf kreuzte auch eine mausfalbene dänische Stute, welche aus dem Gestüt Frederiksborg stammte und wahrscheinlich andalusisches Blut besaß, mit dem Hengst "Smetanka". Aus dieser Paarung entsprang der Schimmelhengst "Polkan I.". Er geriet ganz nach seinen Eltern, aber sein Trabvermögen genügte dem Grafen Orlow noch nicht.




Gestüt "Chrenowoje"

 Das Landgut Ostrow galt als das beste in Russland besaß aber eine ungünstige Lage, das Klima war einfach zu kalt und feucht für ausländische Pferde, diese schlechte Umgebung forderte viele Verluste und auch "Smetanka" überlebte nur etwas länger als ein Jahr und hinterließ dabei nur fünf Nachkommen. Graf Orlow bekam durch Katharina II. einen großen Besitz in den Woronescher Steppen am Don geschenkt. Dieses Gebiet besaß ein milderes Klima, war noch vom Pflug unberührt und man fand dort sogar Herden wilder Tarpans vor. Graf Orlow ließ daraufhin mitten in der Steppe von Woronesch eine große Stallanlage durch den Architekten Domenico Ghilardi bauen, alle Gebäude wurden aus Brandschutzgründen aus Stein gebaut und man kann sie noch heute bewundern. Das Gestüt bekam später den Namen "Chrenowoje" und wird bis heute zur Pferdezucht genutzt.
 Nach der Fertigstellung brachte Graf Orlow alle Pferde in das neue Gestüt und setzte seine erfolgreiche Zucht fort. Die weite Steppe war ideal für die Aufzucht der Fohlen, welche schnell eine robuste Kondition aufbauten. Neben der für die Pferde harten Aufzucht, war eine strenge Selektion für das Entstehen der Rasse verantwortlich.




"Bars I"

Trabrennpferd Graf Orlow erkannte die Trabschwäche von "Polkan I." und kreuzte ihn daher mit einer friesischen Harddraver- Stute. Im Jahr 1784 wurde deren Fohlen geboren, der Schimmelhengst "Bars I", ein wahres Jahrhundertfohlen. Er erbte von seinen Vorfahren nur die besten Eigenschaften. Von Smetanka erhielt er das Feuer, Temperament und die Blutkraft der Muskeln eines Wüstenpferdes. Zudem erbte er von seinem Großvater die ideal gebauten Knochen, die-se wurden durch das Erbe der dänischen Großmuter stabiler. Die üppigen Muskeln erbte er von seiner friesischen Mutter.
 Um die Gene des Ausnahmehengstes "Bars I" in der Rasse zu festigen war eine strenge Inzucht und Auslese von Nöten, der Hengst wurde bis 1808 in der Zucht eingesetzt. Dadurch konnte der Hengst seine Schimmelfarbe sehr stark vererben. Heute sind 50- 60 % aller Orlow- Traber Schimmel und alle Orlow Traber gehen in männlicher Linie auf "Bars I" zurück, er ist damit der Gründerhengst dieser Rasse. Der Graf ließ alle zu sensiblen und mit Exterieurfehlern behafteten Tiere durch die Zuchtraster fallen.




Leistungsprüfungen und Ausbreitung

 Für den Grafen war aber nicht nur das Exterieur sehr wichtig, sondern auch die Leistungsfähigkeit der Pferde. Er prüfte die Tiere auf die Leistungen im Trab, also auf Schnelligkeit und Standfähigkeit. Die Renndistanzen rechten von 400 Metern bis 21 Kilometer und viele Pferdezüchter der Region nutzten die neuen Ausbildungsmethoden, damit entstand in "Chrenowo-je" sogar eine Reit- und Trainingsschule.
 Die Orlow- Traber waren sehr bald die besten Pferde in den Rennen und wurden von den russischen Aristokraten geliebt. Verkaufen tat der Graf seine Pferde niemals, auch nicht an den Zarenstall. Der erhielt, anstatt vier Hengsten, nur vier Wallache geliefert.




Beginnder gezielten Zucht

 Nach dem Tode von Graf Orlow begann die Zucht der Rasse in ganz Russland und wirkte dort auch als Veredler. Das erste Zuchtbuch wurde erst 1845 eröffnet, in diesem Jahr hatte die russische Regierung das Gestüt "Chrenowoje/ Chrenovskoi" von der Tochter Graf Orlows erworben. Die Rasse lief schon bei der Gründung des deutschen Trabrennvereins 1874 auf den Rennbahnen Europas. Obwohl nur die schlechtesten Pferde in den Westen verkauft wurden, waren sie immer die Sieger auf den Rennbahnen.




