Tori
(Torisker, Torgelisches Pferd)

Erscheinungsbild:
  • gerader Kopf. gut ausgeprägter Widerrist, mittellanger, sehr gut bemuskelter Rücken, abfallende Kruppe, kräftige Gelenke, kein Behang, breiter und muskulöser Hals, starkes Fundament
Herkunft:
  • Estnischer Klepper, Araber, Ostfriesen, Finnpferd, Orlow Traber, Postier- Bretone
Verbreitung:
  • Estland, Russland, Finnland
Größe:
  • 160 – 170 cm
Eignung:
  • Dressur, Freizeit, Fahren, Landwirtschaft
Farben:
  • alle, außer Schecken, keine Füchse
Charakter:
  • ausgeglichen, gelassen, ausreichend Temperament


Entstehung

 Der Tori stammt aus dem 1855 von der livländischen Ritterschaft gegründeten Gestüt Torisk/ Torgel am Fluss Pjarnu, dort wurden ursprünglich die einheimischen Estnischen Klepper/ Saaremaa (ein kräftiges Kleinpferd) gezüchtet. Schon 1856 änderte sich das Zuchtziel, man wollte den Estnischen Klepper verbessern und jetzt ein schweres Warmblutpferd mit exzellenten Zugleistungen und gleichzeitiger guter Reiteignung für die Kavallerie züchten.




Einflüsse

 Gleich am Beginn der Zucht im Jahr 1856 wurden Araber- und Finn (-pferd)hengste zusätzlich zu den Saaremaahengsten in der Zucht eingesetzt, auch Trakehnerblut wurde in der Zucht verwendet. Die gezielte Zucht begann mit 8 Hengste und Stuten des Estnischen Kleppers, dazu kamen drei Hengste und zehn Stuten der Rasse (Finnpferd) Finnisches Universal und die drei Araberhengste „Dahman“, „Kamill“ und „Omaar“ Von den Arabern hat die Rasse bis heute ihre trockenen und ausdrucksvollen Köpfe und durch die Finnpferde wurden die Tiere etwas größer und harmonischer im Körperbau.
Zuchthengst  Einer der wichtigsten Mitbegründer der Rasse war der Estnische Klepper „Wiskal IX“, er vererbte zum einen ein elegantes Aussehen und zum anderen eine sehr hohe Zugleistung. Der „Wiskal IX“ Sohn „Wapsikas“ aus der „Zygge“ gewann auf der Weltausstellung in Paris eine Silbermedaille und schaffte im Zugkraftwettbewerb eine Leistung von 6.300 kg, im Jahr 1865 zog er nochmals ein Gewicht von 5865 kg und in Moskau zog er 3472 kg auf ansteigender Straße zwei Kilometer weit.
 Im Jahr 1862 wurden zwei Hengste und zehn Stuten der Rasse Ardenner aus Belgien importiert. Durch diese Pferde erreichte man eine größere Masse und Größe bei den Tieren. Die Pferde waren aber noch immer von einem uneinheitlichen Typ, aber die Anfänge waren schon viel versprechend.




"Jartar" und "Hetman"

 Am Ende des 19. Jahrhunderts fand eine gezielte Veredlung der Rasse statt, man importierte 1888 den Orlow Traber „Jartar/ Jantar“ und setzte ihn im Nachbargestüt Avinur ein und der 1886 geborene Hengst „Hetman“ kam 1892 als Beschäler in das Tori Gestüt. Von „Jartar“ erbten die Nachkommen einen sehr ausdrucksvollen Schritt und Trab, die heute gezeigten Gänge der Tori gehen noch immer teilweise auf diesen Hengst zurück. Der Hengst „Hetman“ stammte von dem Hengst „Stewart“, welcher von einem Norfolk-Traber und Anglo- Normannen Stute stammte, und einer Hunter Stute ab. „Hetman“ war schon einige Jahre vorher von den Grafen von Berg aus Polen importiert worden und stellte bereits seine genetischen Qualitäten in dem Gut Sangaste unter Beweis. Der Hengst „Hetman“ entsprach in seinem Aussehen und Leistungsfähigkeit genau der Vorstellung der Züchter von einem mittelschweren Arbeitspferd, in seiner Laufbahn brachte er 48 sehr gute Hengste und allein 37 Stuten nur für die Tori - Zucht hervor. Er wurde ein Stempelhengst der Tori, er brachte sehr viele Nachkommen mit energischen Temperament und hoher Zugkraft hervor. Fast alle heutigen Tori können „Hetman“ ihrer Ahnenreihe aufweisen. Im Jahr 1894 wurden die Tori endlich als einzigartige und selbstständige Rasse anerkannt.
Kopfstudie  Bei der Allrussischen Pferdeausstellung 1910 gewann eine Gruppe von „Hetman“ Söhnen die Goldmedaille, seine Söhne erwiesen sich auch als hervorragende Beschäler und wurden auch weit außerhalb des Gestüts eingesetzt. Man versuchte auch eine gezielte Inzucht, um die guten Eigenschaften „Hetmans“ in der Rasse zu festigen. Dabei traten aber die üblichen Probleme einer Inzucht auf, nicht nur die guten sondern auch die schlechten Eigenschaften vermehrten sich. Durch eine gezielte Selektion, der Gründung von Linienzucht und Erschaffung von Stutenfamilien konnten viele gute Eigenschaften gefestigt und schlechte beseitigt werden.




