Shagya-Araber

Erscheinungsbild:
  • großrahmig, sehr edler Kopf, große Nüstern und Augen, kleine Ohren, trockener Körperbau, kurzer und kräftiger Rücken, ausreichend schräge Schulter, guter Widerrist, kleine und harte Hufe, langer und schlanker Hals, kräftige Hinterhand, abfallende Kruppe

Herkunft:
  • Vollblutaraber mit ungarischen Landrassen, Tscherkessen, Moldauer, Lipizzaner, Mecklenburger, Englisches Vollblut
Verbreitung:
  • Europa vor allem Ungarn, Rumänien und Deutschland, weltweit
Größe:
  • 150 -162 cm, Röhrbeinumfang über 18 cm
Eignung:
  • Springen, Dressur, Freizeit, Gelände, Vielseitigkeit
Farben:
  • alle Grundfarben, etwa 76 Prozent Schimmel, keine Schecken
Charakter:
  • sensibel und intelligent, arbeitswillig, temperamentvoll, lernbegierig


Ursprung

Zuchthengst Diese Rasse wird seit 1789 in dem ungarischen neu gegründeten Staatsgestüt Bábolna gezüchtet und ab 1792 im damals österreichischen und heute rumänischen Radautz, beide gehörten damals zu österreich-Ungarn. Die Rasse entstand aus einer Kreuzung aus Vollblutarabern mit ungarischen Landrassen, Tscherkessen, Moldauer, Lipizzaner, Mecklenburger und Englisches Vollblut.
 Die Pferde sollten immer den Arabern deutlich ähnlich sehen, dabei aber stets Reit-und nie Showpferde sein. Die Pferde mussten den strengen militärischen Ansprüchen genügen, aber gleichzeitig elegante Reit-und Fahrpferde darstellen.
Kopfstudie  Das Gestüt Radautz war am Ende des 18. Jahrhunderts das größte Gestüt Europas, mit mehreren Tausend Pferden auf 9.180 ha Weideland. Die Tiere wurden robust gehalten und mussten die anspruchsvolle Witterung aushalten.



im 19. Jahrhundert

 Im Jahr 1816 führte der General-Gestüts-und Remontierungsinspektor General Graf Harrdeg eine Inspektion des Gestütes Radautz durch. Er konnte seinen Vorgesetzten melden, dass von 1607 Pferde nur 13 krank waren, bezeichnend für die Härte und Robustheit der Rasse.
  Die Rasse war im 19. Jahrhundert in ganz Europa bei den Pferdekennern für ihre sehr guten Eigenschaften berühmt. Man schwärmte von ihrer Ausdauer und Mut, die Pferde zeigten sich trotz ihres sehr edlen Aussehens für extreme Distanzritte.



neues Zuchtmaterial

 Der Baron Eduard von Herbert brachte einen der Stempelhengste der Rasse in die Zucht. Der "Shagya" genannte und 1830 geborene "geapfelte Honigschimmel" wurde durch den Baron für 1.800 Gulden von den Bani- Saher- Beduinen in Syrien gekauft und 1836 nach Bábolna gebracht.
ausdrucksvoller Althengst Eine der bekanntesten und wichtigsten Ankaufs-Expeditionen für die Shagya-Araberzucht fand zwischen 1856 und 1857 statt. Der Oberst Rudolf von Brudermann reiste, in Begleitung des algerischen Nationalhelden Abd el Kader, ein halbes Jahr lang durch den Nahen Osten und sucht und kaufte die besten Zuchtpferde. Am Ende schickte der Oberst 16 Hengste, 50 Stuten und 14 Fohlen nach Triest, von wo aus sie nach Bábolna gelangten.
 Die militärische Gestütsleitung betrieb eine sehr konsequente Zuchtpolitik, indem sie alle nicht geeigneten arabischen Hengste ausmusterte. Unter diesen Hengsten befanden sich wahre Kostbarkeiten, aber sie vererbten nicht die gewünschten Eigenschaften.



Leistungen

Jährling Einen Beweis ihrer Härte lieferte die Rasse bei einem Distanzritt im Jahr 1892, dieser führte über 580 km von Wien nach Budapest. Es nahmen 97 österreichische und 120 deutsche Offi-ziere, welche keinerlei Rücksicht Auf die Pferde nahmen. Im Ziel waren unter den ersten 24 Pferde 16 Tiere aus Ungarn, die meisten waren Shagya-Araber aus Bábolna.



das 20. Jahrhundert

  Mit der Konsolidierung der Rasse zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Fremdbluteinkreuzung verboten. Es durften nur noch Shagya-Araber Hengste und Vollblutaraber Hengste in der Zucht eingesetzt werden.
Fohlen Dadurch, dass die Gestütsleitung dem Militär angehörte, konnte diese die meisten Pferde vor den Kriegen des 20. Jahrhunderts retten. Der Bestand der Rasse war durch die Kriege nie gefährdet, das Gegenteil war bei vielen anderen militärisch genutzten Rassen dieser Zeit der Fall.
  Nach dem Zweiten Weltkrieg züchteten viele Liebhaber der Rasse, diese in ihren neuen Heimatländern weiter. Vor allem in den Staatsgestüten von Ungarn, Rumänien, Jugoslawien (Slowenien) und Tschechoslowakei (Tschechien, Slowakei) wurde und wird die Rasse intensiv weitergezüchtet.



