Trakehner

Erscheinungsbild:
  • sehr edles Aussehen, große Augen, offene Nüstern, Dreieckskopf, trockene Gliedmaßen, gute Sattellage, schräge Schulter
Herkunft:
  • aus Ponyrasse Schweiken durch Kreuzung mit spanischen und neapolitanischen Hengsten entstanden
Verbreitung:
  • Gesamtdeutschland, dazu Tochterverbände in der ganzen Welt
Größe:
  • 160- 170 cm
Eignung:
  • alle Disziplinen, vor allem Vielseitigkeit und Dressur
Farben:
  • vor allem Braune und Rappen, seit 1996 sind Schecken wieder erlaubt
Charakter:
  • leistungsbereit, intelligent, sensibel


Ursprung

Zuchthengst  Der Trakehner stellt die älteste und edelste Warmblutrasse Deutschlands dar. Die Trakehner verdanken ihre Existenz einer Ponyrasse. Die Schweiken waren eine kleine und robuste Rasse aus Ostpreußen, die den Koniks sehr ähnlich war. Als Ritter des deutschen Ordens im 14. Jahrhundert Ostpreußen eroberten, bewunderten sie die Anspruchslosigkeit und den Arbeitswillen der Schweiken. Als die Ritter mehr rittige Remonten benötigten, brachten sie spanische und neapolitanische Hengste als Veredler der Schweiken in Land.




Georg Friedrich und Frierich Wilhelm I.

 Als der Orden zerbrach lag auch die Landespferdezucht danieder. Erst 1610 wurde sie durch den Markgrafen Georg Friedrich wieder in Schwung gebracht. Er führte eine Brennordnung und Selektionskriterien ein. Die Pferde teilte er nach ihren Farben den Gestüten zu. Im Jahre 1725 ließ der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. riesige Sumpfflächen im Nordosten von Preußen trockenlegen und befahl den Aufbau von Gestüten, diese sollten billige und gute Pferde für das Militär liefern.




Stutamt Trakehnen

Kopfstudie  Eine geplante Zucht gab es im Königlichen Stutamt Trakehnen erst ab 1732. Am ersten September 1732 zogen 1101 Pferde, davon 513 Mutterstuten, in das 56 Quadratkilometer große „Stutamt Trakehnen“ ein. Anfangs war die Rasse noch sehr gemischt, es gab nur wenige Tiere die sich im Körperbau ähnelten. Durch eine starke Auslese schälte sich aber bald ein homogener Typ heraus. Es entstanden wendige und schnelle Kavallerie- Remonten.
 Neben dem Hauptgestüt wurden bald vier Landgestüte in Ostpreußen geschaffen. Schon in dieser Zeit besaßen die Pferde einen sehr guten Ruf. Der Preußenkönig lobte die Pferde aufgrund ihrer Leistung, keine anderen Pferde hätten eine solche Schnelligkeit und Ausdauer. Sie sollen so die Kurierstrecke Berlin- Königsberg fast einen ganzen Tag schneller hinter sich gebracht haben als alle anderen Tiere.




Einflüsse und Reinzucht

 Durch die Einkreuzung von englischen und arabischen Vollblütern wurden sie ausdauernd, hart und leistungsstark. Schwere Arbeitspferde wurden nie eingesetzt aber einige der damals beliebten Barockrassen, wie Spanier, Zweibrücker, Mecklenburger, Dänen und Neapolitaner. Als Stammväter der heutigen Trakehner zählen unter anderem der Vollblutaraber "Persianer", ein Schimmel, sowie "Spinola", ein Porzellanschecke und Sohn von Persianer, und "Ptti", ein brauner, beides herausragende Hengste ihrer Rasse.
 Trakehner sind eine rein gezogene Reitpferdrasse. Das bedeutet, dass seit 1880 nur noch Araber, Shagya- Araber, Anglo- Araber und Englische Vollblüter eingekreuzt werden dürfen. Seit dieser Zeit wurde die Rasse streng selektiert und schon bald stellten sie begehrte Kavalleriepferde dar, so kaufte Polen 1500 Pferde, für ihre eigene Kavallerie, im Jahre 1828 ein.




erste Hengstleistungsprüfung

 Die Trakehner waren 1926 die ersten Pferde, welche sich einer Hengstleistungsprüfung unterziehen mussten. Sie wurden in der Hengstprüfungsanstalt Zwion mit zweieinhalb Jahren, einem einjährigen Test unterzogen. Vorher wurden Zuchthengste nie geritten, erst recht nicht auf Rittigkeit getestet. Aber auch die jungen Stuten mussten im Gelände ihre Härte und Ausdauer beweisen, ehe sie als Zuchtstuten anerkannt wurden. Somit kamen nur die besten Jungpferde in die Zucht. Erstes Aufsehen erregte die Rasse 1936 durch den Gewinn von vier Goldmedaillen bei den olympischen Spielen.