Ostfriesen

 In den 1920er wurden zwei Ostfriesenhengste in der Zucht eingesetzt, sie sollten die Problem der Inzucht vermindern und gleichzeitig ausdrucksvolle Gänge vererben. In den 1970er bis 1980er waren sowjetische Zuchtverantwortliche leider der Meinung, dass „Arend“ und „Meinhard“ breite Hufe, schmale Brust und Ramsnasen vererbt hätten. Ihr Blut wurde gezielt aus den Zuchtlinien eliminiert.




Zuchtbucheröffung

 Im Jahr 1922 wurde das erste Zuchtbuch eröffnet, darin wurden alle Pferde ab „Hetman“ erfasst und bis heute ist die Dokumentation lückenlos. Gegen Ende der 1930er wurde in der ersten Estnischen Republik keine Kavalleriepferde sondern Pferde für die Landwirtschaft benötigt, auch waren die Probleme der Inzucht noch nicht völlig beseitigt. Daher wurden 1936 fünf Postier-Bretonen importiert, Loots (Lotse), Uhke (Stolz), Virk (Lebendig), Tugev (Stark) und Sammur (Schreiter), sie wurden stark in der Zucht eingesetzt. Durch die Postier-Bretonen wurden die Tori sehr mächtig und schwer im Körperbau und es erhöhten sich nochmals ihre Zugleistungen aber ihre Gänge verschlechterten sich.




Rasse Anerkennung

 Im Jahr 1950 wurde die neue Rasse als konsolidiert erklärt und am 26. März 1950 wurden die Tori durch den Ministerrat der UdSSR als eigenständige Rasse anerkannt. In den 1970er begann die Umzucht der Tori, der Bedarf an schweren Arbeitspferden sank aber der von leichteren und vielseitig einsetzbaren Pferden stieg, zudem waren die Tori in den letzten Jahrzehnten immer schwerer geworden. Man begann gezielt Alt- Hannoveraner Hengste in der Zucht einzusetzen, die Nachkommen ähnelten schon stark dem heutigen Schweren Warmblut/ Alt- Oldenburger.




Veredlung und Verdrängung des Tori

Universal Tori  Seit den 1990er veränderte sich die Rasse sehr stark, es wurden ziellos Vollblüter, Traber, Trakehner, Hannoveraner, Holsteiner, Budjonnys u.s.w in der Zucht eingesetzt, um damit leichte und sehr gute Sportpferde vor allem für Springpferde zu erhalten. Auch in der staatlichen Zucht wurden Hengste anderer Rassen eingesetzt, es stand nur noch ein Sportpferd im Zuchtmittelpunkt und die sehr guten Eigenschaften des ursprünglichen Torikers wurden unwichtig. Zudem unterstützt der Estnische Pferdezuchtverband nicht die Züchter reinrassiger Tori und beide Typen werden in einem Zuchtbuch geführt. Viele Bauern konnten sich die alten Tori nicht mehr leisten, Maschinen führten die Arbeiten viel billiger aus und die Erhaltungskosten für die Pferde waren relativ hoch, deswegen kamen sehr viele Pferde zum Schlachter. Damit ist inzwischen die Rasse stark bedroht, es gibt nur noch zwei bis drei Linien- und reingezogene Hengste sowie etwas mehr als ein paar dutzend Stuten für die Zucht und besonderst der schwere Typ ist stark bedroht.




Typen

 Man unterscheidet heute zwei Typen:

Eigenschaften und Zucht

Sport Tori  Diese Pferde haben von ihren Vorfahren einen sehr guten Charakter, verbunden mit Gesundheit und Anpassungsfähigkeit geerbt. Sie verfügen über hervorragende Gänge, Galoppvermögen und Springtalent. Gerade der schwere Typ ist für Freizeitreiter interessant, da er doch über sehr hohe Ausgeglichenheit, Ausdauer und Allroundfähigkeit verfügt. Leider werden in Estland nur noch im Gestüt Hargo Talu die Pferde in Reinzucht vermehrt, man sollte aber gerade diese Rasse fördern und erhalten und der Estnische Pferdezuchtverband sollte schnellsten getrennte Zuchtbücher beider Schläge einführen. In Deutschland bemüht sich der „Verein zum Erhalt reinrassiger Tori- Pferde alten Schlages e.V.“ um diese Rasse und hilft bei Fragen gern weiter. In Finnland sind die Pferde alten Schlages als „Torinhevonen“ bekannt, sie werden dort noch immer gerne genutzt und gezüchtet.







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