Siegeszug nach Westen

 Die züchterische Nutzung für den Export in den "Westen" begann etwa 1960, das Zuchtziel entsprach fast dem heutigen. Die Pferde sollten großrahmige Araber, mit Eignung für Reiten und Fahren sein. Zudem sollte ihr Charakter für alle Besitzer ansprechend sein. Bei der Zucht in Westeuropa setzte sich vor allem der aus Ostpreußen stammend Dr. Fritz Gramatzky ein.
  Zu dieser Zeit war der Shagya- Araber noch nicht als eigenständige Rasse anerkannt und besaß sogar keinen Namen. Die Vertreter der Rasse wurde einfach Pferde der "Araberrasse", erst als sich die Liebhaber der Rasse auf den Stempelhengst Shagya besinnten erhielt die Rasse ihren Namen.



Anerkennung

ungarischer Zuchthengst  Im Jahr 1978 wurde die Rasse offiziell anerkannt und der WAHO taufte die Rasse in Shagya- Araber um. Dabei wurden acht Zuchtstämme anerkannt, "Shagya", "Gazal", "O´Bajan", "Siglavi", "Dahoman", "Koheilan", "Jussuf" und "Kemir". Um die Reinblütigkeit der Rasse zu beweisen, legte zudem Dr. Gramatzky dem WAHO 200 Pedigrees vor.
 Die Pedigrees waren nur durch die ausführliche Dokumentation der Zucht seit Gründung des Staatsgestüts Bábolna möglich. Die militärischen Angestellten des Gestütes führten genau Buch über jedes Pferd und bewahrten fast alle Dokumente vor der Zerstörung durch Kriegswirren.
  Im Jahr 1983 entstand die Internationale Shagya-Araber Gesellschaft (ISG), in ihr sind alle nationalen Zuchtverbände und Gestüte vertreten und sie koordiniert die Zucht weltweit. Sie führt die Zuchtdokumentation fort und heute ist die Rasse eine der am besten dokumentierten der Welt
  Seit dem Jahr 1990 gilt eine feste Vorschrift für das Pedigree eines Shagya- Arabers, er muss bis zur vierten Generation mindestens sieben Shagya-Araber-Vorfahren besitzen. Die Shagya-Araber sind an einem SH in einem Kreis als Brandzeichen zu erkennen.



bekannte Rassevertreter

temperamentvoll Es gibt immer wieder Shagya-Araber, welche sich im Sport auszeichnen. Der bekannte Schimmelhengst Bachus wurde 1986 geboren und gewann fast das Bundeschampionat im Springen, nur ein Reiterfehler verhinderte dies. Er wirkte daraufhin als Beschäler in der Holsteinerzucht. Der Schimmelhengst Ghazzir wurde 1983 geboren und belegte den elften Platz beim Bundeschampionat in der Vielseitigkeit.
 Viele andere berühmte Pferde haben einen Shagya-Araber im Pedigree, z.B. der Dressurcrack Rembrandt und die Springcracks Milton und Ratina Z.



Einsatzmöglichkeiten

  Pferde dieser Rasse stellen hervorragende Springpferde dar und sind im Allgemeinen für den Turniersport gut geeignet, sie sind erfolgreich in der Dressur bis Klasse M, beim Military und im Fahrsport. Die Rasse ist aber auch immer öfter im Distanzsport oder beim Westernreiten zu finden.
junge Stute Durch den sehr großen Anteil an Vollblutaraberblut sind sie oft nicht für Anfänger oder als Kinderreitpferde geeignet, auch eher ängstliche Reiter sollten vorsichtig sein. Es gibt aber auch sehr ausgeglichene, ruhige und gelassene Rassevertreter, die ihre Aufgabe als Familienpferd hervorragend erfüllen.
 Bei dem Kauf eines Shagya-Arabers sollte man beachten, dass die Rasse spätreif ist. Die Pferde sollten erst vierjährig angeritten werden, dadurch steigen die anfallenden Kosten bei einem Jungtier.







Informationen:
  • ZSSA - Zuchtverband für Shagya-Araber, Anglo-Araber und Araber e.V., Postfach 1236. 63822 Schöllkrippen
  • ISG - Internationale Shagya-Araber-Gesellschaft
  • Zucht I - Gestüt Eichenhof
  • Zucht II - Gestüt Mühlen