Sárvárer

Erscheinungsbild:
  • mittelrahmig, edle und ausdrucksvolle Köpfe, trockener Körper, große Augen und Rahmen, leichte Ramsnasen möglich, kräftiger Körper, große Hufe
Herkunft:
  • Englisches Vollblut mit einheimischen ungarischen Stuten
Verbreitung:
  • Deutschland und Ungarn
Größe:
  • 155- 165 cm
Eignung:
  • Vielseitigkeit, Distanz, Fahren
Farben:
  • Braune u. Rappen, Füchse, Schimmel u. Abzeichen unerwünscht
Charakter:
  • ruhig, gutmütig, gelassen, bei Bedarf feurig, ausgeglichen


Herkunft

 Die Sárvárer sind, so wie bei anderen angeblichen Rassen, genaugenommen nur eine Herkunftsbezeichnung für den Teil einer Rasse. Eigentlich gehören sie zu den Furioso- North Stars aus Ungarn, welche aus der Kreuzung von Englischen Vollblut und ungarischen und derberen Stuten.
 Seit dem Jahr 1803 wurden Furioso- North Stars in der westungarischen Stadt Sárvár gezüchtet. Dort gründete der habsburgische Erzherzog Ferdinand ein Gestüt, in dem vor allem Pferde für die Offiziere und die Kavallerie gezüchtet werden sollten.




Ursprung

 Seit 1816 werden Gestütsbücher geführt und seit 1826 werden die Pferde dieser Rasse in einem eigenen Stutbuch geführt. Bereits zu dieser Zeit waren die Pferde ein Exportschlager, viele Tiere gingen zum Beispiel an der erzherzoglichen Marstall in Wien.
 Für eine sehr gute Grundlage zur Zucht wurden die besten Stuten Europas gekauft und in der Zucht eingesetzt, die Stuten kamen aus Mecklenburg und England, sowie aus Mezöhegyes, ungarischen Privatgestüten und später aus Trakehnen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Sárvárer mit Nonius und Nonius- Halbblütern gekreuzt. Die Rasse sollte dadurch mehr Rahmen und stabilere Knochen bekommen.




Furioso und North-Star

Zuchthengst Alle Pferde aus diesem Gestüt gehen auf nur fünf Pferde zurück. Den englischen Vollbluthengsten "Furioso" geb. 1836 und "North Star" ("The- North- Star") geb. 1844 und drei Stuten. Die Englische Vollblutstute "Helena", die Halbblutstute "Bogar" und eine im Jahr 1826 aus Matjushaza importierte Stute, ihre Stutenlinie ist heute ausgestorben. Nur diese drei Stuten genügten den Ansprüchen der Zucht und da seit 1830 das Gestüt nur noch eigene Stuten verwendete konnten sich ihre Linien erhalten.




Einflüsse und Erfolge

 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Shagya- Araber eingekreuzt, sie sollten die Ausdauer und Leistungsbereitschaft stärken. Die Pferde sollten schön und gleichzeitig bequem zu sitzen sein, sie mussten zudem leistungsbereit und entgegensetzt zu Arabern unkompliziert sein.
 Sie nahmen eine ähnliche Stellung wie die Trakehner in Ostpreußen ein. Die Pferde gewannen sehr viele Konditionspreise, da sie sehr ausdauernd und mit einer sehr guten Regeneration ausgestattet waren. Der Staat Ungarn stellte Hengste dieser Rasse in verschiedenen Gestüten des Landes auf, um mit ihnen gute Remonten für die Kavallerie zu erzeugen.




Ludwig III

 Das Gestüt wechselte durch Erbschaft 1875 in den Besitz des bayrischen Königshauses, es begann die Konsolidierung der Rasse. Ab 1887 wurde Major Otto Byschl mit der Gestütsleitung betraut, bis zu dem zweiten Weltkrieg erreichte er eine Verbesserung und stärkere Konsolidierung der Rasse, er vermittelte seine Liebe zum Pferd und sein Fachwissen auch an den jungen Ludwig III. von Bayern weiter. Die Sárvárer wurden von König Ludwig III. von Bayern als besonderst edle Form der Furiosos weiterentwickelt, so ähnlich wie der Asil- Araber in der Araberzucht.




Umzug

 Im Jahr1945 ging das Gestüt durch den Krieg unter und so sollten etwa 50 Sárvárer über die Grenze nach Deutschland gebracht werden. Die Pferde waren auf der Flucht vor den Russen, aber in Deutschland lag ein Haftbefehl gegen Prinz Ludwig von Bayern vor und der Sturz Hitlers musste abgewartet werden.
 Nur etwa die Hälfte der Pferde konnte durch den Prinzen über Österreich nach Deutschland gebracht werden, der Rest verblieb in Ungarn. Auf der Reise nach Deutschland wurden die Tiere mit Zügen transportiert und zum Schluss liefen sie in einem Treck mit, wobei einige Pferde bei einem Luftangriff getötet wurden.




Leutstettener

Zuchtstute Die deutschen Sárvárer fanden in dem Gestüt von Leutstetten, unter der Aufsicht des Prinzen Ludwig III. von Bayern, ein neues Zuhause. Das Gestüt Leutstetten war bis dahin als Vollblutgestüt eingesetzt wurden, zudem hatte sich der Nationalsozialist und Gründer der SS in München, Christian Weber in dort niedergelassen. Die Pferde musste daher zuerst in alten Scheunen untergebracht werden aber schon bald konnte das gesamte Gestütsgelände zurück erworben werden. Diese Sárvárer sind heute daher in Deutschland unter dem Namen Leutstettener bekannt.




Gegenwart

 Die ungarischen Sárvárer wurden wieder in der Furioso- North Star- Zucht eingesetzt oder verschwanden, es gingen 1950 nochmals 50 Tiere nach Ungarn an das Südufer des Balaton in das Staatsgut Puztabereny. Diese Pferde wurden später nach Italien verkauft oder mit anderen Warmblütern gekreuzt, viele Pferde kamen aber später in das ungarische Gestüt Bugac und man will sie dort als eigene Rassegruppe erhalten.







Informationen:
  • Gestüt - Königliches Gestüt Leutstetten
  • BZV-KS - Bayerischer Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialrassen
  • GEH - Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V