Mecklenburg Vorpommer

Erscheinungsbild:
  • mittellanger Rücken, schräge Schulter, gut ausgeprägter Widerrist, trockener Körperbau, große Augen, langer sowie gut angesetzter Hals, kleine und harte Hufe, gerader Kopf
Herkunft:
  • einheimische Pferde, Englisches Vollblut, Hannoveraner Trakehner, Suffolk, Shire, Clydesdale
Verbreitung:
  • Mecklenburg – Deutschland
Größe:
  • ca. 160 bis 170 cm
Eignung:
  • Springen, Dressur, Freizeit, Fahren
Farben:
  • alle, keine Schecken
Charakter:
  • ausgeglichen, intelligent, nervenstark


Entstehung

Zuchthengst  Der Mecklenburger stellt eine alte und erfolgreiche deutsche Warmblutrasse dar, bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden planvoll Englische Vollblüter in der Zucht eingesetzt. Dies war bevor andere europäische Rassen gezielt veredelt wurden, die Pferde waren hervorragende Halbblüter und wurden sogar zur Veredelung des Hannoveraners eingesetzt. Besonderst folgende Mecklenburger Hengste waren für die Hannoveranerzucht von Bedeutung:

Redefin

Kopfstudie  Noch gezielter wurde die Zucht 1812 mit der durch Herzog Friedrich Franz I. vorgenommenen Gründung des Gestüts Redefin, der vorhandene Bestand sollte nun noch weiter verbessert werden. Es entstand eine sehr vollblutbetonte Rasse mit hoher Ausdauer, Härte und Mut, welche als Veredler und Kavalleriepferde eingesetzt wurde. Die napoleonische Armee kaufte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts sehr viele Remonten in Mecklenburg.




Einsatz von Kaltblütern

 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann ein Zuchtumschwung, die guten Zuchtbeziehungen zu Hannover brachen ab und es fand ein unkontrollierter Einsatz Englischer Vollblüter mit schlechter Erbrade statt. Durch den zu starken Einsatz der Englischen Vollblüter waren die Pferde zu leicht geworden und man wollte dass so schnell wie möglich ändern, man setzte Suffolk, Shire und Clydesdale – Hengste aber auch Hannoveraner in der Zucht ein.
 Der Einsatz der Kaltblüter führte zur Verdrängung der sehr guten Rasseeigenschaften, die Pferde verloren an Härte, Beweglichkeit, guten Charakter und optimalen Temperament. Es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, da erinnerte man sich der alten Zuchtmethoden aber anstatt Englischer Vollblüter setzte man vermehrt Hannoveraner ein.




Zuchtbuch und Zuchtverband

 Ein Zuchtbuch mit dem gleichen Zuchtziel wie die Hannoveraner wurde 1895 eröffnet, bis 1938 war die Zucht wieder gefestigt. Mecklenburg blieb trotz des Zuchtfehlschlags ein sehr bedeutendes Zuchtgebiet, von dort stammten Hengste wie der 1909 geborene „Aldermann I“, der 1922 geborene „Detektiv“ oder der 1938 geborene „Flügeladjutant“. Der Zuchtverband wurde 1913 gegründet und im Jahr 1932 konnten zwei Drittel aller Zuchthengste auf hannoveranische Abstammung zurückblicken.
 Die Zucht hatte bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges eine große Homogenität im Typ, Modell, Leistung und Genealogie innerhalb der Rasse und zum Hannoveraner erreicht. Damit war Hannover zum Hauptzuchtgebiet und Mecklenburg sowie Pommern zu Nachzuchtgebieten geworden.




Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

 Der Zweite Weltkrieg wirkte sich sehr negativ auf die Zuchtgebiet aus, über 2/3 des Zuchtmaterials ging durch Krieg und vor allem Reparationszahlungen an die Sowjetunion verloren und die Zucht musste neu aufgebaut werden. Durch die Eingliederung des hannoveranischen Deckstellenbereichs Neuhaus/ Elbe und weitere in Pommern befindlichen Zuchtkreisen vergrößerte sich das Zuchtgebiet. Die Warmblutzucht wurde unter staatliche Kontrolle und Förderung gestellt. Der Hengstbestand war von guter Qualität, optimale Bedingungen für den Neuanfang und im Jahr 1949 kam es zur Wiedereröffnung des Hengstdepots Redefin.
 Im Jahr 1945 wurde das Landgestüt Ferdinandshof gegründet und es fand ein Zusammenschluss mit der restlichen Pommerschen Pferdezucht statt. Die Pferde aus Pommern wurden auch in Mecklenburg eingesetzt und umgekehrt, die gesamte Rasse war in kurzer Zeit konsolidiert wobei besonderst die Blutlinien A und F aus Hannover von Bedeutung waren. Das Zuchtziel bestand in einem Pferd mit trockenem Körperbau mit viel Ausdruck für eine vielseitige Verwendung in Sport und Landwirtschaft.




Grundlage für das Edle Warmblut

Sporthengst  Ab den 1960er begann in der DDR die Ausrichtung der gesamten Zucht auf eine einheitliche und in sich geschlossene Pferderasse mit mannigfaltiger Verwendungsmöglichkeit, das Edle Warmblut war geboren. Für die neue Rassen stellten Mecklenburger und Brandenburger eine sehr gute Zuchtgrundlage dar, dazu kamen Trakehner und Hannoveraner. Durch die gute Zuchtleistung wurden Pferde für die Zuchten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Zuchtregion Süd) zur Verfügung gestellt, zur gleichen Zeit versuchte man das Schwere Warmblut vollständig zu verdrängen (mit Englischen Vollblut, Trakehnern und edlen Warmblut) aber glücklicherweise scheiterte dies.
  Mit der Schaffung einer einheitlichen Rasse in der gesamten DDR bestand die Gefahr, das die alten Rassen völlig darin auf und am Ende unter gingen. Engagierte und erfahrene Züchter sorgten aber immer dafür, dass ein kleiner Bestand möglichst reinrassiger Pferde der einzelnen Rassen erhalten blieb und damit ein wichtiger Genpool für die weitere Zucht.




nach der Wende

  Nach der Wende 1989 besann man sich der hervorragenden Zucht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und begann mit der Reinzucht, vor allem Tiere mit allen Eigenschaften der alten Rasse und geringen Fremdbluteinsatz wurden verwendet. Das Landgestüt Redefin wurde 1993 von dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern übernommen und dessen dringend notwenige Renovierung konnte beginnen.




Gegenwart

 Inzwischen ist der Mecklenburger wieder eine Rasse mit eigenen Zuchtzielen und im Typ der alten Rasse. Die Pferde weisen wieder eine besondere Trockenheit, Eleganz und Härte auf, sie werden immer beliebter im Sportbereich und dort auch in den oberen Klassen. Die Tiere besitzen schwungvolle Bewegungen und ein natürliches Talent für Dressur und Springen, Freizeitreiter finden in ihnen sehr vielseitige Pferde mit Turniereignung. Für Anfänger ist die Rasse nicht immer zu empfehlen, die schwungvolle Gänge sind schwer zu sitzen und das Temperament nicht immer einfach.







Informationen:
  • Verband - Verband der Pferdezüchter Mecklenburg -Vorpommern e.V.
  • Zucht - Gestüt Mecklenburg -Vorpommern