Zweiter Weltkrieg

ausdrucksstark  Ihre Berühmtheit erlangten die Trakehner aber erst durch einen Krieg, den zweite Weltkrieg. Damals wurde das Stammgestüt Trakehnen, so wie viele andere, zerstört. Im Winter 44/45 schleppten Trakehnerzuchtstuten bei minus 23 Grad und heftigen Schneesturm die Wagen der Flüchtlinge aus Ostpreußen. Sie mussten am Tag 50 km, über löchrige und gefrorene Feldwege, zurücklegen. Sie wurden dabei in der Nacht nicht ausgeschirrt, damit man jederzeit aufbrechen konnte. Die Pferde waren zweieinhalb Monate und 600 Kilometer lang unterwegs. Den Treck überlebten von ca. 25.000 Tieren nur 1.500.




schwieriger Neuanfang

 Viele der überlebenden Pferde waren aber nicht mehr zuchttauglich, in Westdeutschland standen nur 1.400 Pferde zum Wiederaufbau der Zucht zur Verfügung. Durch diese Leistung bildete sich eine riesige Fangemeinde in der ganzen Welt.
 Nach dem Weltkrieg kam es fast zum Ende der Rasse. Die zuchtuntauglichen Tiere sollten in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Durch ihren Adel stellten sie aber keine ruhigen Bauernpferde dar, sondern wehrten sich auch mal bei zu harter Behandlung. Schon bald waren sie als spinnig, und widerspenstig verschrien. Und kaum einer wollte sie besitzen. Es gab aber immer noch Liebhaber dieser Rasse und Ende der 40er Jahre wurde das erste neue Trakehnergestüt in Hunsrück gegründet. Noch aber war die Rasse in Gefahr, der Nachkriegs-Zuchtverband registrierte 1956 nur 647 Tiere.
 Bis in die 70er Jahre bestand das einzige Ziel in der Zucht darin, die Population zu erweitern und es wurde weder auf besonderes Aussehen noch Charakter geachtet. Erst Ende der 70er war der Trakehnerbestand auf über 3.000 Tiere gewachsen und es konnte eine schärfere Selektion stattfinden. Da es sich zeigte, dass die Trakehner Schwächen im Bereich des Springens hatten, werden die Hengste seit 1983 bei der Körung auch im Freispringen getestet. Zudem werden bei den Zuchthengsten seit 1991 die Beine geröntgt, um so Makel im Knochenbau oder an den Sehnen aufzudecken.




Zucht in der DDR

 Im Osten verlief die Zucht der Trakehner lange Zeit im geheimen. Sie entsprachen nicht dem Ziel eines ostdeutschen Einheitspferdes. Nur wenige Tiere durften anfangs noch als Veredler arbeiten, der Rest sollte eigentlich verschwinden. Es gab aber engagierte Züchter, die trotz aller Verbote und Widrigkeiten weitermachten und die Trakehner in Ostdeutschland erhielten. Die Regierung erkannte die Bedeutung der Trakehner als Sportpferde und man beschloss sie unter dem Namen Warmblut Trakehner Abstammung weiter zu züchten.




Trakehner Schecken

 Nach dem zweiten Weltkrieg verlangte der Markt nach einem einfarbigen Sportpferd und die Scheckenlinien starben in Deutschland aus. Vorher gab es immer mehrere gescheckte Trakehnerlinien, welche auf bunte Pferde des Barock zurückgehen. Diese bunten Trakehner waren bei Kaisern und Königen sehr beliebt und es wurden extra bunte Deckhengste aufgestellt. Die Scheckzucht ist seit 1732 lückenlos dokumentiert und deren Tiere wurden immer rein gezogen. Der Stammhengst Spinola ist in vielen Trakehner- Pedigrees zu finden. Er wurde 1759 geboren und war ein Porzellanschecke. Der Hengst wurde von 1764 bis 1780 in Trakehnen als Zuchthengst eingesetzt und vererbte neben der Farbe auch sein hervorragendes Interieur und Exterieur.