Hengstlinien

 Man unterscheidet heute sieben Hengstlinien, die alle auf "Bars I" zurückgehen:

Metis Traber

Troika  Als aber die ersten amerikanischen Traber im 20. Jahrhundert auftauchten, hatten sie keine Chance gegen sie. Diese Pferde waren nur auf reine Schnelligkeit und nicht auch auf das Aussehen und den Charakter selektiert wurden. Man versuchte die Schnelligkeit der amerikanischen Traber und die anderen Eigenschaften des Orlow -Trabers zu kombinieren. Es wurden in lediglich 52 der 1.500 Orlowgestüten beide Rassen miteinander gekreuzt. Diese Kreuzungen wurden Metis- Traber genannt und gewannen um 1900 über 90 % aller Rennen. Um die letzten reinen Linien zu bewahren schloss man 1906 das Stutbuch. Nur Pferde deren Abstammung durch das Stutbuch nachgewiesen werden konnte, wurden in der Zucht verwendet.




Russische Traber

 Nach der Oktoberrevolution von 1917 waren in Russland Pferderennen als Vergnügen der Aristokratie verhasst. Als Jahre später der Pferdesport wieder beliebt war, wurde die Rasse in Russische Traber umbenannt. Sie wurden noch stärker auf Schnelligkeit gezüchtet und man erhielt sie gleichzeitig als Arbeitskraft für die Wagen. Es wurden extra neue Gestüte geschaffen und die Spezialisten erhielten unbegrenzte Arbeitsmöglichkeiten.




Rückbenennung

Sportpferd Erst 1949 erhielten die Orlow- Traber ihren Namen zurück, gleichzeitig wurde die Zucht des Russischen Trabers mit Kreuzungsprodukten der früheren Zucht fortgesetzt. Die Rasse hat sich mit der Zeit verändert, die Pferde wurden etwa 10 cm größer und um einiges schneller. Bis etwa 1980 wurde in der Sowjetunion die Rasse nur für die Rennbahn gezüchtet und die Tauglichkeit als Fahrpferd war in dem Hintergrund gerückt. Man erkannte aber schnell wieder den Wert der Tiere als Veredler, Fahrpferde und für den Sport.




Gestüte

 In Russland findet die Zucht heute in vielen Gestüten statt:

Gegenwart

 Es findet heute eine Zuchtselektion mit den Schwerpunkten Typ, Exterieur, Maße, Leistungsfähigkeit, Fruchtbarkeit und Charakter statt. Es werden heute Zuchtprogramme über 10 Jahre erstellt und die Zuchtarbeitsergebnisse und der Zuchteinfluss auf die Resultate werden von Fachleuten des Russischen Forschungsinstituts für Pferdezucht erfasst, sie stellen auch die Identitätsausweise aus und sie registrieren die Pferde dieser Rasse im Stutbuch.
 Im Stutbuch werden nur reinrassige Orlow- Traber registriert, deren Eltern im Stutbuch eingeschrieben sind. Als reinrassige Orlow- Traber gelten Pferde, mit mindestens 7/8 reine Blutanteile der im Stutbuch registrierten Orlow- Traber.




Eigenschaften und Charakter

voller Lebensfreude Anders als vor 100 Jahren, sind rassereine Orlow- Traber heute in Deutschland sehr selten und gelten als Sonderrasse. Orlow- Traber stellen heute vor allem bekehrte Fahrpferde für den Turniersport dar. Ihre barocke Ausstrahlung mit den sehr guten Gängen sorgt in Dressur für hohe Punktzahlen. Im Gelände können sie einfach das Tempo verschärfen, indem sie ihre Schritte verlängern. Ihre Konkurrenten müssen erst anfangen zu galoppieren und verlieren dabei Zeit, welche Orlow- Traber für den Sieg nutzen. Zudem sind die Orlow- Traber viel wendiger und es reicht ihnen, wenn sie erst kurz vor dem Hindernis herum genommen werden.
 Es gibt noch eine Besonderheit bei der Rasse, sie sind sehr gute Tölter. Dieses Talent stammt wahrscheinlich von dem Araber "Smetanka" ab, da arabische Pferde es häufig in andere Ras-sen einbrachten. Dies macht sie auch zu ausgezeichneten Freizeitpferden und zudem verfügen sie auch über ein sehr großes Sprungvermögen und gehen mit Leichtigkeit über Hindernisse der Klasse M. Man findet heute auch erfolgreiche Orlow- Traber in der Dressur, alles ein Zeichen ihrer großen Vielseitigkeit.
 Sie sind auf viel Temperament gezüchtet wurden und bringen unerfahrene Besitzer schnell an den Rand der Verzweiflung. Orlow- Traber gehören demzufolge in erfahrene Hände, welche ihnen genügend Arbeit geben und das täglich.







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