gescheckte Zuchthengste

Stute mit Fohlen  Ab dem Jahr 1790 wurde der spanische Hengst Hua Embarc als Deckhengst im Hauptgestüt eingesetzt, wie sein Vorgänger war er ein Porzellanschecke. Der Hengst zeugte 103 Nachkommen und viele davon waren gescheckt. Ebenso wurde der Englische Vollblüter Master Magpie eingekreuzt, er hatte weiße Flecken an Bauch und Flanken. Genauso der Vollblüter Bird Catcher, mit kleinen Flecken im Fell, und sein Nachkomme Tetrarch, welcher Stichelhaare besaß. Dessen Scheckgene brachte sein Enkel Lehnsherr Anfang des 19. Jahrhunderts nach Ostpreußen.




"Eva" und Neubeginn der Scheckzucht

 Anfang des 20. Jahrhunderts begründete die russische Rappstute Eva eine weitere bekannte Schecklinie. Die Stute bracht 15 Fohlen zur Welt und ihre Linie wurde 1918 offiziell anerkannt. Die Farbgene dieser Pferde stammen wahrscheinlich von deren arabischen Vorfahren. Araber sind sehr oft Träger für solche Gene. Die Linie der Rappscheckstute Eva überlebte den Krieg, aber deren Nachfahren starben in Deutschland aus und nur in Polen wurden bis heute Nachkommen gezüchtet. In Deutschland wurden Pferde aus dieser Linie nicht anerkannt, dies änderte sich erst 1996.
 In diesem Jahr wurden die Reinzuchtbestimmungen neu festgelegt und auch Schecken wieder zugelassen. Seitdem kann man wieder Schecken mit echten Trakehnerpapieren bewundern, wenn sie Stuteneintragung und Körung entsprechen der Zuchtbestimmung überstehen.




Elchschaufel

  Das Brandzeichen für die Trakehner, die Elchschaufel ist weltweit bekannt und alle Töchterverbände haben ihn übernommen. Das Aussehen kommt von der Ähnlichkeit der Trakehnerohren mit den Ohren der Elche, welche früher in Ostpreußen lebten. Die Trakehner hatten vor dem zweiten Weltkrieg noch richtige Schlappohren, die schon fast waagerecht standen.
 Bei der Gestütsgründung trugen alle Trakehner noch die Krone des preußischen Königs als Brandzeichen. Die Eichschaufel, das berühmte Brandzeichen der Trakehner hat seinen Ursprung im Jahre 1789. In diesem Jahr erhielten die Trakehner des Hauptgestüts zum erstem mal eine einfache Elchschaufel auf den rechten Hinterschenkel gebrannt. Später erhielten die Stute ein Brandzeichen mit einer doppelten Elchschaufel aufgebrannt. Ab 1815 bekamen auch die Wagenpferde einen Elchschaufelbrand und schon bald wurde die doppelte Elchschaufel das Markenzeichen aller Trakehner.




Eigenschaften und Zuchtbestimmungen

amerikanischer Zuchthengst  Der heutige Trakehner ist vor allem ein Sportpferd, welches gefordert werden will. Vor allem in der Dressur und Vielseitigkeit glänzen sie, aber auch vor Kutschen, als Voltigierpferde oder gar im Westernsport zeigen sie ihr Können.
 Ein Pferd muss seine Trakehner Abstammung sechs Generationen zurück, auf Trakehner, englische Vollblüter oder Araber, nachweisen können, um als Trakehner anerkannt zu werden. Der Name eines Trakehner muss mit dem Anfangsbuchstaben seiner Mutter beginnen. Die Stuten müssen Stuteneintragung und Stutenleistungsprüfung, bei speziellen Eintragungsplätzen für Trakehner, bestehen. Hengste durchlaufen eine Körung des Trakehner-Zuchtverbandes oder eine Hengstleistungsprüfung, zudem können sie sich über ihre sportliche Leistung für die Zucht qualifizieren.
 Natürlich kann auch ein Freizeitreiter einen Trakehner nutzen. Man darf aber nicht den großen Vollblutanteil außeracht lassen und ihn wie einen Haflinger behandeln. So werden Tiere sehr schnell verdorben und können schlimmstenfalls sogar bösartig werden.







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